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Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Bohm
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aus.
    »Damit wir gleich beim Appetitlichen bleiben:
    Kaiser Alexios hat das Geschenk von 1.000 Türkenköpfen zu würdigen gewusst, er hat von einem ›glorreichen Sieg‹ gesprochen und den Fürsten Wagenladungen voller Geschenke, Geld, sogar Purpurstoffe geschickt und uns armen Pilgern reichlich zu essen. Dazu hat er noch seine Kaufleute angewiesen, uns Getreide, Fleisch, Bohnen, Wein und Öl preiswert zu verkaufen – aber …«
    »Aber was?«, fragte Martin.
    »Aber er hat uns keine Belagerungsmaschinen geliefert. Dabei müsste so ein mächtiger Herrscher Belagerungsmaschinen wie nichts haben oder zumindest welche bauen lassen können. Darum haben unsere Heerführer beschlossen, dass wir uns selber helfen müssen. Holz gibt es ja genug in dieser Gegend.«
    »Das klingt doch schon ganz gut.«
    »Ist es aber nicht.«
    »Mit zwei Wurfmaschinen, also Manganen, haben wir täglich auf dieselbe Stelle in der Befestigungsmauer geschossen, aber nicht ein einziger Stein ist herausgebröckelt.«
    Martin zog die Stirn kraus. »Weißt du nicht was Aufheiternderes?«
    »Ja, äh, also, Ritter Bernhard von Baerheim, er ist der Held des Tages. Gestern Nacht war er im See schwimmen. Weißt du, er geht jede Nacht schwimmen, glaub ich. Ich ahne schon, was du denkst, – ob er Alice mitnimmt. Er geht wohl meistens allein. Neulich habe ich sie allerdings zusammen am Ufer gehört. Ach was, Martin. Mach nicht so ein Gesicht.
    Jedenfalls – es war im Zelt so stickig, die Nachtluft klar und der Abendhimmel wunderschön. Da bin ich zum Baden an den See geschlendert. Na ja. Nun reg dich nicht so auf. Du hast doch gar nichts mit ihr.« Markus schüttelte den Kopf, setzte die Flasche Wein an den Mund und reichte sie danach seinem Freund.
    »Gestern Nacht war er jedenfalls allein. Da ist er ganz weit hinausgeschwommen bis hin zum Seetor von Nikäa. Die Wachen standen oben auf der Stadtmauer mit ihren Bögen, aber die waren schläfrig, haben wohl auch nicht erwartet, dass jemand von den Unsrigen sich so weit vor traut. Da hat Bernhard beobachtet, wie Händler auf ihren Schiffen angefahren kamen und an die Türken alles verkauft haben, was sie brauchten, Lebensmittel und Waffen und Baumaterial, um unsere Belagerungsmaschinen zu zerstören.
    Bernhard hat sofort Herzog Gottfried und Balduin benachrichtigt. Alle Heerführer haben noch in der Nacht beschlossen, Bernhard zusammen mit Graf Stephan de Blois und einigen Rittern zum Kaiser zu schicken, damit er ihnen eine kleine Flotte auf dem See zur Verfügung stellt und die Lieferungen aufhören. Sie könnten Erfolg haben, der Graf bewundert den Kaiser abgöttisch.«
    Markus lachte.
    »Ausgerechnet mit Stephan de Blois. Es mag Bernhard ja schmeicheln, sich mit dem Schwiegersohn Heinrich des Eroberers zusammen zum Kaiser von Byzanz zu begeben, aber er verachtet bestimmt einen Mann, der unter dem Kommando seiner Frau steht.
    Heißt es jedenfalls.«
    Markus setzte sich gerade und gebieterisch auf:
    »Spricht also seine Frau Adele zu ihm: ›Stephan, mein lieber Gemahl, schließt Euch der bewaffneten Pilgerfahrt an und zieht nach Jerusalem. Hinweg mit Euch aus Eurer Burg! Kommt, mit Ehre und Ruhm beladen, als Held zurück!‹
    Gehorsam ist er dann auch losgezottelt, hat aber, kaum dass seine Frau ihm nichts mehr befehlen konnte, den Winter zusammen mit Herzog Robert von der Normandie in Kalabrien verbracht und es sich dort angenehm sein lassen.
    Man sieht es ihm an der Nasenspitze an, dass ihm das Lagerleben nicht passt, dieser ständige Rauch von den Feuern, die Latrinen und die vielen Armen.
    Er denkt bestimmt: ›Ich bin einer der reichsten Männer Frankreichs, habe ein Prunkgemach mit dem Himmelsgewölbe als Decke und dem Erdkreis als Fußboden und muss mich trotzdem den Strapazen, Unbequemlichkeiten und Gefahren eines Kreuzzuges aussetzen.‹
    Das wiederum missfällt sicherlich Bernhard. Stephan de Blois sieht aus, als hätte er überhaupt keine Lust zu kämpfen. Bezeichnenderweise ist er auch erst nach der Schlacht gegen Kilidj Arslan bei uns eingetroffen.
    Er hat auch Pech gehabt. Ein Schiff mit 400 seiner Leute und Pferden und Geldtruhen ist gleich an der Küste von Italien vor aller Augen untergegangen. Fulcher de Chartres behauptet, den Leichen am Strand seien Kreuze auf den Schulterblättern eingebrannt gewesen.«
    Markus schüttelte den Kopf.
    »Und was hat das mit mir zu tun?«, fragte Martin gereizt.
    »Mehr als du denkst. Fulcher de Chartres schreibt eine Chronik über die Ereignisse

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