Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)
ins Lager gekommen waren, um gegen ihre Glaubensbrüder zusammen mit den Christen zu kämpfen. Es war wohl so wie überall auf der Welt, die Türken hatten ihnen vor einigen Jahren Jerusalem genommen, also waren sie ihre Feinde.
Bernhard wurde aus seinen Überlegungen gerissen. Die Heerführer Bohemund und Herzog Gottfried hoben die Lanzen mit den grell bunten Kriegsfahnen zum Aufbruch.
Wie ein Mann saßen all die Ritter auf, ob sie nun zu Pferde kämpfen konnten oder auf Maultieren in den Kampf ziehen mussten. Nur noch über die Eiserne Brücke, und das Schlachtfeld wäre nicht mehr weit. Geordnet in Formation, ritten die Männer hinüber, Bernhard in der ersten Reihe neben Walo II., dem Konstabler des Königs von Frankreich, dessen Ehefrau gestern Nacht Fürsprache für Alice gehalten hatte. Bernhard überlegte, wenn es zum Rückzug kommen sollte, war die enge Brücke eine Falle.
Bernhard schüttelte diese Vorstellung ab. Statt dieser Schreckensbilder sah er den Orontes im warmen Licht. Das Wasser des rauschenden Flusses glitzerte in der Morgensonne und es schien, als wenn die Wassertropfen hochspritzten und tanzten.
Jenseits der Brücke lag vor ihnen die Straße nach Aleppo, die sanft den Hügel hinanlief, nicht weit von hier musste das türkische Heer ihnen entgegenziehen.
Die Heerführer befahlen, dass diejenigen Ritter, die nur noch Esel und Maultiere zur Verfügung hatten, sich bereits zu dem schmalen Gelände zwischen dem See von Antiochia und dem Fluss begeben sollten, wo die Schlacht stattfinden sollte.
Beim Fortreiten blickte Bernhard in die Gesichter der Männer, die mit ernsten, dennoch entschlossenen Mienen zurückblieben, etwas lächerlich anzusehen, während die Berittenen ihre Pferde antrieben, damit sie nicht noch vor dem geplanten Angriff von Ridwan von Aleppo entdeckt würden. Trotz der Gefahr war es nach der in Dunkelheit und Regengüssen verbrachten Nacht ein Vergnügen zu reiten. Vom vielen Regen schien jedes Blättchen auf den immergrünen Büschen und Bäumen zu flimmern. Ein Morgen wie für die Jagd geeignet. Wie noch nie, seitdem er seine Heimat verlassen hatte, sah Bernhard die Burg, von der schroff felsig ein Abhang hinunterführte zu einem Bach, von dem aus die bewaldeten Hügel sanft bis in ferne Weiten hinaufstiegen. Bernhard wurde von der Sehnsucht überrascht, all dies wiederzusehen, zu besitzen, Herr darüber zu werden. Und gleichzeitig packte ihn die Wut, dass seinem Vater nicht einmal mehr etliche Dörfer und Ländereien gehörten.
Unbemerkt erreichten die Ritter den bewaldeten Hügel, wo sie sich in Deckung begaben und die Ankunft des türkischen Heeres abwarteten, um es dann aus dem Hinterhalt anzugreifen. Lauernd saßen die Männer auf ihren Pferden, die sie ruhig hielten.
Dann, wie aus einem konzentrierten Nichts erwacht, horchten die Männer auf. Donnernde Hufe kündigten die feindlichen Heere an, die sich zu einer einzigen Streitmacht zusammengeschlossen hatten.
Im zügigen Trab ritten sie den Hügel hinunter in die weite Flussebene. Ein Schlachtfeld, als hätten es die Türken ausgewählt. Hier wäre es ein Leichtes, die Christen zu umzingeln und niederzumachen.
Jedenfalls sind wir dieses Mal nicht verraten worden, beurteilte Bernhard nüchtern seine Lage. Keine Phalanx aus Fußsoldaten erwartete sie, die kniend mit ihren Speeren die Ritter vom Angriff abhielten, keine Krieger hinter ihnen, die ihre Pfeile und Spieße über die Lanzenträger hinwegschossen.
Aber auch so war der Anblick furchterregend und achtungsgebietend. Durch das Gestrüpp beobachtete Bernhard ungezählte mit Gold bestickte und mit Edelsteinen besetzte Banner, die in der klaren Februarsonne blinkten. Bernhard verwunderte es wiederum, dass genauso wie auf den eigenen Bannern Löwen und Adler dargestellt waren, die die Kraft und Stärke des Heeres symbolisierten. Viele der Männer trugen einheitliche Kleidung, Pluderhosen und einen knielangen Kaftan in der gleichen Farbe, oftmals in einem leuchtenden Gelb. Um ihre spitzen Helme hatten sie einen weißen Turban geschlungen. Ihre Speere blitzten nur so, unendlich viele.
Die haben nicht den ganzen Winter damit verbracht, ihre Kleidung vom Schmutz und von Läusen zu befreien und ihre Rüstungen vom Rost.
Bernhard sah das Entsetzen auf den Gesichtern der mit ihm wartenden Männer, stieß innerlich einen Fluch aus. Kampfbereit, entschlossen und hart richteten sich dann aber die Ritter auf.
Jetzt hatte das türkische Heer den Hügel
Weitere Kostenlose Bücher