Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Pilgerin von Montserrat

Die Pilgerin von Montserrat

Titel: Die Pilgerin von Montserrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
Vom Netzwerk:
sich und seiner Idee besessen gewesen wäre.«
    Froben atmete hörbar aus. »Natürlich hast du auch wieder recht. Ich möchte den Kandelaber ja selber unbedingt finden – und besitzen.«
    Ein Glitzern war in seine Augen getreten.
    »Wir reisen heute noch ab«, entschied er.
    Sie begaben sich zur Bibliothek, um sich von Bruder Gabriel zu verabschieden. Er saß über einen Folianten gebeugt, das Leseglas in der Hand.
    »Ihr seid sicher gekommen, um Euch von mir zu verabschieden«, rief er ihnen entgegen.« Wie konnte er das wissen?
    »Woher ich das weiß? Ich habe es Euch beiden an der Nasenspitzeangesehen, dass ihr es nicht erwarten könnt. Ich muss Euch jedoch über etwas berichten, was geschehen ist.«
    Wollte er sie womöglich von der Weiterreise abhalten?
    »Heute Morgen kam ein Bote und überbrachte mir eine Sendung meines Freundes aus Jerusalem. Es war ein Holzkästchen voller Ingwergebäck, mit einem Begleitbrief, es sei der Dank für eine alte Bibel, die ich ihm geschickt hatte. Das war für mich so ungewöhnlich, dass ich unseren Infirmarius, Bruder Antonio, hinzuzog. Er fütterte einen der umherstreifenden halbwilden Hunde mit einem Plätzchen. Das Tier starb qualvoll innerhalb einer Stunde.«
    Teresa erbleichte. Sollte das denn nie aufhören?
    »Das ist in der Tat ein ernsthafter Grund zur Besorgnis«, sagte Froben. »Habt Ihr eine Vermutung, wer der Absender des Päckchens sein könnte?«
    »Das, was Ihr mir berichtet habt, hat mich hellhörig gemacht. Ich gewann den Eindruck, als wenn jeder, der mit dem Geheimnis dieses Kandelabers beziehungsweise der Menora in Verbindung kommt, des Todes ist. Ich habe Euch ja nun eine ganze Menge erzählt. Und damit hatte ich wohl nach den Begriffen dieser Leute, die ebenfalls danach zu suchen scheinen, den Tod verdient.«
    »Aber wie konnten die von dem wissen, was Ihr uns erzählt habt?«
    »Ich glaube, dass es eine Gruppe von Menschen gibt, die sich in die Klöster und auch in andere Örtlichkeiten eingeschlichen haben«, antwortete Bruder Gabriel. »Ihre Augen und Ohren sind überall. Wenn Euch tatsächlich diese beiden Reiter verfolgt, aber nicht getötet haben, dann sollt Ihr das Geheimnis herausfinden, also den Ort, an dem sich die Menora befindet, und sie dorthin führen.«
    »Den Gedanken hatten wir ebenfalls schon«, bemerkte Froben. »Und wir haben nach vielem Nachdenken beschlossen, uns nicht von unserem Plan abbringen zu lassen – koste es, was es wolle.«
    »Das braucht ihr auch nicht«, meinte Gabriel und strich sich über den Bart. »Ihr müsst nur äußerste Vorsicht walten lassen. Sucht Euch jemanden, der Euch beschützt, eine Eskorte vielleicht.«
    »Aber genau so eine Eskorte wurde gleich am Anfang aus dem Weg geräumt!«, rief Teresa.
    »Pscht«, machte Bruder Gabriel und legte den Finger auf den Mund.
    »Bleibt auf jeden Fall heute noch hier, bis sich das Wetter bessert. Dann werde ich dafür sorgen, dass Ihr unerkannt fortkommt. Wie, muss ich mir noch überlegen.«
    Die Zeit des Wartens wurde Teresa zu lang. Sie streifte im Kloster herum, besuchte die Gottesdienste, bot ihre Hilfe in der Küche an, schaute immer wieder aus der Tür hinaus zum Himmel, ob die Wolken sich nicht endlich verzogen, der Wind und der Schneefall abnahmen, und kehrte schließlich in die Bibliothek zurück. Sie ging langsam an den Reihen der Bücher entlang, zog eins heraus, blätterte darin und stellte es wieder zurück. Froben hatte sich in seine Zelle zurückgezogen, um auszuruhen. Ein Buch mit rotbraunem Ledereinband fiel ihr in die Augen. Leben und Lehren der Assassinen stand auf dem Rücken in Goldlettern geschrieben. Teresa zog es heraus, blies den Staub hinweg, wie sie es bei Bruder Gabriel gesehen hatte, setzte sich an den Tisch, schlug das Buch auf und begann zu lesen. Es war in Latein geschrieben, so dass sie den Text leidlich verstand.
    Dies ist die Niederschrift eines Berichtes über eine Gruppe von Ismailiten, die während der Zeit der ersten Wallfahrt zum Heiligen Grab einmal den Rittern Christi in den Rücken fielen, dann wieder in deren Auftrag meist hochstehende Menschen töteten, Verräter oder solche, die sich vom wahren Glauben abgewandt hatten. Im Jahre des Herrn 1118, neunzehn Jahre nach der Eroberung Jerusalems, ordnete Balduin II., König von Jerusalem, seines Zeichens Großmeister des Templerordens, an, einen Geheimvertrag mit dem Großmeister der Assassinen zu schließen. Die Assassinen waren eine Gruppe persischer Ismailiten. Ihr Name geht auf

Weitere Kostenlose Bücher