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Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Bohm
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Kurz vor der Treppe holte Bernhard sie ein, ergriff, packte sie. Hart stieß er die junge Frau die Stufen hinab. Aus den Augenwinkeln, kaum dass er es wahrnahm, bemerkte er Alice. Die Fremde stolperte, bückte sich, ihr Schleier hatte sich gelöst und Bernhard zog sie an den Haaren hoch. Nur noch zwei, drei Stufen.
    Mit dem Rücken zur Klagemauer stand die Frau ganz dicht vor Bernhard. Sie erstarrte aber nicht in Todesfurcht vor ihm, sondern wandte ihren Kopf zur Treppe – und lächelte.
    Dann blickte sie Bernhard ernst an und sagte:
    »Hatixhe.«

    Tot, mit gespaltenem Schädel lag die Frau vor ihm. Jetzt erst fiel Bernhard auf, dass sie kein Kind mehr bei sich hatte. Es verwirrte ihn, aber er mochte darüber nicht nachdenken.
    Er wollte nur noch zu Alice.
    Jedoch dort, wo Alice auf der Treppe gestanden hatte, war niemand mehr.
    Alice war fort.
    Verzweifelt suchte Bernhard sie tagelang unter den Lebenden, stolperte über die Toten, die von den Armen und den Kriegsgefangenen weggeschafft wurden.
    Alice blieb fort.

Epilog
– Passau, Weihnachten 1099 –
    Misstrauisch beobachtete der Torwächter die dunkle, schmale Gestalt, die sich im dichten Schneewirbel langsam an den niedrigen, mit Grassoden bedeckten Hütten vorbei durch den Matsch kämpfte. Er kniff die Augen zu einem Schlitz zusammen, um die Frau besser sehen zu können. Sie hielt ein Kind an der Hand und war schäbig gekleidet. Auf ihrem dünnen braunen Umhang und ihrer Kapuze hatten sich Schneeflocken gesammelt.
    Eine Hungerleiderin mehr, dachte er, die zum Christfest im Kloster Niedernburg auf eine warme Mahlzeit hofft.
    »Halt!«, rief er und versperrte der Bettlerin mit seiner Lanze den Eintritt in die Stadt.
    »Wer bist du?«
    »Grüß Gott«, antwortete die Frau erschöpft. »Ich bin Alice aus Passau.«
    »Kenne ich nicht«, sagte er mürrisch und beleuchtete die Fremde von den nassen, geflickten Schuhen bis ins abgemagerte Gesicht.
    Die junge Frau zog mit ihren bloßen Händen die Kapuze zurück, sodass ihr blondes, dichtes, widerspenstiges Haar zum Vorschein kam.
    Mürrisch zog er die Stirn in Falten.
    »Mein Vater war Karl, der Salzhändler. Wir haben ein Haus mit einem steinernen Tanzsaal in der Marchgasse.«
    »So siehst du aus. Tochter eines reichen Kaufmanns. Zeig mir mal einen einzigen Passauer Silberpfennig«, lachte er.
    Die Frau machte ein bekümmertes Gesicht und wollte etwas erwidern.
    Der Mann ließ sie aber nicht zu Worte kommen.
    »Und wo ist dein Vater jetzt? He? Du lügst. Ich kenne das Steinhaus. Es liegt in der Gasse zur Donau. Da, das sage ich dir, da wohnt ein junger Kaufmann mit seiner Familie.«
    Alice starrte den Mann an. Es tat so weh. Was aber hatte sie denn anderes erwartet?
    Traurig und fröstelnd zog sie ihren Umhang vor der Brust zusammen, was wenig half, denn sie war bis auf die Haut durchnässt. Sie fasste sich.
    »Vor drei Jahren, als der Papst zum Kreuzzug aufrief, sind mein Vater und ich von hier aufgebrochen und nach Jerusalem gezogen. Ich bin eine Pilgerin«, fügte sie würdevoll hinzu.
    »Pilgerin?«, der Mann grinste. »Sehr fromm, wie ich sehe. Wer hat dir denn den Balg da gemacht? Sieht aus wie ein Sarazenenkind.«
    Die Kleine hatte bisher auf die gewaltige Wehrmauer geblickt, nun schaute sie den Mann verängstigt an und drückte sich ganz eng an die Frau, die sanft über das wollene bunte Mützchen strich.
    »Ist gut, Leyla«, sagte Alice mit beruhigender Stimme.
    Sie nahm ihren Leinensack vom Rücken, nestelte an dem Band. Der Wächter starrte dabei auf die Brandwunden an ihren Händen, die von einer dünnen, weißen Hautschicht überzogen waren.
    Vorsichtig zog sie einen Palmenzweig hervor.
    »Ich komme aus Jerusalem und habe mein Gelübde erfüllt. Vor drei Jahren habe ich Passau mit einem Wagen und zwei Pferden durch dieses Tor verlassen und nun will ich in meine Stadt.«
    Der Wächter stutzte, als er den Zweig sah.
    »Ist ja schon gut«, lenkte er ein und strich sich über seinen schwarzen Bart.
    »Geht mich nichts an, was du da im Heiligen Land getrieben hast. Musst dich vor Gott rechtfertigen, nicht vor mir. Komm rein. Es ist schon beinahe Abend.«
    Damit hob er die Lanze.
    Alice steckte den Palmenzweig wieder in ihren Sack, zog die Kapuze über ihr Haar und schritt mit dem fremd aussehenden Kind unter dem Fallgitter durch das mit Fackeln erleuchtete Tonnengewölbe. Die Kleine schaute mit ihren großen braunen Augen den bunt bemalten Schlussstein an.
    »Da«, sagte sie und stakste neben Alice her

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