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Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Bohm
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blickten, sie starrten zur Eisernen Brücke, über die nun die Kundschafter mit hängenden Zügeln zurückkehrten. Bohemund eilte ihnen entgegen und Bernhard beobachtete, wie der Heerführer bei den ersten Worten des Grafen und des getauften Türken immer sorgenvoller und grimmiger dreinblickte.
    Wir werden alle sterben, dachte Bernhard, während er niederkniete. Wie mit einer einzigen fallenden Bewegung sanken mit ihm die 700 Ritter in ihren schweren Kettenhemden zu Boden. In ihrer Mitte, hoch aufgerichtet, stand der Legat des Papstes, über seinem Haupt sein Banner, auf dem das leuchtend rote Kreuz auf weißem Grund von Demut und Kampfbereitschaft zugleich zeugte.

    Eben noch hatte Adhémar die Ritter ermahnt, sie mögen ohne zu zögern um des Kreuzestodes Jesu Christi willen in den Kampf gehen, dem zuliebe sie bereits Heimat und Familie verlassen und all ihr Hab und Gut aufgegeben hätten.
    Eben noch hatten alle einstimmig erklärt, lieber sterben zu wollen, als schmählich dem Feind den Rücken zu zeigen.
    Nun aber erschien Bernhard die Verheißung des Legaten des Papstes schal, dass, wer an diesem Tage fallen dürfe, noch heute bei Gott dem Herrn sein werde.
    Bernhard hatte ein abfällig enttäuschtes Lächeln nicht unterdrücken können. Als Gnade empfand er es nicht, noch an diesem Tage sterben zu müssen, auch wenn ihm der Himmel verheißen war. Natürlich, mit ganzer Kraft und Seele wollte er ins Paradies eingehen und natürlich war er bereit, sein irdisches kurzes Leben für sein ewiges himmlisches einzutauschen. Nur dass es keinen Morgen, keine Hoffnung geben sollte …
    Denn Tausende waren es, die da unter Ridwan von Aleppo sich zu einem gemeinsamen Angriff entschlossen und versammelt hatten. Die beiden Kundschafter hatten davon gesprochen, dass jeder Ritter es mit mehr als zehn Mann aufzunehmen hätte! 12.000 Krieger sollten es sein, wurde angstvoll geflüstert. Und sie waren gerade einmal 700 Ritter.
    Dies nun war wahrscheinlich die letzte Beichte vor seinem Tod.
    23 Jahre, dachte er, vermutlich nur 23 Jahre.
    Bernhard nahm sich zusammen. Er musste inbrünstig, ergeben und aufmerksam sein. Er musste bereuen, aus tiefstem Herzen all seine Sünden bereuen.
    Doch Bernhard fühlte in sich Widerstand, er fühlte sich nicht als Sünder. Natürlich, jeder Mensch war schuldig, aber über dieses allgemeine Maß hinaus empfand er sich als sündenfrei.
    Gewiss, er hatte sich als Knappe von der Ehefrau des Grafen verführen lassen. Kurz vor seiner Schwertleite war es gewesen in einer sternenleuchtenden Sommernacht, als sie ihn beim Schwimmen im See überrascht hatte.
    Gewiss, er hatte den Liebsten seiner Schwester im Zweikampf getötet, aber schon dies war keine Sünde, da er auf Geheiß seiner Familie den jungen Ritter herausgefordert hatte. Schließlich war der Kampf für den Entführer weitaus vorteilhafter, als wenn man ihn entmannt oder hingerichtet hätte. So hatte der Ritter die Möglichkeit, seine Ehre zu verteidigen und seinerseits Bernhard zu töten.
    Wenn von Schuld die Rede sein sollte, dann nur, weil er das mit Rubinen und Halbedelsteinen besetzte goldene Kreuz aus der Kirche in dem zerstörten Belgrad entwendet hatte. Sonst aber hätten es Räuber gestohlen, während es jetzt auf dem Altar der Burgkapelle bei jeder Messe seine Pracht beim Schein der Kerzen entfaltete.
    Auch Alice war keine Sünde, jedenfalls keine bedeutende, denn ohne Eltern, ganz allein als junge Frau, wäre sie den Belästigungen der Männer ausgesetzt. So aber stand sie unter seinem Schutz und niemand traute sich, ihr zu nahe zu kommen.
    Nein, er hatte in seinem Leben nur selten gelogen, nicht gestohlen, nicht vergewaltigt, nicht gemordet. Bei dem Gedanken stockte Bernhard. Die Anklage, seines Bruders Mörder zu sein, hallte durch die Zeit, schmerzte immer noch, auch wenn niemand sie auf der Burg mehr erhob. Sein Charme, seine Kampfeslust hatten die bösen Verdächtigungen fortgewischt, ein Lächeln von ihm und sie waren weggeblasen, fortgeweht. Im Gegenteil, er war unschuldig, er befand sich in einem heiligen Krieg, und er würde, ohne zu zaudern und zu klagen, in den Tod gehen.

    Mit bewegter Stimme erteilte Bischof Adhémar nun den vor ihm knienden Rittern die Absolution. Und während Bernhard sich erhob, beobachtete er die ägyptische Delegation, die etwas abseits ihre Gebetsteppiche ausgerollt und ebenfalls in ihrer Gebetshaltung Allah um den Sieg angefleht hatte.
    Verwirrend fand er es, dass ägyptische Gesandte zu ihnen

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