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Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Bohm
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Stimmung zu spüren.
    »Memme!« »Feigling!«, wurde es laut. »Der hat Angst um seine Haut!« »Der fällt doch in Ohnmacht, wenn er nur einen Tropfen seines eigenen Blutes sieht!«
    »Der fürchtet sich vor dem geringsten Kratzer und ist doch dem Tod geweiht.«
    Es wurde gelacht, gepfiffen, ausgespuckt, getrampelt und immer wieder im Staccato »Feigling!« geschrien.
    Auf der Seite der Christen war inzwischen Schweigen eingetreten, dann Rufen, Anfeuern. Manch ein Ritter kratzte sich am Kopf, weil Bernhard jede Gelegenheit ausließ, die einen Angriff erlaubt hätte. Selbst der Legat des Papstes hatte sich erhoben. Einen so schmählichen Kampf hatte er von Bernhard nicht erwartet. Wo waren sein Mut, seine Kühnheit, seine Eleganz, seine Kampfkraft geblieben?
    Alice beobachtete, wie Herzog Gottfried auf Bischof Adhémar leise einsprach.
    So eine Schande. Wer hätte gedacht, dass Bernhard sich jemals zum Gespött der Menge, der Feinde machen ließe. Ausgerechnet er, der niemals den geringsten Zweifel an seiner Ehre hatte aufkommen lassen. Und nun dies.
    Bernhard hatte sich tatsächlich bis zum Ende des Kampfplatzes treiben lassen. Der Lärm der Zuschauer war immens, ohrenbetäubend. Hörte er denn nichts? War er taub und blind und im nächsten Augenblick tot? Der Gegner zeigte seine rechte Blöße, reizte Bernhard zum Angriff. Nichts geschah.
    »Greif an! Greif an!«, riefen inzwischen sogar schon seine Feinde. Ein solches angstvolles, unfähiges Nichts zu besiegen, wäre eine Schande für den Krieger aus Kerboghas Heer. Der Hüne ließ, um Bernhard herauszufordern, um ihn endlich zum Kampf zu zwingen, sogar auch die linke Brust ohne Deckung. Doch Bernhard hielt sein Schwert nur wie ein Schild vor seinen Körper.
    Jetzt trennte Bernhard vom Feind nichts mehr als die Länge eines Schwertes.
    Mit dem Rücken an der Schranke, die aus Speeren zusammengesetzt war, gab es kein Ausweichen, kein Entrinnen mehr.
    Der Gigant lachte.
    Der Krieger Kerboghas hob sein Schwert mit beiden Händen, um aus der Höhe mit einem einzigen Schlag den Schädel dieses Feiglings zu zerspalten. Wohin auch Bernhard ausweichen würde, nach links oder nach rechts, das Schwert würde ihn tödlich treffen. Und selbst dann, wenn er sich endlich entschließen sollte, wenn er endlich angriffe, würde der mächtige Hieb von oben ihm sein Schwert aus der Hand schlagen und er wäre im nächsten Augenblick tot.
    Mancher bedeckte die Augen, um dieses schmähliche Ende dieses edlen Ritters nicht mit ansehen zu müssen. Die meisten aber standen regungslos gespannt auf ihren Plätzen. Es war atemlos still geworden. Noch nie hatte sich ein Mann in einem Zweikampf so abschlachten lassen. Es war, als würde man das Knacken der Schädelknochen schon jetzt hören.
    Da – genau in dem Augenblick, als der Sieger sein Schwert hoch über den Kopf hielt, als der Mann ohne Deckung war und dem Ritter seine ganze Blöße zeigte, sprang Bernhard aus dem Stand ihm entgegen, trat mit dem linken Fuß in seine Männlichkeit, um ihm im Sprung mit dem rechten Fuß einen Tritt ins Gesicht zu versetzen.
    Der Krieger Kerboghas wankte, taumelte. Ein weiterer Tritt: Er fiel, stürzte nieder. Noch ehe die Zuschauer es wirklich wahrnehmen konnten, war Bernhard über seinem auf dem Boden liegenden Feind und stieß ihm das Schwert ins Herz, sodass er den Körper des Mannes bis zum Erdboden durchbohrte.

    »Woran denkst du denn?«, wurde Alice von der Seite angesprochen. Sie zuckte zusammen. Es war Bernhard, der da, angetan mit Helm und Kettenhemd, das Schwert umgürtet, die auf das Maß eines Fußsoldaten verkürzte Lanze in der Hand, den Schild auf dem Rücken, plötzlich neben ihr auf der Befestigungsmauer stand.
    »Ach, nichts«, entgegnete Alice ausweichend, um Bernhard nichts von ihren für ihn wenig ruhmreichen Fantastereien erzählen zu müssen.
    »Die Schlacht wird bald beginnen«, sagte er. »Mit der Morgendämmerung versammeln sich die Heere. Doch vor dem Kampf möchte ich dir das hier noch geben.«
    Jetzt erst sah Alice beim Schein der Fackeln, dass Bernhard nicht nur Waffen in der Hand hielt, sondern auch eine Pergamentrolle.
    »Das Siegel des Legaten des Papstes?«, fragte sie erstaunt.
    »Eine Abschrift, die Urkunde besitzt mein Vater. Ritter Martin hat sie für dich heute Nacht angefertigt. Es war übrigens nicht einfach, ihn zu finden. Obwohl der Legat des Papstes allen kämpfenden Männern befohlen hatte, die Nacht mit Gebeten zuzubringen, uns durch die Beichte von

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