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Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Bohm
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seiner Geburt zum legitimen Sohn erklärt worden, Graf Raimond von Toulouse, wenn er doch endlich aus Konstantinopel käme, hatte seinem natürlichen Sohn die Verwaltung über seine unzähligen Burgen und seinen unermesslichen Reichtum während seiner Abwesenheit überlassen. Und selbst der König von Frankreich scherte sich nicht um seine Exkommunikation wegen seines offenkundigen permanenten Ehebruchs mit einer schönen adeligen Dame. Dieser Fürst aber hatte offenbar Gründe, die die Preisgabe seiner Identität verboten.
    Vielleicht ließ sich das Geheimnis um diesen Fremden enthüllen, indem Martin die Rüstung anzog und den Helm aufsetzte, das Schwert in die Hand nahm wie auch die Lanze, vielleicht gab er etwas preis, wenn ihm bewusst wurde, wer ihn so genau beobachtet haben konnte, dass er sogar die Maße des jungen Mannes kannte. Ein Diener reichte Martin den dick wattierten gamboison sowie die Bundhaube, die unter dem Helm getragen wurde und ganz eng anliegen musste, damit der Helm nicht rutschte. Das Kettenhemd musste Martin ohne fremde Hilfe anziehen. Er schlüpfte in die Ärmel, hob das Hemd hoch über den Kopf, sodass es rasselnd an seinem Körper hinunterglitt. Die Schlitze an beiden Seiten waren so bemessen, dass sie Martin Bewegungsfreiheit boten, sich blitzschnell zu drehen, zu wenden, zu reiten, und gleichzeitig bis zum Knie einen bestmöglichen Schutz gewährten. Es war leichter, als Martin erwartet hatte. Der Helm, versehen mit einem Nasenschutz, passte wie angegossen.
    »Dein Vater muss besorgt um dich sein und dich sehr lieben, wie ich an diesem Kettenhemd bemerke. In jedem Ring befinden sich vier weitere Ringe, sodass es wohl 60.000 Ringe sein mögen, die hier zusammengelötet wurden. Und dies in so kurzer Zeit. Ein ganzes Dorf mag daran Tag und Nacht gearbeitet haben. Und schau einmal, hier im Knauf deines Schwertes befindet sich eine kostbare Reliquie, ein Stück Stoff aus der Kutte des Heiligen Benedikt.« Und für sich dachte Adhémar, dieser Fürst teilte offenbar seine Abneigung gegen die barbarische Art, wie die Knochen von Heiligen oder Menschen, die möglicherweise heiliggesprochen würden, beschafft wurden. Martin staunte, eine echte Reliquie, eingefasst von einem schmalen, kaum sichtbaren Goldreif.
    Bischof Adhémar sah ihn aufmerksam an:
    »Nun?«, fragte er.
    »Ich kenne keinen Fürsten. Ich war der Knecht eines Kaufmanns und zu mir ist gewiss nie ein Fürst gekommen.«
    Der Bischof räusperte sich.
    »Sag mir, was sind deine Fähigkeiten? Dass du fließend Latein sprichst, höre ich. Es verwundert mich.«
    »Ich kann lesen und schreiben und rechnen. Reiten natürlich. Und ich kann ziemlich gut Griechisch sprechen und ein wenig Fränkisch. Und Briefe schreiben. Für viele Ritter habe ich Briefe geschrieben.«»Wer hat dir Griechisch beigebracht?«
    Martin wurde es heiß.
    Wer? Der Abt war es. Und der Abt war ein …, Martin schluckte innerlich. Der Abt war ein Fürst! Unmöglich konnte er dies dem Bischof mitteilen.
    »Ich habe es im Kloster gelernt«, antwortete er stattdessen. »Ich war krank und wurde gesund gepflegt.«
    Bischof Adhémar ließ es bei dieser Antwort bewenden.
    »Du bist ein fähiger junger Mann, Martin. Ich habe Verwendung für solche Begabungen. Es wird ohnehin nötig sein, dass du in meine Dienste trittst, denn deine Waffen werden Neid und Missgunst hervorrufen. Dein Aufstieg bricht Gottes Recht, wird besonders vom Adel als Verstoß gegen die göttliche Ordnung gewertet werden. Ich kann dich als Boten gebrauchen, auch als Schreiber. Du wirst also am besten in das fränkische Lager, genauer, in meines wechseln. Zu welcher Heeresgruppe unter Herzog Gottfried gehörst du?
    Ah, zum Grafen Otto von Baerheim. Er hat einen Sohn. Bernhard, soviel ich weiß. Er wird dich in der kurzen Zeit, die bis zur Schlacht bleibt, im Schwertkampf unterrichten.«
    Martin schluckte jede Entgegnung herunter.
    Er wollte sich schon mit dem Kniefall verabschieden, da sagte der Bischof en passant: »Bewährst du dich im Kampf, so wird sich zeigen, wer dein Vater ist.«

    Martin kräuselte die Stirn. Diese Verheißung machte seinen Vater noch geheimnisvoller.
    Wenn, so überlegte Martin, seine Tapferkeit ihm den Namen seines Vaters verriet, so müsste er ihn kennen. War es einer der Adeligen hier im Heer? Martin war nicht aufgefallen, dass irgendeiner der hohen Herren auch nur ein Fünkchen Anteilnahme für ihn gezeigt hätte.
    Oder doch? Er, Martin, Graf Otto von Baerheims Sohn?

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