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Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Bohm
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beginnt, Euch einen Plan überlegt, wie Ihr den Feind besiegen könnt. Denn, verzeiht, ich denke, der Türke wäre größer und kräftiger und stärker als Ihr. Deswegen hättet Ihr auf einen Angriff verzichtet und die Häme der Massen auf Euch genommen. Tatsächlich aber hättet Ihr ihn in die Irre gelockt, sodass er unbedacht aus Hochmut einen Fehler begangen hätte. Ihr hättet den Mann getötet.«
    Bernhard schwieg.
    »Du kennst mich besser als jemand anders auf der Welt.«
    Sie sahen einander an. Er lächelte wehmütig.
    »Der Morgen graut. Die Männer sammeln sich schon in Schlachtreihen.« Bernhard nahm ihre Hand.
    »Überleb du, Alice. Wir müssen siegen. Wenn nicht, schneidet Kerbogha allen Mädchen und Frauen den Hals durch. Das ist keine Vermutung, sondern sein fester Entschluss. Ich weiß es von Peter, dem Einsiedler. Denk an die Pilger des Armenkreuzzuges. Kilidj Arslan hat uns das vor Nikäa schon vorgemacht, wie es aussieht, wenn Tausende von Frauen und Kindern und Priestern und Alten ermordet werden. Stell dir vor, Kerbogha hat bei der Verhandlung mit Peter dem Einsiedler sein Schwert gezückt, uns verhöhnt und gedroht und gelacht. Er freue sich schon darauf, wie seine Männer die christlichen Mädchen und Frauen vergewaltigen.«
    Alice fröstelte.
    »Wenn wir die Schlacht verlieren, flieh in die Berge, schlage dich dann schnellst möglich durch zur Küste und finde ein Schiff, das dich und unseren Sohn nach Zypern bringt.
    Aber – wir werden sie …«
    »Was ist?«, fragte Alice, drehte sich um, schaute in dieselbe Richtung wie Bernhard und erstarrte ebenfalls.
    Auf dem höchsten Turm der Zitadelle wurde ein pechschwarzes Tuch gehisst.
    Bernhard atmete hörbar durch.
    »Es war klar«, sagte er bitter, »dass dem türkischen Kommandanten der Zitadelle die Vorbereitungen für den Ausfall nicht verborgen bleiben würden. Unsere Heerführer hofften, er würde Kerbogha durch einen Boten warnen, den wir abgefangen hätten. Jetzt aber ist die Schlacht schon so gut wie verloren. Ein Überraschungsschlag ist nicht mehr möglich. Ich muss fort, Alice. Unsere Heere müssen die Brücke überschritten haben, bevor Kerboghas Bogenschützen am anderen Ufer Aufstellung nehmen und uns gemächlich einen nach dem anderen abschießen.«
    Damit wandte er sich um und eilte mehr springend als laufend die Treppen hinunter zu dem Platz vor der Stadtmauer, auf dem sich Heeresteile formierten.
    Alice blieb oben auf der Treppe stehen und schaute ihm nach. Ihr war zum Heulen zumute, liebend gerne wäre sie ihm gefolgt, hätte ihn umschlungen, doch das würde und könnte er nicht dulden. Sie hatte Angst um ihn, noch nie hatte sie vor einer Schlacht eine solche Angst. Warum sollte Bernhard unverwundbar sein? ›Ich habe nicht wie Siegfried in Drachenblut gebadet‹, hörte sie ihn wie in Passau sagen. Nein, all diese Männer da unten vor dem Tor erwarteten den Kampf in den Tod.
    Alice fasste sich an ihre Stirn und fühlte, wie abgemagert sie war. Und es war ihr plötzlich deutlich, dass Bernhard aus nichts bestand als aus ein bisschen Haut, die man nur ein wenig anritzen musste, damit es blutete, und aus Knochen, die man zerbrechen, die man zerschlagen konnte.
    Zum Kampf geboren – zum Ritter erzogen – zum Sterben bereit, ging es ihr durch den Sinn.
    Wie Alice ihm so nachblickte, wie Bernhard an den Bogenschützen Hugos Vermandois’, des Bruders des Königs von Frankreich, vorbeilief, die den Kampf gegen Kerbogha eröffnen sollten, erinnerte sie sich an eine sternenklare Nacht, in der Bernhard so leichthin bemerkte:
    »Das Leben ist kurz und manchmal sehr schön.«
    Jetzt hatte er die Abteilung des Herzogs Gottfried erreicht. Sie sah, wie Bernhard sich in die Schlachtreihe der Ritter einreihte, die kein Pferd mehr besaßen und deswegen als Fußsoldaten kämpfen mussten. Von den Tausenden von Pferden, mit denen sie aus der Heimat aufgebrochen waren, gab es nur noch ungefähr 200, schätzte sie, und selbst Herzog Gottfried hatte sich das Pferd, auf dem er in die Schlacht ritt, vom Grafen Raimond leihen müssen. Alice seufzte.
    Und Martin? Lebte Rab noch? Von ihrem erhöhten Platz konnte sie die Schlachtreihen des Legaten des Papstes überblicken.
    Da, tatsächlich saß Martin auf einem Pferd, das war wohl Rab, abgemagert und elend sah er aus. Rab war doch viel zu klapprig, um als Schlachtross seinen Dienst zu tun. Und Martin wirkte auch ausgemergelt. Er hielt sich ganz in der Nähe des Kaplans des Grafen Raimond auf, der

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