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Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Bohm
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seinem Lager ein Toter von Frauen fortgetragen wurde.
    Markus sah dem Toten nach, wandte sich dann wieder zu Martin und sagte:
    »Du kannst Gott danken und deinem unbekannten Vater, der dir so einen hiebfesten Helm geschenkt hat.«
    Martin antwortete nichts darauf. Er spürte durchaus die Neugierde Markus’, die in seinen Worten mitklang.
    Statt auf Markus einzugehen, fragte er:
    »Was passiert denn mit den Toten?«
    »Welchen? Den türkischen oder unseren?«
    Martin war etwas verwirrt. Natürlich, es herrschte der Kriegsbrauch sogar unter Christenmenschen, dass die Sieger die Verlierer sofort auf dem Schlachtfeld umbrachten, ausraubten und nackt liegen ließen. Nur für die Adeligen wurde ein Lösegeld gefordert.
    »Den türkischen«, antwortete Martin.
    »Auf dem Schlachtfeld liegen und verwesen lassen, kann man sie nicht. Sonst breitet sich schnell eine Seuche aus. Zuerst ging das Gerücht, dass die Leichname verbrannt werden sollen, weil sie keine Seele haben und in der Hölle schmoren. Aber Bischof Adhémar hat entschieden, dass sie in ein Massengrab kommen. Das Verbrennen würde zu sehr stinken. Das wäre natürlich ganz gut, weil die Garnison in Nikäa es auch riechen würde. Aber andererseits müssen wir uns das nicht antun. Die Pferde werden übrigens auch in einem Massengrab verscharrt.«
    Martin erschrak.
    »Nun beruhige dich doch. Dein Rab lebt wirklich. Ich flunkere dir nichts vor.
    Graf von Toulouse und die anderen Heerführer haben übrigens beschlossen, 1.000 Türkenköpfe dem Kaiser Alexios nach Konstantinopel zu schicken, damit er sieht, dass wir die Schlacht gegen Kilidj Arslan gewonnen haben und damit er uns besser bei der Belagerung unterstützt und uns nicht wieder hungern lässt wie vor ein paar Tagen. Sie haben schon begonnen, die Köpfe auf Karren und Wagen zu laden. Ich sah es, als ich eben zu dir kam.«
    Martin verzog angewidert sein Gesicht. Ihm wurde schlecht. Markus gab ihm eine bereitstehende, mit etwas Wasser gefüllte Schale, in die Martin hineinspeien konnte. Er hielt den Freund an den Schultern, damit er nur wenig hochkommen musste, und reichte ihm anschließend ein ziemlich sauberes Tuch, mit dem Martin seinen Mund abwischte.
    »Du, ich muss dir was erzählen. Nicht so was Trauriges. Denn die Stimmung von unseren Leuten ist bestens. Das ist ein Spaß, sage ich dir. Hörst du, da sind auch schon einige betrunken. Weißt du, was Bernhard und die anderen im Lager Kilidj Arslans beim Plündern gefunden haben? Du glaubst es nicht. Wagen voller Stricke, mit denen sie uns fesseln wollten!«
    Von draußen drang lautes Hörnerblasen zu ihnen ins Zelt.
    »Ich muss los«, sagte Markus. »Es wird zur Totenmesse gerufen. Nachher komme ich wieder. Ich werde dich schon gesund pflegen.«
    »Sind es viele? Ich meine, von unseren Leuten?«
    »Ja, natürlich.« Markus setzte sich wieder und nahm Martins Hand.
    »Es sind viele Ritter gefallen, besonders aus Raimonds und Gottfrieds Heer. Die Gräber sind schon ausgehoben. Graf von Toul wird mit besonderen Ehren beigesetzt. Nachher werden Almosen an die Armen verteilt. Martin, du kennst viele von denen, die heute begraben werden. Es sind vor allem die Jungen, für die es die erste Schlacht war.«

    »Vergiss nicht, Gott zu danken!«, war das Letzte, was Markus seinem Freund zurief, bevor er zu den Begräbnissen ging.
    Dazu hatte Martin allen Grund. Von den Verwundeten, die nach der Schlacht hier eingeliefert wurden, waren trotz der aufopferungsvollen Pflege durch die Frauen und Mönche die meisten gestorben. Die jetzt neben ihm lagen, waren bei den wiederholten Anstürmen auf Nikäa verwundet worden. Sie hatten sich schmerzhafte Pfeilverletzungen oder Brandwunden zugezogen, verursacht durch heißes Pech, das über die Befestigungsmauer gegossen worden war. Martin konnte sich also wirklich glücklich schätzen. Trotzdem wurde ihm das Liegen von Tag zu Tag unerträglicher. Die Hitze im Zelt der Kranken, der Geruch von Essen, Wunden, Urin machten ihn ungeduldig und unzufrieden. Er nahm es Markus übel, dass der ihm strikt verbot aufzustehen. Die Stunden schleppten sich dahin, bis endlich der junge Mönch kam, einen Korb mit Essen und Wein unterm Arm. Beim Hineintreten ins Zelt streifte er seine Kapuze ab und fuhr sich mit der Hand über sein dichtes blondes Haar.
    »Musst deine Tonsur mal wieder rasieren lassen«, wurde er von Martin begrüßt.
    Markus verzog das Gesicht, setzte sich zu Martin auf den Boden und packte den Korb mit den Lebensmitteln

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