Die Plantage: Roman (German Edition)
warf einen Blick zum Herrenhaus, wo William gerade zwischen den Eingangssäulen verschwand. »Es ist nicht so einfach, wie Mr. Marshall es sich vorstellt«, sagte er, indem er Ghost abzäumte. »Als Verwalter müsste ich Bankgeschäfte abwickeln und Preise an der Börse verhandeln, Aufgaben, die ein Schwarzer nicht wahrnehmen darf. Besser, ich bleibe Ihr Kutscher.«
Er brachte Sattel und Zaumzeug in die Sattelkammer.
»Jeder kennt dich in Charles Town, Joshua«, sagte Antonia, als er zurückkam. »Als mein Verwalter wärst du viel glaubwürdiger als dein Vorgänger.«
»Er hat sich wenig Freunde gemacht. Dafür hat er hier eine ganze Menge bewirkt. Ich würde mein Bestes tun, um das fortzusetzen, was er begonnen hat, wenn Sie es wünschen, Miss Antonia.«
»Du weißt, du bist der Einzige, dem ich Legacy anvertrauen würde.« Sie ließ den Blick über das Anwesen schweifen. »Was meinst du, wird es gutgehen?«
»Fürchten Sie, dass Mr. Hocksley mit seinen Leuten wieder hier aufkreuzt?«
»Ich habe keine Ahnung, was er tun wird, aber ich traue ihm alles zu.«
Joshua hatte Hocksleys wütenden Blick nicht vergessen, als er ihn mit dem Gewehr bedrohte. Wäre der Engländer erst fort, würde Hocksley seinen Hass auf Joshua lenken. Antonia gingen ähnliche Gedanken durch den Kopf. Sie versuchte, aufmunternd zu lächeln, ehe sie William zum Haus folgte.
Er sah kurz auf, als sie eintrat, faltete und siegelte noch einen Brief. »Komm her zu mir!« Als sie zum Schreibtisch kam, legte er einen Arm um ihre Taille und zog sie auf seinen Schoß. »Ich habe Carlyle geschrieben, dass ich seine Männer in ein paar Tagen nach Fort Wren zurückschicke. In dem Brief erwähne ich auch, dass Lieutenant Farell hervorragende Arbeit geleistet hat. Übrigens, Carlyle erwartet dich nächsten Monat zum Garnisonsball.«
»Ach, er kennt mich doch gar nicht. Warum sollte ich da hingehen?«
»Hast du nicht immer gesagt, wie freundlich er zu uns war? Du könntest ihm die Ehre erweisen, auf seinem Ball zu erscheinen.«
»Und du, Will? Wo wirst du nächsten Monat sein?«
»Antonia, du wolltest nicht, dass wir darüber reden.«
»Ja ja, ich weiß!« Unwillig machte sie sich los, ging zur Anrichte mit den Karaffen, nahm sich ein Glas und goss es halb voll Brandy. Mit einem verächtlichen Blick setzte sie das Glas an die Lippen. Doch er war schon bei ihr und hielt ihre Hand fest.
»Lass das, es ist nicht gut für dich!«
»Wenn schon!« Sie riss ihre Hand unerwartet heftig zurück, sodass das Glas zu Boden fiel und zersprang. Überall lagen Scherben, der Geruch des verschütteten Alkohols schlug ihr entgegen und löste wieder Übelkeit in ihr aus. Sie fühlte, wie ihre Knie nachgaben.
William fing sie auf und führte sie zu einem Sessel. Zwischen lauter Glassplittern kniete er vor ihr und hielt ihre Hände. »Kleines, warum tust du das? So machst du es uns beiden unnötig schwer.«
Sie musste die Augen schließen, so elend fühlte sie sich. »William, es geht mir gar nicht gut.«
»Ich weiß.« Er nahm sie behutsam in die Arme, wiegte sie sacht. »Glaub mir, es wird bald vergehen. Du musst einfach etwas Geduld haben.«
»Wovon redest du? Wieso muss ich Geduld haben?«
»Ich meine nur, mach dir keine Sorgen«, sagte er schnell. »Du wirst sehen, es geht auch wieder vorüber.« Ganz sanft zog er sie an sich und küsste sie. »Fühlst du dich etwas besser?«, fragte er leise und streichelte ihre Wange.
Wie zärtlich er sein konnte! Sonst kannten seine Liebesbezeigungen nur ein Ziel. Sie fragte sich, was ihn zu so viel Rücksichtnahme bewogen habe, da klopfte es an die Tür.
»Bleib bei mir!«, bat sie rasch.
Aber er war schon aufgestanden, ging zum Schreibtisch, rief: »Herein!« Es war Joshua.
»Ich lasse euch allein«, sagte Antonia und raffte sich schnell auf.
Joshua wartete im Eingang, bis sie den Raum verlassen hatte.
»Schließen Sie die Tür, Mr. Robert«, sagte William. »Setzen Sie sich.« Er holte einige gesiegelte Papiere aus einer Mappe. »Hier sind die Vollmachten für Ashley & Bolton, ausgestellt auf Ihren Namen und von Mrs. Lorimer gegengezeichnet; dazu Ihre Verfügungsberechtigung über das Geld aus dem Darlehen von Mr. Shaughnessey. Bei allen Fragen wenden Sie sich an Mr. Tyler. Er ist kompetent, zuverlässig. Sie können ihm vertrauen. Falls Sie Schwierigkeiten mit der Pflanzerlobby bekommen sollten, steht er auf Ihrer Seite.«
Er schob Joshua die Dokumente hinüber und lehnte sich zurück.
»Zur Verwaltung der
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