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Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Bohm
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Bannern von ungeahnter Schönheit.
    Zehntausende von Pfeilen sausten in einem Augenblick durch die Luft, prasselten nieder auf die Reiter, die sich in geschlossener Formation dicht an dicht, Reihe um Reihe unter dem Pfeilregen duckten. Ein Schrei des Entsetzens ging durch das christliche Heer. Pfeile bohrten sich in Rüstungen, durchschlugen gar Kettenhemden, durchschossen Gesichter, verwundeten die Pferde, die so dicht nebeneinander angeordnet waren, dass nicht einmal ein Apfel dazwischenpassen sollte.
    Pferde schrien auf. Von Pfeilen durchbohrt, stürzten die wertvollen Tiere zu Boden und starben. Wut stieg auf, niemals hätte ein Ritter ein Pferd verwundet. Kämpfen wollten sie gegen diesen Feind.
    Doch so, wie die Türken auf ihren windschnellen Pferden herangaloppiert waren und ihre Pfeile abgeschossen hatten, so stürmten sie auch wieder davon. Und schon wendeten sie am Saum des Waldes und wieder flogen Zehntausende von Pfeilen durch die Luft.
    Erwartet hatten Raimonds Ritter Feinde, die wie sie selbst mit eingelegter Lanze anstürmen und den Kampf mit dem Schwert Mann gegen Mann suchen würden. Die Taktik der Türken aber hieß: auf rasend schnellen Pferden angreifen, Pfeile abschießen, den Feind zermürben, ermüden, mutlos machen, demoralisieren und dann, wenn die Reihen des Gegners gelichtet und in Auflösung begriffen waren, ihn einkreisen und mit dem Schwert niedermachen. So hatten sie gesiegt, von den weiten Steppen Asiens kommend, immer weiter nach Westen vorrückend bis zur Küste des Mittelmeeres. So würden sie auch jetzt mit einem Schlage siegen.
    Der Pfeilhagel schlug tiefe Lücken. Verendende Pferde, verwundete und tote Reiter bedeckten den Boden.
    Jedoch Graf Raimond hielt seine Leute zusammen.
    An der Spitze seiner Ritter, umgeben von Mönchen mit Kreuzen, schloss der Heerführer die Reihen seiner Krieger. Über die krepierenden Pferdeleiber hinweg, über die stöhnenden, schreienden, zerfetzten Männer hinweg stießen seine Reiter weiter den Hügel hinauf.
    Das Gelände hinter ihnen war gegen sie. Das Lager im Rücken mussten sie sich bergauf abmühen.
    Das Gelände vor ihnen war für sie. Denn der Wald auf den Höhen verhinderte das erfolgreiche Spiel des türkischen Heeres: Angreifen, davonjagen, wieder angreifen.
    Das Gelände zwang sie auf das begrenzte Schlachtfeld.
    Wenn auch die Pferde der Türken so rasend schnell waren, dass niemand sie einholen konnte, so nützte ihnen diese Geschwindigkeit nichts. Unaufhaltsam näherten sich die schweren Schlachtrosse der Ritter. Kein Lärm, kein Kampfgetümmel, kein Gemetzel konnte diese Streitrosse aus der Ruhe bringen. Pferd an Pferd, Reiter an Reiter, die Lanzen eingelegt, wie eine Mauer näherten sich die Ritter den Feinden.
    Endlich hatte Graf Raimond die Krieger Kilidj Arslans erreicht und griff sie an.
    Endlich konnte die Schlacht Mann gegen Mann beginnen.

    Der Tag wurde immer heißer. Die Mittagshitze stieg. Unerträglich wurde es unter Rüstung und Helm.
    Seit Stunden verfolgte Bernhard die feindlichen Krieger. Sofort nach dem Angriff Kilidj Arslans waren Herzog Gottfried und Balduin im Galopp Graf Raimond zu Hilfe gerast und hatten den rechten Flügel des türkischen Heeres angegriffen.
    Wie durch die Zauberkraft der Liebe berührt, jagte sein Hengst den davongaloppierenden Stuten hinterher. Und nicht nur der seine. Welch ein unerwarteter Vorteil, lachte Bernhard. Die Türken reiten auf Stuten! Mit verhängten Zügeln raste er mitten in die Feinde, warf vom Pferd ab, wen er fassen konnte, durchbohrte ihn und schlug mit dem Schwert zu.
    Verfolgen, herangaloppieren, mit der Lanze den Feind vom Pferd stoßen, mit dem Schwert kämpfen.
    Neben Bernhard schrie ein Knappe seines Vaters auf, dessen Auge von einem Pfeil durchbohrt worden war. Sich nur nicht ablenken lassen. Weiterkämpfen. Bernhard holte einen Türken ein, stieß ihn mit der Lanze vom Pferd, beugte sich tief hinunter, schlug dem Mann den Kopf ab. Als er wieder hoch kam, war ihm schwindelig.
    Er hatte Durst, die Lippen waren aufgesprungen und bluteten. Neben ihm glitt ein Freund vor Erschöpfung oder vom Hitzschlag getroffen vom Pferd. Verwundete, Tote überall.
    Die Schreckensnachricht durchlief das Heer Herzog Gottfrieds:
    »Graf Balduin von Gent ist gefallen!«
    Sich nur nicht beirren lassen!
    Breschen in die Feinde schlagen, geschlossene Karrees bilden, aus denen es für die Krieger Kilidj Arslans kein Entkommen gibt.
    Gegenseitig riefen sie sich zu, die Feinde niederzumachen.

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