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Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Bohm
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sinnlos verprasst.
    Ach, es ist alles gleich. Es hat mir, es hat Hanno nichts genützt. Du, Gott, hast mir alles genommen: mein Elternhaus, mein Erbe, noch viel schlimmer, meinen Vater, Martin, der mir niemals verzeihen wird, dass Rab tot da draußen verwest. Ich schreie es zu dir: Du hast mir mein Kind genommen, meinen Hanno.
    Ich klage dich an. Warum ihn? Wenn ich auch schuldig war, so doch nicht er. Keinem Priester, der von Erbsünde spricht, traue ich mehr. Hanno war unschuldig, ich schreie es in die Nacht, ich schreie es in die Welt. Hanno ist unschuldig!
    Großer Gott, du weißt, ich habe alles freudig gegeben, mein Geld, meine Ehre, auch Bernhard hätte ich entsagt, hatte ich es schon beinahe, wenn nur Hanno am Leben geblieben wäre. Selbst auf Hanno hätte ich verzichtet, hätte zugestimmt, ihn nie wiederzusehen, hätte ihn weggegeben sogar zu Bernhards Mutter, wenn er nur am Leben geblieben wäre.
    Warum forderst du dieses Opfer? Warum ließest du ihn opfern durch deine Feinde?
    Weil ich geliebt habe? Weil ich Bernhard geliebt habe?
    Wer hat denn die Liebe in mein Herz gepflanzt, wenn nicht du?
    Warum hast du uns Menschen so geschaffen, dass wir lieben können? Warum hast du uns nicht mit einer Seele, einem Körper aus Stein gemacht? Das wäre gerechter gewesen, das wäre nicht grausam gewesen. Ja, du bist grausam, weil wir uns nach Liebe sehnen, aber nicht lieben dürfen, weil du uns strafst für unsere Liebe.
    Wenn du aber Freude hast, uns zu knechten und zu strafen für die Liebe zwischen Mann und Frau, und hast uns doch so geschaffen, dass wir einander begehren, warum strafst du die Liebe der Mutter zum Kind? Warum meine Liebe zu Hanno?
    Weißt du denn nicht, Gott, dass wir Menschen aus Liebe alles tun? Aus Liebe zu dir und deinem Sohn sind wir nach Jerusalem gezogen, um für dich dein Heiligtum, die Wohnung deines Sohnes von deinen Widersachern zu befreien.
    Aus Liebe zu dir haben wir unsere Heimat verlassen, haben unser Hab und Gut verpfändet, Schulden gemacht, sind arm geworden, krank, haben gehungert und gedürstet, gefroren, haben gekämpft, immer wieder gekämpft. Fast alle sind tot.
    Uns wenige, die dich anbeten, die zu dir flehen, uns strafst du vor deiner Heiligen Stadt, lässt uns verdursten, verrecken, ermordet, enthauptet werden.
    Gefällt dir unsere Not? Hast du uns deswegen so weit, bis vor die Tore Jerusalems, geführt, damit wir hier alle zugrunde gehen?«
    Alice hob ihre Fäuste und drohte dem Himmel.
    »Gott. Furchtbar bist du. Du bist es, du zorniger, ungerechter Gott, du bist schuld – nicht ich!
    Ich weiß, es ist Frevel. Doch du kannst mich nicht grausamer strafen. Ich fürchte mich nicht vor deiner Hölle. Ich bin in der Hölle!«

    Es war schon heller Tag, als Alice von Hannos Grab aufstand und langsam zurück ins Lager ging. Als sie dort ankam, erstarrte sie. Auf der gewaltigen Befestigungsmauer hatten muslimische Männer hölzerne Kreuze aufgehängt und spien und pissten sie an.
    »Das wird sie teuer zu stehen kommen«, hörte Alice plötzlich Bernhards Stimme hinter sich.
    Erschrocken drehte sie sich nach ihm um. Sein Gesicht war trotz der Sonnenbräune grau, fahl und abgehärmt.
    Er trauert um Hanno, dachte sie. Wie konnte ich vergessen, dass auch Bernhard trauert.
    »Ich habe zwei Nächte nicht geschlafen und einen harten Kampf hinter mir«, erwiderte Bernhard auf Alice’ fragenden Blick.
    »Auf dem Weg nach Jaffa ist unser kleiner Trupp von Sarazenen angegriffen worden. Alle unsere Fußsoldaten sind tot, auch viele Ritter. Wenn uns Raimond Piletus mit seinen Leuten nicht zu Hilfe gekommen wäre …« Bernhard lachte verächtlich.
    »Seine Pferde haben so viel Staub aufgewirbelt, dass die Feinde flohen. Sie dachten wohl, die ankommenden Ritter seien weit in der Überzahl. So sind wir dann doch noch in Jaffa angekommen. Es war wie ein Wunder: Vier Lastschiffe und zwei Galeeren aus Genua lagen im verfallenen Hafen vor Anker. Papst Urban hat sie geschickt.
    Die Freude hielt nicht lange an. Kurz nach uns tauchte schon die ägyptische Flotte auf. Im Eiltempo haben wir die Schiffe entladen und abgewrackt. Ich sag dir …
    Jedenfalls haben wir nun genug Seile, Nägel und Bolzen, damit wir Belagerungsmaschinen bauen können. Wenn jetzt noch unsere Leute mit Bauholz aus Samaria wiederkommen, dann wird denen da oben das Schänden vergehen.«
    Drohend ballte er die Faust:
    »Bei meinem Sohn. Wenn wir euch angreifen, dann gnade euch Gott.«

    »Was seht Ihr?«, fragte der blinde

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