Die Pilgerin von Montserrat
die Pilgerwege schützen sollte.«
»Ich habe fast den Eindruck, als sei das auch heute noch nötig«, warf Teresa ein.
»Ihr habt recht«, antwortete Bruder Gabriel. »Aber es gibt keine Tempelritter mehr, nicht einmal echte Ritter, so wie sich die wehrhaften Mannen damals sahen.«
»Wann wurde der Orden gegründet? Das ist mir deshalb wichtig, weil ich wissen möchte, ob es etwas mit unseren Vorfahren und dem Kandelaber zu tun hat.«
»Über die Gründung ist wenig bekannt. Im Jahr 1118 legten einige Ritter vor dem Patriarchen von Jerusalem ein Gelübde ab, womit sie sich verpflichteten, nach den Regeln des heiligen Benedikt zu leben – in Armut, Keuschheit und Gehorsam. Außerdem schworen sie, die Straßen und Wege zu schützen. Das Armutsgelübde bezog sich auf die einzelnen Ritter, nicht auf den Orden als Gesamtheit. Die Templer wurden innerhalb weniger Jahre sehr reich, da jedes neue Mitglied dem Orden sein Vermögen überschrieb. König Balduin II. von Jerusalem baute einen neuen Palast beim Davidsturm und schenkte dem Orden seinen alten. Dort zogen die Templer ein, und weil der Palast möglicherweise auf dem früheren Tempel Salomons erbaut worden war, wurden die Ritter ›Brüder‹ bzw. ›Ritter des Tempels‹ oder ›Templer‹ genannt. In der Öffentlichkeit hießen sie ›Die Armen Soldaten Christi‹. Hugo von Payens, Gründer und erster Großmeister der Templer, hatte am ersten Kreuzzug 1096 – 99 teilgenommen, war im Jahr 1100 heimgekehrt, unternahm 1104 und 1114 eine Pilgerfahrt nach Jerusalem und ließ sich schließlich im Heiligen Land nieder. Hugos Idee vom Mönchrittertum war neu, erstmals sprach man davon, Kriegshandwerk und Mönchtum unter einem Begriff zu vereinen.«
»Ist das nicht ein Widerspruch, gleichzeitig Mönch und Ritter zu sein?«, fragte Teresa.
»Arm und keusch waren sie, diese Ritter, gebetet und gearbeitet haben sie auch. Wenn einer von ihnen eine Geliebte hatte, dann nur heimlich, heiraten durfte er nicht. Doch hört weiter: Die Templer trugen weiße Kleidung und darüber einen weißen Mantel. Die Farbe Weiß stand für die Reinheit der Seele. Die Haare trugen sie kurz geschoren, Bärte waren erlaubt. Das rote Tatzenkreuz kam erst 1147 unter Eugen III. auf. Sie waren keiner weltlichen Macht unterstellt, niemand durfte den Lehnseid von ihnen fordern, sie waren nur dem Papst verantwortlich. Was sie im Kampf erbeuteten, durften sie behalten. Im Oktober 1228 zeigte der Orden schon Auflösungserscheinungen, richtig hoffnungslos war die Lage nach dem Verlust des Heiligen Landes 1291. Die Länder wollten nicht mehr um Jerusalem kämpfen, der Geldfluss versiegte. Der Orden zog nach Zypern. Jakob von Molay wurde zum neuen und letzten Großmeister gewählt. Er machte sich von Zypern aus auf nach Europa, um zum Kreuzzug aufzurufen, aber er hatte keinen Erfolg. Ab 1305 kamen Gerüchte über die Templer in Umlauf, sie wurden der Ketzerei, der Sodomie und des Götzenkultes bezichtigt. Einige Berater König Philipps mit dem Beinamen ›der Schöne‹ wurden ausgeschickt, Spione in den Orden eingeschleust, und am 13. Oktober 1307 verhaftete die königliche Polizei alle Templer in Frankreich wegen Ketzerei. Nur eine Handvoll konnte entkommen. Philipp drängte auf einen Prozess. Schließlich brachte er den Papst dazu, seinem Vorhaben zuzustimmen. Neun Monate dauerte es, bis die päpstliche Bulle in Kraft trat. Viele Templer konnten in dieser Zeit noch entkommen, viele saßen in Gefängnissen. Alle Güter des Ordens wurden konfisziert. Die Untersuchungen zogen sich hin. Unter der Folter brachen die Templer zusammen und gestanden, was immer ihre Ankläger wollten. Am 22. März 1312 erklärte Papst Clemens den Orden für aufgelöst. Diejenigen, die unschuldig waren oder gestanden, bekamen eine Pension und durften in ein Kloster ihrer Wahl eintreten. Wer leugnete oder sein Geständnis widerrief, wurde als Ketzer bestraft. Die vier höchsten Würdenträger des Ordens wurden am 18. März 1314 zu lebenslanger Haftverurteilt. Bei der Urteilsverkündung erhoben sich Jakob von Molay und Gottfried von Charney und erklärten, dass der Orden heilig sei und sie nur unter der Folter geständig gewesen wären. Noch am selben Tag wurden sie auf dem Scheiterhaufen verbrannt.«
»Eine schreckliche Geschichte«, stellte Teresa fest. »Aber es ist doch möglich, dass der Templerorden weiterbestanden und sich hundert Jahre später mit den Katharern zusammengetan hat?«
»Darüber wissen wir nichts
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