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Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Bohm
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heilige Andreas hat es uns offenbart durch den Mund dieses armen provenzalischen Bauern. Er mag ein Nichtsnutz sein, aber Gottes Wege sind rätselhaft.«
    »Gottes Wege sind klar und deutlich«, widersprach Bischof Adhémar. »Unser Herr Jesus Christus lehrt uns: Ich bin die Wahrheit und das Leben. Die Wahrheit, Graf. Die Wahrheit. Nur so gewinnen wir das ewige Leben, indem wir uns der Wahrheit verschreiben, auch wenn es das irdische Leben kostet. Die Wahrheit Gottes steht über den wenigen Jahren, die wir auf der Erde wandeln. Ich bin nicht bereit für eine Lüge, und wenn sie das ganze Heer Gottes retten sollte, die Wahrheit Jesu Christi zu opfern.«
    Graf Raimond schüttelte den Kopf.
    »Ich verstehe Euch nicht. Wir pilgern nun seit zwei Jahren und haben jede Schlacht gewonnen. Jesus Christus hat uns bis nach Antiochia hineingeführt und nun zeigt er uns durch eine Offenbarung den Weg aus Antiochia hinaus. Wir müssen der Heiligen Lanze nur folgen und wir werden Kerboghas Heer schlagen, das uns sonst erwürgt.«
    »Nachfolge bedeutet den Tod am Kreuz«, entgegnete Bischof Adhémar. »Nachfolge bedeutet nicht, der Lüge zu gehorchen.«
    »Ich glaube der Vision des Mannes und dem Sieg der Lanze«, entgegnete Graf Raimond. »Ich werde Peter Bartholomäus unterstützen und einer der Männer sein, der in der Kirche nach der Lanze sucht.« Damit wandte sich der Heerführer zur Tür und verließ den Saal zusammen mit seinem Kaplan, der nur schweigend zugehört hatte.
    »Was sagst du, Martin?«
    »Ich weiß nicht«, antwortete dieser.
    »Hüte dich vor Lüge und Betrug«, mahnte Bischof Adhémar streng. »Auch ich muss mich davor hüten.« Er räusperte sich. »Ich muss dir«, er verbesserte sich, »ich muss Euch etwas anvertrauen, was ich vielleicht von Anfang an Euch hätte sagen müssen. Setzt Euch zu mir.«
    Neugierig und angespannt zugleich, folgte Martin der Aufforderung.
    »Euer Schwert hat einen Namen. Es heißt ›Chion‹.«
    »Neige?«, wiederholte Martin auf Französisch.
    »Wie ich höre, könnt Ihr das griechische Wort übersetzen. Ich vermute, Ihr erinnert Euch an den Augenblick, als man Euch es beibrachte.«
    Martin sah sich und den Abt über die sonnenbeschienenen, schneebedeckten Abhänge reiten. Der Abt zeigte auf die funkelnde Winterlandschaft und sagte:
    ›Schnee heißt auf Griechisch Chion. Merk es dir gut, Martin.‹
    Über Martins Gesicht huschte einen winzigen Augenblick ein strahlendes Lächeln. Er hätte es niemals für möglich gehalten, dass er sich jemals nach Theresas Tod wieder freuen könnte.
    »Ihr wisst, wer Euer Vater ist?«
    Martin nickte.

    *

    Bernhard hatte eine lange Nacht wachend verbracht. Er war auf dem gefährdeten Abschnitt der Befestigung Antiochias eingesetzt gewesen, ganz in der Nähe der Zitadelle, die noch immer von ihrem Befehlshaber Ahmed ibn Merwan besetzt gehalten wurde und von der eine ständige Bedrohung ausging. Es war Bohemund nicht gelungen, diese gewaltige, ganz Antiochia überragende Bastion einzunehmen. Von seinem Posten blickte Bernhard in ein Flammenmeer, denn Bohemund hatte Straßenzüge in Brand stecken lassen, damit im Falle eines Angriffs die Männer schneller zur Verteidigung auf die Stadtmauer gelangen könnten.
    Der Rauch brannte ihm noch immer in den Augen, als er am frühen Morgen die mäßig erleuchtete Halle seines Palastes betrat. Im hinteren Dunkel der Halle stand Kaspar und spielte mit etwas, das er durch die Finger gleiten ließ.
    »Sie ist tot«, sagte der Junge und wandte sich Bernhard zu.
    »Wer ist tot?«
    »Meine Schwester. Sie hatte hohes Fieber. Da wollten die Frauen sie nicht mehr bei sich haben und haben sie in der Nacht weggeschickt. Sie sagten, eine Sterbende verderbe das Geschäft und vertreibe die Freier.«
    »Das hast du gewagt? Ohne meine Erlaubnis diese Hure in meinem Hause aufzunehmen?«
    Bei dem Wort ›Hure‹ zuckte Kaspar zusammen. Er stammelte:
    »Ihr wart nicht da und auch die anderen Grafen nicht. Ich habe Alice gefragt, sie war noch wach.«
    Bernhard sah den Jungen misstrauisch an.
    »Ich gebe zu, sie glaubt, dass Anne im Sterben liegt und nicht Marie. So habe ich Marie hier in der Ecke ein Lager bereitet. Sie macht auch keine Umstände mehr, sie ist noch in der Nacht gestorben.«
    Kaspar machte ein trauriges Gesicht, gab sich einen Ruck und sagte:
    »Das hier, dieser Ring, ist das einzige Wertvolle, was Marie hinterlassen hat. Er ist bestimmt wertvoll? Schaut. Seht ihn einmal an.«
    Damit öffnete Kaspar seine Hand

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