Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)
weiteres Vorgehen zu beraten schienen. Noch vor zwei Jahren hatte Yaghi-Siyan, der Herrscher über Antiochia, seinen Lehnsherrn Ridwan von Aleppo verraten und sich mit dessen Bruder Duquad von Damaskus verbündet. Trotz der Belagerung Antiochias hatte Duquad jedoch seine Hilfe gegen die Kreuzfahrer verweigert. Nach diesem Misserfolg hatte Yaghi-Siyan seinem einstigen Herrn Ridwan die Lehnsherrschaft wieder zugestanden. Es war also zweifelhaft, dass Ridwans Männer mit ganzer Kraft kämpfen würden, um dem bisherigen widerspenstigen Verräter zu Hilfe zu kommen.
Sie aber kämpften für die Menschen im Lager, die sonst niedergemetzelt, erstochen, enthauptet würden, die jungen Frauen vergewaltigt und in die Sklaverei verkauft.
Und eine Schwangere? Wahrscheinlich umgebracht, urteilte er.
Trotzdem, es wäre falsch, diesen Gegner zu unterschätzen. Auch Ridwan von Aleppo hatte kampferprobte, erfahrene, mutige Männer.
Es war jetzt ganz still geworden. Selbst die Schlachtrosse, so als erwarteten sie wie ihre Reiter den Kampf, schienen ihre ganze Kraft zu sammeln, während die gegnerischen Pferde, leicht tänzelnd, kaum zu bändigen waren.
Endlich – eine Bewegung ging durch das christliche Heer.
Herzog Gottfried und Bohemund setzten sich an die Spitze ihrer Ritter, die Trompeten erschallten, in die Hörner wurde geblasen, die Banner wurden erhoben und nun, und nun, mit dem schrecklichsten Kampfruf »Gott hilf uns!« jagte das Heer, die Lanzen fest unter den Arm geklemmt, auf die Feinde zu. Dreck spritzte auf, der Boden wurde in eine einzige Schlammwüste verwandelt und vermengte sich alsbald mit Blut. Als geschlossene Phalanx aus Panzerreitern rasten die Ritter auf ihre Feinde zu.
Jetzt bestimmen wir, wie gekämpft wird. Jetzt könnt ihr uns nicht mehr feige ausweichen, höhnte Bernhard.
Auch Ridwan von Aleppo hatte seinen Kriegern das Zeichen zum Angriff gegeben, sodass seine Männer ihren Pferden die Sporen gaben und sie auf das Heer der Kreuzfahrer zugaloppierten.
Doch Bernhard schätzte, während er auf den Feind zustürmte, dass gerade die Überzahl dem Gegner zum Verhängnis würde. Sie mussten kämpfen, sie waren gezwungen zu kämpfen, denn ihre eigenen nachrückenden Pferde und Fußsoldaten versperrten ihnen auf dem schmalen Streifen zwischen dem See und dem Fluss den Fluchtweg.
Schon scheuten ihre schnellen, nervösen Pferde. Diese geballten Schlachtreihen hatten weder sie noch ihre Reiter jemals erlebt. 700 Ritter, in schweren Kettenhemden, die Reihen so nah, dass die auf die Feinde gerichteten Lanzen fast den Vordermann berührten, so dicht, dass kein Messer mit Schaft und Klinge zwischen die einzelnen Pferde gepasst hätte, donnerten auf Ridwans Krieger zu, hatten sie erreicht. Unter dem rechten Arm die Lanze, in der linken Hand das Schwert, stürmten die Männer mit ihren kampferprobten Pferden in die Reihen ihrer Feinde hinein. Die vordersten Linien prallten aufeinander.
Die Schlacht begann. Mit der Lanze stach Bernhard zu. Der kreisrunde Schild des türkischen Kriegers reichte nicht aus, um ihn vor einer Verwundung an der Schulter zu schützen. Der Mann kippte vom Pferd.
Bernhard durchbrach die Linie, schlug sich weiter durch. Jeder Mann, der am Bogen lag, wurde von Lanzen erstochen oder von den Pferden tot getrampelt. Überall Kampfgeschrei, Getöse, Schwerter schlugen aufeinander, die Aufschreie der Verwundeten gellten in den Ohren. Pferde, die herrenlos im Weg standen oder sich angstvoll aus dem Getümmel herausdrängten. Auf den Gesichtern der Ritter Kampfeslust. Vor ihm tauchte Bohemund im Schlachtenlärm auf, ohne Schild, zwei Schwerter in den Händen, er überragte um Haupteslänge die meisten der Männer.
Weiter, dachte Bernhard, während er sich vorwärtskämpfte, er hieb mit dem Schwert auf den Helm eines Gegners, sodass dessen Kopf gespalten wurde. Bernhard hätte das Knacken gehört, wenn in diesem Kampfgetöse überhaupt ein Geräusch zu unterscheiden gewesen wäre. Der Getötete musste ein hochrangiger Herr gewesen sein, denn schon stürzten sich drei Feinde auf ihn. Der Aufprall war enorm. Sie hoben ihn aus dem Sattel. Wuterfüllt verwundete er mit Schwert und Lanze die Pferde der Gegner, sodass auch diese zu Boden stürzten. Er schlug einem Gegner die Hand ab, dem zweiten zertrümmerte er den Kiefer, es traf ihn ein Schlag auf die Schulter, Bernhard bückte sich, drehte sich und schlug dem Mann sein Schwert in die Kniekehlen. Der sackte stöhnend zusammen.
Ein vierter stürzte
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