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Die Pilgerin

Titel: Die Pilgerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Ihr noch mein Oheim dürfen in den Verdacht geraten, daran beteiligt zu sein. Immerhin seid Ihr der nächste Erbe Eures Vetters und es sollte Euch leicht fallen, dessen Stellung bei König Charles einzunehmen.«
    Der Ritter starrte sie verwirrt an. »Aber wer sollte den Mut aufbringen, ihn zu töten?«
    Die junge Dame hob lächelnd die Hand. »Lass mich nur machen, mein Freund. Ist es erst geschehen, werdet Ihr an Stelle Eures tölpelhaften Vetters meine Hand erhalten.«
    Aymers Augen blitzten auf, denn Felicias Hand verhieß nicht nur, eine wunderschöne Frau sein Eigen nennen zu können, sondern als Dreingabe auch eine reiche Mitgift, welche die jetzt schon bedeutenden Ländereien der Saltilieus weiter vergrößern würde.
    »Ein Kuss von deinen Lippen soll mir zeigen, dass dies möglich sein kann!« Er wollte die junge Frau umarmen, doch Felicia entwand sich ihm mit einem leisen Lachen.
    »Noch bin ich die sittsame Braut deines Vetters und er wäre zu Recht zornig, würde ich dich statt seiner küssen.« Bevor er sichversah, hatte sie den Raum verlassen und eilte davon. Da sie die Burg gut kannte, gelang es ihr, schon nach kurzer Zeit auf Hugues de Saltilieu zu treffen.
    Ihr Bräutigam fühlte sich nach dem Tod der beiden Verräter, wie er die beiden toten Söldner bezeichnete, so zufrieden wie ein Mann es sein konnte, der es gewohnt war, in Blut zu waten. Als er seine Verlobte entdeckte, streckte er die Hand nach ihr aus. Bislang war Felicia ihm immer ausgewichen, doch diesmal ließ sie es zu, dass er sie an sich zog und seine Lippen auf die ihren presste. Seine Leidenschaft hätte ihr gefallen können, denn ihr Körper wurde auf einmal weich wie Wasser und sie klammerte sich an ihn. In diesem Augenblick wäre sie sogar bereit gewesen, ihm in die nächste Kammer zu folgen und sich ihm hinzugeben. Da aber löste er seinen Mund von dem ihren, fasste mit der rechten Hand ihren Nacken und bog diesen so, dass sie in seine blass schimmernden Augen blicken musste.
    »Noch ein wenig Geduld, meine Liebe! Ich werde dich schon noch besteigen, und das mit Genuss. Ich warne dich jedoch davor, mir untreu sein zu wollen. Es würde dir nicht gut bekommen. So ein Frauenhals ist sehr zart und schnell gebrochen.« Zur Bestätigung seiner Worte drehte er ihren Hals so weit herum, bis die Knochen leicht krachten.
    Felicia stieß einen Wehlaut aus und versuchte sich zu befreien, doch gegen den bulligen Ritter kam sie nicht an. »Meine Warnung schließt auch meinen nutzlosen Vetter Aymer mit ein«, sprach ihr Verlobter weiter. »Fasse ich auch nur den Verdacht, du könntest mich mit ihm betrügen, bringe ich euch beide um. Ich hoffe, du hast mich verstanden!« Nun ließ er die junge Frau los und stieß sie von sich.
    Seine Verlobte griff sich an den Nacken, der nach dem hartenGriff wie Feuer brannte, und rang nach Atem. Da sie spürte, dass er eine Antwort von ihr erwartete, knickste sie vor ihm und senkte den Kopf. »Ich habe Euch sehr deutlich verstanden, mein Herr.«
    »Dann ist es gut!« Hugues de Saltilieu kehrte ihr den Rücken zu und ging. Er hätte besser auf ihr Mienenspiel achten sollen, denn in ihren Augen flammte ein alles versengender Hass auf.
    Felicia de Lacaune sah dem Baron nach, bis dieser in einem anderen Korridor verschwunden war, und eilte weiter. Sie wusste, an welcher Stelle sie fündig werden konnte, und war froh, dass ihr auf dem Weg dorthin niemand begegnete. Schließlich stellten die Unterkünfte für die niedrigsten Knechte keinen Ort dar, an dem eine Dame wie sie sich blicken lassen durfte.
    Ein vierschrötiger Mann mit schwellenden Muskeln hockte in einer Ecke und starrte trübsinnig vor sich hin. Es war Sepp, der einstige Pilger, der Tillas Gruppe verlassen hatte, um sich Felicia de Lacaune anzuschließen. Seine Hoffnung auf einen raschen Aufstieg war jedoch jäh zerplatzt, denn die wetterwendische Dame hatte gar nicht daran gedacht, sich für ihn zu verwenden. Daher war für Sepp nur der Platz eines Knechts übrig geblieben, doch er weigerte sich trotzig, die verlangten Dienste zu tun. So lebte er von den Resten, die er irgendwie ergattern konnte, und bereute längst, seine Pilgerfahrt aufgegeben zu haben.
    Er hatte erfahren, dass Vater Thomas und die anderen in Orthez waren, und wäre am liebsten zu ihnen gegangen, um sie zu bitten, ihn wieder aufzunehmen. Aber die Angst, zurückgewiesen zu werden, hielt ihn davon ab. Er wusste, dass er keine Freunde in der Gruppe hatte, und konnte sich auch

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