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Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Bohm
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Feld getragen haben, um Gott zu bitten, es möge die Ernte eingebracht sein, bevor das Unwetter ausbräche? Mein Cousin Philipp berichtete später, er habe als junger Mönch einen schweren Reliquienschrein mit einem noch sehr jungen Novizen tragen müssen, was er als Zumutung empfunden habe, weil er selbst schließlich von hohem Adel, der andere nicht einmal adelig gewesen sei. Er fand jedoch die Züge des Mönchs nahezu vornehm und hat es sich dann so erklärt, dass Gott diesen Menschen trotz seiner geringen Geburt habe auszeichnen wollen.Verzeih, Alice, wenn ich das richtig verstanden habe, war jener Mönch dein Onkel.«
    Alice fühlte sich bei diesen Worten unbehaglich. Bernhard hatte ihren niederen Stand betont und an den Abt mochte sie auch nicht gerne denken. Dessen Gehorsam erheischendes Auftreten, verbunden mit seiner Schönheit und seinem geheimnisvollen Glanz, hatte sie verunsichert. Sie wusste nicht, wie sie das Gespräch wieder auf den Brand bringen sollte, von dem sie doch erzählen wollte, um nicht an der Seite des Ritters von Baerheim schweigen zu müssen.
    »Erzähl nur weiter«, ermunterte er sie. »Ich höre gerne Geschichten.«
    »Ja, es war ein glühend heißer Sommertag nach St. Johanni. Schon Tage davor hatte die Greisin Undine, Ihr wisst, es hieß, sie sei eine weise Frau, vielleicht sogar eine Hexe, vor einem bösen Unwetter gewarnt. Aber das Korn war noch nicht totreif und so zögerte man die Ernte hinaus. Jedenfalls, plötzlich war allen klar, dass es ein furchtbares Gewitter geben würde. Der damalige Abt befahl, dass die Unfreien zuerst ihrem Frondienst nachkommen und das Getreide des Klosters in die Scheunen bringen sollten, bevor sie ihr eigenes Getreide ernten dürften. Alle Bauersleute, alle Männer, Frauen und Kinder, waren also auf den Feldern. Die Kleinsten hatte man am Fuß mit dem Gängelband festgebunden, damit sie nicht fortkrabbeln oder in einen Graben fallen konnten. Es war gegen Mittag, die Hitze flimmerte und von Weitem hörte man schon das Grollen des Himmels, den Donner, den Zorn Gottes.«
    Alice stockte und entschuldigend sagte sie:
    »Martha hat uns Kindern das immer mit solchen Worten erzählt.«
    »Sprich nur weiter«, forderte Bernhard sie auf.
    »Zurückgeblieben war nur Thomas, der alt und krank war und nicht mehr bei der Ernte helfen konnte. Der saß im Schatten auf einer Bank vor der Tür und da geschah das Furchtbare. Feuer brach aus, eine schwarze Katze mit einem glühenden, einem brennenden Schwanz lief von Hütte zu Hütte und das Grauenhafteste war, der Schwanz, der lodernde Schweif, verbrannte nicht. Thomas hat unter Heulen und Schlägen ausgesagt, die Katze sei sicher nicht verbrannt, sondern urplötzlich verschwunden.«
    »Was denkst du darüber, war die schwarze Katze vom Teufel geschickt?«
    Alice zögerte. Sie sah Martha noch vor sich, wie sie die Kinder fest an sich drückte und ihnen flüsternd zuraunte, die Farbe des Felles sei dieselbe gewesen wie die der Kutte der Mönche. Es sei sicher ein vom Teufel besessener Mönch gewesen, der sich in die Katze verwandelt und das Feuer gelegt habe.
    Bernhard machte ein ernstes Gesicht. Auch er habe von seinem Cousin diesen grausigen Verdacht gehört. Noch vor Kurzem habe Philipp, er sei jetzt Prior des Klosters, erklärt, der Brand damals sei Teufelswerk gewesen und er fürchte, dass jemand aus dem Kloster daran nicht unbeteiligt sei.
    Der junge Ritter und das Mädchen schwiegen. Bernhard, um den Verdacht stehen zu lassen. Alice jedoch traute sich nicht zu erzählen, dass sie nicht nur die unheimliche Geschichte Marthas kannte, sondern, von Angst und Unruhe getrieben, auch ihren Vater gefragt hatte, ob es sein könnte, dass der Teufel sich in eine Katze verwandelte. Sie fürchte sich vor jeder Katze, die nur von Weitem an ihr vorbeihusche.
    Der Vater nun habe seine Tochter auf den Schoß genommen, ihr über das Haar gestrichen und geantwortet. Nein, es sei gewiss nicht der Teufel in Mönchsgestalt gewesen, der sich wiederum in eine Katze verwandelt habe. Es hätte sich wahrscheinlich ganz anders zugetragen. Durch Thomas sei der Brand entstanden. Ein Dämon habe ihn befallen.
    ›Erschrick nicht, Alice. Vielleicht kann man es auch anders ausdrücken. Thomas war krank. Es ist eine Krankheit, bei der man sein Gedächtnis verliert. Thomas konnte nicht mehr richtig essen, ohne sich zu besudeln, er konnte auch nicht mehr an sich halten und lebte in einem furchtbaren Dreck und Gestank. Immerfort hörte er Stimmen,

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