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Die Pilgerin

Titel: Die Pilgerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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unvermeidlich, doch du Guesclin machte sofort klar, dass er keinen Streit in seinem Lager dulden würde. »Auch wenn eure Hitzköpfe vor Wut zu platzen scheinen, werdet ihr Frieden halten. Wir sind im Krieg und ich lasse jeden hinrichten, der gegen meinen Willen eine Waffe zieht. Habt ihr mich verstanden? Das gilt insbesondere für Euch, Saint Vith, denn wenn Ihr weiterhin den Grafen Starrheim beleidigt, wird der Comte de la Tour sich einen neuen Schwiegersohn suchen müssen.«
    Saint Vith wurde bleich und biss sich auf die Lippen. Allen war klar, dass er Starrheim so lange hatte reizen wollen, bis dieser einem Zweikampf nicht mehr hätte ausweichen können. Da einer der Ritter im Zelt das hitzig geführte Gespräch leise ins Deutsche übersetzte, konnten die Pilger dem Geschehen folgen. Tilla begriff, dass Saint Vith zwanghaft besessen war, allen zubeweisen, dass er besser sei als sein früherer Freund und damit würdiger, de la Tours Schwiegersohn zu sein.
    »Ihr könnt Euren Mut auf andere Art beweisen und damit Euren Namen wieder reinwaschen, Graf Starrheim. Wir befinden uns im Krieg und mir ist jeder mutige Ritter willkommen. Schließt Euch mir an, und keiner wird es mehr wagen, Euch einen Feigling zu schmähen.«
    »Ich würde es gerne tun, doch mein Pilgerschwur …« Starrheim kam nicht dazu, seinen Satz zu vollenden, denn Saint Vith unterbrach ihn voller Spott. »Um Ausflüchte bist du noch nie verlegen gewesen.«
    Statt ihn einer Antwort zu würdigen, wandte Starrheim sich an Vater Thomas und beugte sein Knie vor ihm. »Verzeiht, ehrwürdiger Vater, doch ich bitte Euch, mir Dispens zu erteilen, auf dass ich mich dem Herrn du Guesclin anschließen und für ihn fechten kann.«
    Der Pilgerführer blickte den jungen Ritter lange an. Da er selbst einem Rittergeschlecht entstammte, wusste er, wie es in Starrheim aussah, und schließlich nickte er widerstrebend. »Ich tue es nicht gerne, doch es muss sein. Lege dein Pilgergewand ab, mein Sohn, und trage dafür die Rüstung, auf dass du für deine Ehre streiten kannst.«
    »Ich danke Euch!« Starrheim küsste ihm die Hand und kniete anschließend vor du Guesclin nieder.
    »Ich schwöre Euch, für Euch zu kämpfen und niemals zu weichen!«
    »Dann ist es gut!« Der Feldherr hob lächelnd seinen Pokal und trank ihm zu. »Ihr werdet dem Baron de Saltilieu unterstellt und an seiner Seite kämpfen, Starrheim.«
    Dieser verzog das Gesicht, denn Hugues de Saltilieu war nicht unbedingt der Anführer, den er sich gewünscht hätte.
    Aymer de Saltilieu sah es auf Starrheims Gesicht arbeiten und interpretierte dessen Gefühle richtig. Lächelnd trat er auf den Grafen zu und umarmte ihn. »Seid mir als Kampfgefährte willkommen! Ich muss Euch leider mitteilen, dass mein tapferer Vetter in Orthez umgebracht wurde. Ein Meuchelmörder hat ihm auf dem Abtritt aufgelauert und ihn niedergestreckt, während er die Hosen heruntergelassen hatte. Was für ein unwürdiger Tod für einen so großen Helden!« Er klang ein wenig sarkastisch, denn seine Liebe zu Hugues hatte sich stets in Grenzen gehalten. Nun hatte er ihn nicht nur als Herr der Liegenschaften der de Saltilieus, sondern auch als Bräutigam Felicia de Lacaunes beerbt, und das stellte ihn mehr als zufrieden.
    Starrheim atmete auf und versprach nun auch Baron Aymer, mit aller Kraft für ihn zu kämpfen. Unterdessen ruckte Sebastian unruhig auf seinem Faltstuhl hin und her und kippte schließlich damit um. Während er sich unter dem Gelächter der Anwesenden wieder auf die Beine kämpfte, trat ein entschlossener Ausdruck auf sein Gesicht.
    »Vater Thomas, könntet Ihr auch mir Dispens erteilen? Ich will Herrn von Starrheim nicht allein mit den Franzosen ziehen lassen.«
    Tilla glaubte nicht recht zu hören und erwartete, ihr Pilgerführer würde den jungen Mann mit ein paar harschen Worten zur Ordnung rufen. Stattdessen lächelte Vater Thomas und klopfte Sebastian auf die Schulter. »Ich glaube, du hast Recht. Unser Mitbruder braucht einen Freund.«
    »Erlaubt auch mir, mit Starrheim und Sebastian zu gehen.« Sepp schnaufte tief durch. In ihm wühlte noch immer die Schuld, einen Mord auf seine Seele geladen zu haben, und er hoffte, dass Gott ihm gnädig sein würde, wenn er stellvertretendfür den toten Hugues de Saltilieu im Heer der Franzosen focht.
    Vater Thomas, der erst am Tag zuvor ein längeres Gespräch mit Sepp geführt und dabei von dessen Seelenqualen erfahren hatte, nickte nachdenklich. »Es sei. Stehe im Kampf für

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