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Die Pilgerin von Montserrat

Die Pilgerin von Montserrat

Titel: Die Pilgerin von Montserrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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von Bedeutung!«
    Die Anwesenden murmelten Gebete und verneigten sich weiterhin wie in Trance gegen Osten.
    »Ihr seid die Hashishin, die liebsten Kinder Allahs, des einzigen und wahren Gottes, und ihr werdet sein Reich hier auf der Erde errichten. Vorher aber werdet ihr alle Ungläubigen aus der Welt schaffen. Ihr werdet mir zu unserer Moschee in den Bergen folgen, wo wir mit den beiden Hashishin aus dem deutschen Reich zusammentreffen.«
    Markus spürte einen Hustenreiz in der Kehle. Er schluckte, räusperte sich ganz leise, dann hustete er prustend los. Alle Köpfe drehten sich zu ihm herum, suchten die Empore nach dem Eindringling ab. Er war entdeckt! Nur die Flucht würde noch helfen. Markus erinnerte sich, sein Pferd hinter der Kirche angebunden zu haben. Er sprang auf, lief die Treppe hinunter, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, und sah aus dem Augenwinkel, dass die Araber ihm entgegenkamen. Er riss die Tür auf, rannte hinaus zu dem Baum, versuchte sich auf sein Pferd zu schwingen, doch er wurde am Bein festgehalten und heruntergezerrt. Markus hörte zischelnde Laute, schweres Atmen. Er fuhr mit der Hand an seinen Schwertgriff, ließ sie aber wieder sinken. Gegen eine solche Übermacht konnte er nichts ausrichten.
    Herr im Himmel, hilf mir, aus dieser Situation wieder herauszukommen, dachte er verzweifelt.
    Die Männer packten ihn, fesselten seine Hände und verbanden ihm die Augen. Jemand nahm die Handfessel und zerrte ihn hinter sich her. Stolpernd und rutschend folgte er der Gruppe, die bald wieder anhielt.
    Am Geruch merkte Markus, dass sie zu einem Pferdestall gekommen sein mussten. Richtig, in einem barschen Ton befahleiner der Männer ihm, aufzusteigen. Da er den Steigbügel nicht gleich fand, schoben ihn kräftige Hände auf den Rücken des Tieres. Markus tastete nach den Zügeln und setzte sich aufrecht hin.
    Stundenlang ging es über Stock und Stein, bergauf und bergab. Es war so kalt, dass seine Finger, die krampfhaft den Zügel hielten, bald steifgefroren waren. Sein ganzer Körper schmerzte ihn. Die Männer unterhielten sich kaum miteinander, und wenn, dann warfen sie sich gegenseitig kurze Bemerkungen zu. Manchmal schreckte Markus hoch, er musste eingenickt sein. Der Weg führte nur noch bergauf. Markus legte seinen Oberkörper auf den warmen Hals des Pferdes. Er wusste nicht, wo sie sich befanden, noch ahnte er, wer seine Begleiter waren. Manchmal schrie eine Eule. Er dachte an Teresa. Wo mochte sie sich aufhalten? Hatten sie und Froben den Kandelaber vielleicht schon gefunden? Er wünschte es mit aller Kraft, denn er wusste, wenn die beiden das Geheimnis gelöst hatten, würden sie umkehren und nach Hause zurückreiten. Dann hatte er nichts anderes zu tun, als ihnen hinterherzueilen und zu versuchen, sie einzuholen. Aber erst einmal musste er aus dieser misslichen Lage herauskommen.
    Der Wind wurde immer eisiger. Vielleicht war er tot, wenn sie ihr Ziel je erreichen sollten. Endlich wurde ein Befehl gegeben, auf den hin die Pferde anhielten. Die Tiere schnaubten, sie freuten sich sicher auf einen warmen Stall. Markus hätte auch viel auf eine warme Stube mit einem Bett gegeben. Doch solche Gedanken waren müßig angesichts seiner Lage. Er wurde vom Pferd heruntergezogen, kam etwas wackelig auf die Beine, wurde am Arm gefasst und vorwärtsgestoßen. Zunächst war es ein Schotterweg, dann überquerten sie anscheinend eine Zugbrücke, wie Markus dem Schwanken des Untergrundes und dem hohlen Klang von Brettern entnahm. Ein Lufthauch wehte ihnen entgegen, der nicht so eisig war wie die Luft draußen. Markus stellte sich vor, es sei der Burghof. Die Schritte der Männer und seine eigenen hallten in einem Gang wider. Eine Tür ging knarrend auf. Er wurde in einen Raum hineingeschoben, und die Binde wurde ihm abgenommen. Quietschenddrehte sich ein Schlüssel im Schloss. Um ihn herum herrschte undurchdringliche Dunkelheit. Er legte sich auf den Boden, wickelte sich, so gut er konnte, in seinen Mantel und schlief, obwohl sein Körper noch immer eiskalt und wie abgestorben war, auf der Stelle ein. Er träumte, dass Teresa am Boden lag. Ein Mann im schwarzen Mantel riss ihr das Oberkleid auf, so dass ihr Busen entblößt wurde. Sie schlug die Hände davor. Der Mann beugte sich über sie. Mit einem Schrei fuhr Markus empor.
    Die Morgendämmerung kroch durch das schießschartenartige Fenster herein.

25.
    Von Nordwesten her waren tiefschwarze Wolken herangezogen. Teresa beeilte sich, vom Gipfel des Sant

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