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Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Bohm
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mir. Es sind Kostbarkeiten, jedes Buch für sich. Die Blätter sind aus Papier und nicht aus Pergament. Die Einbände nicht aus Holz, sondern aus Leder.«
    Graf Otto sah seinen Sohn erstaunt an.
    »Je länger ich mich übrigens in diesen Räumen aufhalte, desto öfter befasse ich mich mit dem Mann, der sie bewohnt hat. Vermutlich war er ein Gelehrter, der gleichzeitig eine hohe Stellung im Heer einnahm. Nun ist er tot, wahrscheinlich. Sein Schlafzimmer sprach von dem Entsetzen, das ihn bei unserer Eroberung Antiochias ergriffen haben muss.«
    Wohl wissend, dass er seinen Vater immer mehr reizte und in Zorn versetzte, hub Bernhard von neuem an:
    »Diese Bücher sind übrigens sehr aufschlussreich …«
    Aufgebracht unterbrach ihn Graf Otto:
    »Ich kann mich nicht entsinnen, dass du jemals ein Buch zur Hand genommen hättest. Das da sind Bücher der Ungläubigen. Gottverdammtes Zeug! Unser Apostel Paulus hat die Bücher über Zauberei vernichten lassen. Und ausgerechnet im Heiligen Krieg widmest du deine Zeit arabischen Teufeleien!«
    Angriff statt Verteidigung, mehr fällt dir zu deiner Schandtat nicht ein, dachte Bernhard und unterdrückte ein verächtliches, angewidertes Lächeln.
    Denkst du wirklich, mit Ermahnungen und Vorwürfen könntest du von deiner Schuld ablenken?
    »Vater«, wandte er sich zum Grafen Otto, »als ich diese Bücher entdeckte, wollten die Knechte sie zerreißen und verbrennen. Ich habe das verhindert. Für mich übrigens ganz überraschend. Erst im Nachhinein habe ich erkannt, Gott übergab uns Menschen die Erde, damit wir sie beherrschen. Beherrschen bedeutet nicht, sie zu vernichten, sondern sie uns dienstbar zu machen. Und diese Bücher sind äußerst nützlich. Seht sie Euch einmal an. Die Abbildung eines Auges, sogar innerer Organe. Und hier«, er blätterte einige Seiten weiter, »Knochen, Sehnen, Muskeln. Diese Darstellungen des Körpers beweisen uns das verlässlich, was wir aus Erfahrung wissen. Nämlich, wie viel oder auch wie wenig Kraft ein Mann benötigt, um wirkungsvoll den Gegner zu verwunden und zu töten.«
    »Kenntnisse, über die der Feind allerdings ebenfalls verfügt. Und du empfindest Hochachtung vor diesen Büchern?«
    »Nein, nur Neugierde. Ich schätze den Gegner genauer ein, indem ich mir ein Bild von ihm mache. Der Besitzer dieses Palastes wird sich, falls er noch lebt, dem Heer Kerboghas angeschlossen haben. Er wird von Hass erfüllt sein, weil ihm seine Bücher genommen sind, und nur eine Sorge kennen, sie könnten bei der allgemeinen Vernichtung von Schätzen durch die Unsrigen beschädigt oder ganz zerstört sein. Sein Denken zielt darauf, Antiochia zurückzuerobern. Der Mann ist unser Todfeind.«
    »Deswegen komme ich so spät in der Nacht noch zu dir. Im Palast des Legaten des Papstes wurde heute Nacht Kriegsrat gehalten. Alle Heerführer waren anwesend, viele Grafen. Der Ernst der Lage erfordert eine von allen getragene Entscheidung.
    Unser Heer steht kurz vor dem Hungertod. Kerbogha kann ganz ohne Kampfhandlungen in Ruhe darauf warten, dass wir alle hier sterben. Die Stimmung im Heer könnte nicht schlechter, nicht hoffnungsloser sein, viele versuchen zu fliehen, besonders nachdem sogar Wilhelm von Grant-Mesnil, dem Schwager des Heerführers Bohemunds, die Flucht durch die feindlichen Linien gelungen ist. Hilfe haben wir nicht zu erwarten. Obwohl wir genau wissen, dass Kaiser Alexios uns mit seinem Heer im Kampf gegen die Türken unterstützen wollte, zieht er von Philomelion nicht weiter und lässt uns im Stich. Bohemund sprach aus, was fast alle denken: Kaiser Alexios ist ein Verräter an der christlichen Welt.«
    »Harte Worte. Ich vermute, der Legat des Papstes erinnerte an den Treueid und widersetzte sich dieser Behauptung.«
    »Wie auch immer wir die Rolle Kaiser Alexios’ beurteilen, der Kriegsrat hat entschieden:
    Wir müssen uns selbst retten.«
    »Und wie?«, fragte Bernhard düster.
    »Eben deswegen suche ich dich so spät in der Nacht auf. Das Schicksal Antiochias soll in einem Zweikampf entschieden werden. Morgen früh werden Peter der Einsiedler und der Franke Herluin, der persisch und arabisch spricht, zu Kerbogha entsandt werden, um ihm den Vorschlag zu unterbreiten, dass zehn von unseren Rittern gegen zehn von seinen Kriegern im Zweikampf gegeneinander antreten sollen. Gewinnen die Türken, geben wir unsere Pilgerfahrt nach Jerusalem auf und kehren friedlich in unsere Heimat zurück.
    Siegen jedoch wir Christen, dann gehört Antiochia

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