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Die Pilgerin

Titel: Die Pilgerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Damian?« Es klang wie ein Schrei in höchster Not.
    Otfried weidete sich an dem Entsetzen des alten Mannes und grinste. »Er wurde als Verräter an der Stadt verurteilt und seiner gerechten Strafe zugeführt.«
    Seine Miene verriet Laux, was mit seinem ältesten Sohn geschehen war. Tränen stiegen in die Augen des alten Mannes und liefen ihm über die Wangen, während sein Gesicht sich in eine steinerne Maske verwandelte. »Für diese Tat wirst du eines Tages bezahlen, Willinger, das schwöre ich dir.«
    »An deiner Stelle wäre ich mit solchen Schwüren ein wenig vorsichtiger, denn du wirst nicht mehr in die Lage kommen, auch nur einen zu erfüllen. Der Hohe Rat hat dich deines Amtes enthoben und befohlen, dich als Verräter einzukerkern. Schafft ihn weg!« Der Befehl galt einigen bayerischen Söldnern, die Laux packten und Richtung Turm zerrten.
    Der Anführer kam jetzt auf Otfried zu und wies mit dem Kinn auf das Anwesen des Bürgermeisters. »Wie war das mit dem Plündern?«
    »Das Haus hier gehört euch. Aber lasst die Finger von den Nachbarn! Habt ihr verstanden?« In Otfrieds Stimme schwang genug Autorität, um den anderen nicken zu lassen. Dann grinste er und betrat als Erster den Hof. Die meisten seiner Leute folgten ihm auf dem Fuß, und schon bald drang aus dem Haus das Poltern von umgerissenen Kästen. Kurz darauf hörte man das Kreischen einer Magd, die nicht früh genug davongelaufen war und den Plünderern nun als willkommene Beute diente.
    Als Otfried sich vorstellte, was eben mit der Magd geschah, strömte ihm das Blut in die Lenden. Der Sieg hatte seine Gefühle aufgeheizt und forderte nun seinen Tribut. Ohne sich weiter um das zu kümmern, was in Laux’ Haus geschah, zog er das Pferd herum und lenkte es zu seinem eigenen Anwesen. Dort angekommen warf er einem Knecht die Zügel zu und trat ins Haus. Er brauchte dringend eine Frau und in seinem erregten Zustand hätte er selbst die alte Ria nicht verschmäht. So kam ihm Ilga, die neugierig den Kopf zur Küchentür herausstreckte, gerade recht.
    »Komm mit!«, herrschte Otfried sie an und packte sie am Arm. Er zog sie in sein Kontor und wies auf die große Truhe. »Leg dich hin!«
    Er ließ ihr kaum die Zeit, ihre Röcke richtig zu raffen, da fiel er schon über sie her. In letzter Zeit war dies nicht mehr oft geschehen, und seine Wildheit erschreckte die Magd zunächst. Bald aber gab sie sich ganz seiner Männlichkeit hin und nahm ihre Umgebung erst wieder wahr, als neben ihr ein empörter Ausruf erscholl.
    »Was machst du denn da?« Radegund, Otfrieds junge Ehefrau, hatte gesehen, dass ihr Mann zurückgekommen war, und ihm entgegeneilen wollen. Ihn jetzt mit der Magd bei einer Tätigkeitzu überraschen, die nur von einem verheirateten Paar im eigenen Ehebett ausgeübt werden durfte, war zu viel für sie. Sie packte Otfried am Arm und wollte ihn von Ilga herabzerren.
    Ihr Mann hielt kurz inne, fasste nach ihr und gab ihr eine Ohrfeige, die sie zurücktaumeln ließ. »Gib Ruhe, du Trampel, und verschwinde! Wenn ich dich brauche, werde ich dich rufen!«
    Ohne sich weiter um Radegund zu kümmern, setzte er Ilga in einer Weise zu, die die Magd nicht nur vor Lust aufstöhnen ließ. Ihr Blick fiel auf Radegund, die bis an die Tür zurückgewichen war und mit gegen den Mund gepressten Händen zusah. Es dauerte diesmal um einiges länger als sonst, bis Otfried mit einem Laut zur Erfüllung kam, der Ilga an das Geblöke eines kopulierenden Schafbocks erinnerte.
    Er blieb noch ein paar Augenblicke mit seinem ganzen Gewicht auf ihr liegen und presste sie gegen die eisernen Beschläge der Truhe. Dann stand er auf und ordnete seine Kleidung. »Du kommst heute Abend auf deine Kosten«, sagte er in gleichgültigem Ton zu seiner wie erstarrt stehenden Ehefrau und verließ die Kammer.
    Ilga erhob sich nun vorsichtig und überlegte, wie sie sich zu Radegund stellen sollte. Immerhin war diese die Hausfrau und hatte vor Gott und der Welt das Recht, sie zu bestrafen. Sie presste ein paar Tränen aus den Augen, sank halb nackt vor Radegund zu Boden und fasste nach deren Händen.
    »Verzeih mir, aber ich konnte mich ihm doch nicht verweigern, als er nach mir verlangte. Glaub nicht, ich hätte es gerne getan, doch hätte ich ihm nicht gehorcht, hätte er mich geschlagen und wahrscheinlich sogar aus dem Haus getrieben. Sieh her, was er mir angetan hat!« Ilga zog den Rock noch höher, so dass Radegund die tief in die Haut eingeschnittenen Abdrücke der Truhenbeschläge

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