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Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Bohm
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auf unserem Weg nach Jerusalem. Bischof Adhémar wünscht, dass du ihm dabei behilflich bist. Du sollst heute Abend zu Fulcher de Chartres kommen, das soll ich dir ausrichten. Er will mit dir über deine Aufgaben sprechen.«
    »Na endlich«, seufzte Martin erleichtert. »Endlich erlaubst du mir aufzustehen. Weißt du eigentlich, wie lange ich hier schon liege? Fast vier Wochen.«
    »Na, reg dich nicht auf. Du hast nicht viel versäumt.«
    Martin setzte sich auf.
    »Ich muss raus.«
    »Nein, nein. Erst heute Abend. Jetzt bleibst du noch schön liegen. Brav, so ist es brav.«
    »Du treibst Spott mit mir.«
    »Nein. Ich staune. Als du in Passau das Kreuz nahmst und ich dich auf dem Domberg das erste Mal sah, warst du nichts als ein Knecht und jetzt gehörst du zu der Abteilung des Legaten des Papstes und bist der Sohn eines Fürsten.«
    »Der natürliche Sohn«, ergänzte Martin.
    »Dein Vater ist aber großzügig, als seiest du der einzige, der wahre Sohn.«
    Martin erwiderte lieber nichts darauf. Auf das Thema Vater wollte er sich mit Markus nicht einlassen.
    »Du weißt wirklich nicht, wer dein Vater ist?«, setzte Markus nach.
    Vielleicht war jetzt die letzte Gelegenheit, mit Martin in Ruhe zu sprechen.
    »Nein«, antwortete Martin.
    »Aber du hast eine Ahnung, wer es sein könnte.«
    »Nein, habe ich nicht.«
    »Du lügst. Ich sehe es dir an, du lügst. Du weißt ziemlich genau, wer dein Vater ist.«
    »Ich sage nichts dazu. Markus, nicht einmal mit dir kann ich darüber sprechen.«
    »Mit mir ?«
    »Nein, natürlich nicht mit dir speziell, ich kann mit niemandem darüber sprechen.
    Bischof Adhémar hat auch schon vorsichtig nachgehakt, hat aber höflich davon Abstand genommen. Er ist sowieso ein sehr weiser Herr.«
    »Martin, du lenkst ab. Also, du willst es mir wirklich nicht verraten. Hm. Alice hat übrigens den Brief vom Abt gefunden, den du bei dir trägst.«
    Martin stöhnte.
    »Ich habe sie davon abhalten können, ihn zu öffnen.«
    »Danke«, antwortete Martin.
    Beide schwiegen.
    Martin rang mit sich. Sollte er nun Markus nach dem Abt fragen oder nicht?
    So leichthin wie möglich sagte er:
    »Wenn ich nun schon noch den ganzen Tag hier herumliegen muss, dann vertreib mir doch die Zeit und erzähl mir etwas vom Kloster.«
    »Was denn? Willst du Mönch werden?«
    Martin schüttelte den Kopf. »Ach was.«
    »Ich erzähl dir etwas von mir. Schon bei meiner Geburt haben meine Eltern mich für den geistlichen Stand bestimmt als Gottesgabe zum Heil ihrer Seelen. Wir sind neun Kinder und nur für meinen ältesten Bruder reichte das Geld zum Ritter. Deshalb musste ich mit sieben Jahren ins Kloster eintreten, und zwar in eines, das ganz weit weg von meinem Zuhause lag, weil meine Eltern befürchteten, ich könnte es im Kloster nicht aushalten und davonlaufen. Was ich auch versucht hätte. Aber Passau ist eben sehr weit von Würzburg entfernt.

    Also, bei meinem Eintritt ins Kloster musste ich eine in ein Altartuch eingewickelte Bitturkunde in der Hand halten und sie auf den Altar legen. Meine Eltern haben bezeugt, dass ich mich dem Joch der Ordensregel nicht entziehen darf, und sie haben unter Eid vor Gott und den Engeln geschworen, mir niemals die Gelegenheit zum Austritt zu geben. Vom Tag der Aufnahme ins Kloster an haben meine Eltern alle Rechte an den Abt des Klosters abgegeben. Ich durfte meine Eltern nicht besuchen noch von ihnen Besuch bekommen. Auch die Briefe meiner Mutter durfte ich nur lesen, wenn der Abt dies bewilligte. Einmal hat meine ältere Schwester Karoline mir eine schöne Decke für den Winter geschenkt. Der Abt hat bestimmt, dass ein anderer Mönch sie erhalten sollte. Als ich darüber wütend wurde, hat er gesagt, der Teufel würde mich versuchen, und zur Strafe wurde ich hart geschlagen.«
    »Der Abt?«, fragte Martin zweifelnd.
    »Nein, nicht der jetzige. Nicht Abt Johannes. Der davor, Abt Eckbart.«
    Ohne zu bemerken, worauf Martin eigentlich hinauswollte, fuhr Markus fort:
    »Die Ewigen Gelübde habe ich mit 15 abgelegt, du weißt, Gehorsam, Armut und Keuschheit. Nun war ich vollwertiger Mönch. Aber eigentlich hat es nichts verändert, weil wir Mönche dem Abt Gehorsam gelobt haben, uns ihm unterwerfen sollen. Ich habe also in der Schreibstube gearbeitet. Im Winter klamme Finger, das ganze Jahr krummer Rücken. Manchmal fragte ich mich, ob ich überhaupt noch reiten könnte. Ich habe zu Gott gebetet, dass ich einmal raus aus dem Kloster käme und gleichzeitig habe ich mich verflucht, dass

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