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Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Bohm
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teilgenommen.
    Die Begrüßung war kurz und knapp. Vater und Sohn war die Begegnung unangenehm. Graf Otto zeigte nur mühsam eine Spur von Erleichterung, seinen Sohn lebend vor sich zu sehen.
    Ganz anders Alice.
    Ungeduldig und voll Sorge um sein Leben und seine Gesundheit wartete sie im Zelt. Unablässig ging sie auf und ab, setzte sich kurz auf ihr Bettlager und nahm die Wanderung wieder auf. Unter den Verletzten, die es ins Lager geschafft hatten, war Bernhard nicht, da war sie sich ziemlich sicher. Aber unter den Verwundeten oder Toten auf dem Schlachtfeld?
    Als Bernhard tatsächlich kam, wagte sie nicht, ihn zu umarmen. Er kam aus einer anderen Welt. Den Helm hatte er zwar abgenommen, aber das Kettenhemd war blutverschmiert wie auch das Schwert, in dessen Hohlkehle sich das Blut der Feinde angesammelt hatte und das überhaupt über und über mit Blut beschmiert war. Bernhard erzählte, während er sich nach vorne beugte, um das Kettenhemd abzuschütteln, dass vermutlich fast alle Männer des christlichen Heeres, die an der Schlacht teilgenommen hätten, verletzt seien.
    Und er selbst?
    Sein Gesicht war blutig, aber es waren keine tiefe Wunden. Er befühlte die Schulter, auf der sich ein blauer Fleck weit ausbreitete. Ein heftiger Schlag mit dem Schwert auf die Rüstung, jedoch nicht stark genug, um ihm das Schlüsselbein zu brechen. Alice tunkte ein Tuch in einen Steinkrug mit Wasser, säuberte sein Gesicht und kühlte Bernhards Schulter. Sie fühlte und roch den Schweiß auf seiner Haut, sie blickte aufmerksam und liebevoll in sein Gesicht, in dem sich die Erschöpfung bemerkbar machte.
    Von draußen, aus dem Lager, hörten sie Stimmen, Frauen, unbewaffnete Pilger und Priester versammelten sich, um gemeinsam zum Schlachtfeld zu gehen, nach den verwundeten Männern zu sehen und die toten Mitstreiter zu beklagen.
    Martin, Alice schreckte auf.
    Was war mit Martin? Natürlich hatte Alice auch an ihn gedacht während der vielen Stunden des langen Tages, an dem sie nichts anderes tun konnte als beten, während sie Verletzten Wein gegen die Schmerzen brachte und klaffende Wunden verband.
    Bernhard bemerkte ihren unruhigen Blick zum Eingang des Zeltes, an dem einige Frauen mit Fackeln vorbeigingen.
    »Ich habe Martin nachmittags noch gesehen, wie er mit erhobener Lanze hinter fliehenden Türken hergeritten ist. Vollkommen verrückt, er hat Rab mit in die Schlacht genommen statt des Schlachtrosses, für das sein Vater, so wie man hört, auch noch das Geld geschickt hat.«
    Bernhard verkniff sich vor Alice die Bemerkung, es sei ein Wunder, dass Martin sich so lange habe halten können.
    Verwundet, tot? Vielleicht ist Martin tot?
    »Geh nur, du hörst ja, sie brechen auf. Die Frauen des Heeres Raimonds sind längst auf dem Schlachtfeld, um ihre Männer zu suchen.«
    Schon im Hinausgehen fragte Alice: »Was geschieht mit den verwundeten Türken?«
    »Ihnen wird, sobald es hell wird, der Kopf abgeschlagen.«
    Alice blieb stehen, sie schluckte.
    »Wozu?«, fragte sie. »Wozu wird ihnen der Kopf abgeschlagen?«
    »Warum nicht?«, gab er leichthin zurück. »Spaß beiseite. Die Köpfe werden über die Befestigungsmauer katapultiert. Wir haben zwar die Schlacht gewonnen, aber Nikäa noch lange nicht erobert. Wenn Kaiser Alexios uns nur so mickrige Katapulte liefert, dass wir damit nicht einmal ein Loch in die Mauer schlagen können, dann müssen wir der Garnison da drinnen eben auf diese Weise drohen und Angst einjagen.«
    »Und Ihr?«, fragte Alice. »Schneidet Ihr auch Türken die Köpfe ab?«
    Bernhard lächelte verächtlich.
    »Ich bin Graf. Vergiss das niemals, Alice. Außerdem gehen mich Tote und Verwundete nichts an. Was mich reizt, ist der Kampf.«
    Alice schwieg. Das ›Niemals‹ hatte sie durchaus vernommen und es bereitete ihr Angst.
    »Ich werde morgen«, fuhr Bernhard fort, »mit Balduin und Raimonds Leuten das Lager Kilidj Arslans aufsuchen und die Beute einholen. Ich wette, der Sultan hat alles stehen und liegen gelassen, als er geflohen ist.«
    Der Gedanke an Balduin wirkte auf Alice nicht gerade beruhigend. Was tat er in dieser Nacht, nachdem die Heerführer ihre Beratungen beendet hatten?
    Natürlich. Er ging zu Godvere di Tosni, seiner jungen Frau.
    »Und nun, was macht Ihr heute Nacht?«, konnte Alice sich nicht enthalten zu fragen.
    »Schwimmen. Ein heißes Bad wird wohl kaum aufzutreiben sein. Ich gehe im Askanischen See schwimmen. Nach einer Schlacht musst du allen Dreck, allen Schweiß und alles Blut

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