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Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Bohm
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Es war ein gewaltiger Kampf, das Krachen der Lanzen, Klirren von Schwertern, es war ein ungeheures Gemetzel, in das Bernhard sich hineingestürzt hatte. Er liebte den Kampf.
    Er wollte Intuition, Geschicklichkeit, Kraft und Ausdauer nicht nur unter Beweis stellen, sondern ausleben. Wieder hatte Bernhard einen Türken vom Pferd gestoßen. Er selber sprang ab, zwang den Mann zum Kampf mit dem Schwert.
    Im Zweikampf seid ihr uns unterlegen, lachte er über die unerwartete Erfahrung.
    Die Schwerter kreuzten sich, es war ein tosender Lärm vom Schlagen auf Rüstungen, auf Helme. Bernhard ergriff das Schwert mit beiden Händen und schlug es auf das Haupt des Gegners, sodass dessen Helm sprang und der Kopf auseinanderklaffte, fasste die Waffe mit einer Hand, um dem Gegner das Schwert zu entwenden, er kämpfte mit beiden Händen an der Klinge, um dem Feind ganz nahe zu kommen, er umklammerte das gegnerische Schwert und schlug mit dem seinen zu. Er verteilte Fußtritte, setzte dabei seinen ganzen Körper ein und brachte den anderen zu Fall. In diesem Tanz des Todes, als den Bernhard den Kampf auffasste, nahm er dem Gegner Raum und Bewegungsfreiheit. Und falls der Todesstoß nicht angebracht werden konnte, so doch das Außergefechtsetzen, indem Extremitäten verletzt oder abgetrennt wurden, Arme, Füße und Beine. Er war es nicht alleine, der so kämpfte. Die Ritter mit ihrer jahrelangen Ausbildung, die letztlich nur ein Ziel hatte, das Töten, ließen nicht ab, unentwegt und ungeachtet der eigenen Verluste, der eigenen Verwundeten und Toten, anzugreifen, niederzuschlagen, niederzumachen, zu verwunden und zu vernichten.

    Es wurde Nachmittag. Die Sonne glühte. Von seinem Hügel herab musste Kilidj Arslan zusehen, wie seine Leute fielen. Er begann sich darauf einzustellen, dass ihm hier ein Feind gegenüberstand, der in nichts zu vergleichen war mit dem armseligen Heer Peters des Einsiedlers. So wie er diese Christen einschätzte, würden die auch bei Nacht kämpfen. Sie würden nicht aufhören, bis sie die Schlacht gewonnen hätten oder alle tot wären. Wenn er sein Heer nicht ganz verlieren wollte, so war es klüger, sich zurückzuziehen, Nikäa aufzugeben, seine Frau, seine Söhne und seine Schätze, um bei passender Gelegenheit, wenn sie nicht darauf vorbereitet wären, wieder anzugreifen. Die Klugheit gebot, diesen Kampf zu beenden. Und Klugheit und Weisheit gehörten zu den Tugenden, die Sultan Kilidj Arslan für sich beanspruchte.
    Er ließ die Kriegshörner blasen, dass die Schlacht beendet sei. Wer noch von seinen Leuten lebte, raste mit ihm über die Hügel davon.

    Der Kampf war beendet. Bernhard ritt ins Lager zurück.
    Was ihn dort erwartete, waren Verwundete, Geschrei, Gewimmer, Weinen. Männer mit tiefen Gesichtsverletzungen, ausgestochenen Augen, durchschlagenen Kniekehlen, abgeschlagenen Händen. Ihre Armstümpfe sahen ekelerregend aus, Blut und Eiter sickerte durch die Verbände. Es stank nach Wunden und Tod.
    Knechte brachten einen Ritter, dem ganz zuletzt noch die Hand abgeschlagen worden war. Sein Blut strömte aus der Wunde. Von einer kräftigen Frau wurde er in Empfang genommen, die kurzerhand den Stumpf in das bereitstehende dampfende, siedend heiße Fett tunkte. Der Ritter brüllte auf. Die Frau kümmerte sich nicht darum. Schnelligkeit war alles, wenn er nicht verbluten sollte. Geschickt und kraftvoll zog sie die Haut über die Wunde, eine andere Frau nähte sie zusammen.
    Das alles nur nicht sehen, dachte Bernhard, während er sein Pferd durch die Reihen der Verwundeten führte. Bloß Augen, Ohren, Nase verschließen! Das Schreien eines Mannes war trotzdem nicht zu überhören, dem von einem Mönch ein Pfeil durch den Oberschenkel gestoßen wurde, während zwei andere den Brüllenden festhielten.
    Nur weiter. Er hatte Durst und wollte zu Alice.
    Bernhard fragte Theresa, die gerade dabei war, einem Mann die Gesichtshaut über das abgeschlagene Nasenbein zu schieben und zusammenzunähen, wo Alice sei.
    »Bis vor Kurzem war sie noch hier und hat sich um die Verwundeten gekümmert. Sie ist zum Zelt gegangen, damit Ihr sie findet, wenn Ihr sie sucht.«
    Bernhard nickte kurz, saß auf und war erleichtert, das Elend hinter sich zu lassen.

    Zunächst begab er sich zu seinem Vater. Graf Otto von Baerheim stand in tadellos blitzender Rüstung vor seinem großen Zelt. Er hatte sich in Bereitschaft gehalten, falls die Garnison einen Ausfall aus Nikäa unternommen hätte. An der Schlacht hatte er nicht

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