Die Plantage: Roman (German Edition)
Plantage muss ich Ihnen nichts sagen. Dies noch: Ich möchte, dass Sie Ghost behalten. Achten Sie darauf, dass ihn niemand außer Ihnen reitet.«
»Aber Sir«, Joshua schüttelte den Kopf, »das kann ich nicht annehmen. Ich meine, Ghost ist kein Pferd für … meinesgleichen.«
»Als Verwalter von Legacy brauchen Sie ein anständiges Pferd. Können wir uns darauf verständigen?«
»Ja, Sir. Ich danke Ihnen!« Dann sagte er: »Sie werden uns also bald verlassen?«
»Morgen.«
»Aber Mrs. Lorimer gibt morgen ein Fest!«
»Das weiß ich. Keine Sorge, ich kutschiere selber nach Charles Town. Wenn Sie das nächste Mal in die Stadt kommen, können Sie den Wagen in Lyndon House abholen.«
Joshua hatte es anders gemeint. »Was sagt Mrs. Lorimer dazu, dass Sie morgen fortgehen?«
»Sie weiß es noch nicht. Sie erfährt es früh genug, wenn ich mich verabschiede.«
»Nein, das dürfen Sie ihr nicht antun!«
»Oh, es war nicht meine Idee. Ich musste versprechen, den Zeitpunkt der Abreise nicht zu erwähnen.« Er stieß seinenStuhl zurück, durchquerte den Raum, Glassplitter knirschten unter seinen Stiefeln. »In ihrem Zimmer hängt ein Bild von Lorimer.« Er sah Joshua forschend an. »Glauben Sie, dass sie ihn sehr vermisst?«
»Ich weiß nicht. Damals, zu Beginn ihrer Ehe, waren sie sehr glücklich.«
»In dieser ach so glücklichen Zeit hat Lorimer die Plantage ruiniert«, bemerkte William trocken. »In weniger als drei Jahren hatte er seine Frau um ihr gesamtes Vermögen gebracht. Sagen Sie mir, Mr. Robert, wieso hat sie diesen Mann geheiratet?«
»Henry Lorimer war ein liebenswerter Gentleman, gebildet, charmant; ganz anders als die Pflanzersöhne der Charles Towner Gesellschaft. Miss Antonia wollte einen Mann, der ihre Vorstellung von einer besseren Welt teilte.«
»Wegen seines philanthropischen Spleens hat sie alles verloren!«
»Es war nicht allein seine Schuld, sein Schwager Mr. Hocksley hatte erheblichen Anteil daran.«
»Sie nehmen Lorimer in Schutz?«
»Er war mein Freund.«
»Ihr Freund, sagen Sie? Wussten Sie, dass er als Kopfgeldjäger entlaufene Sklaven einfing?«
Joshua zögerte. »Es gab diese Gerüchte.«
»Ich bin ihm auf Silk Hope begegnet, als er sich Cornwallis andiente. Wie so viele Loyalisten trat er unserer Armee bei. Später habe ich erfahren, dass er sich auf diese Weise Zutritt zu unseren Feldlagern verschaffte, um entflohene Sklaven aufzugreifen und gegen Bezahlung ihren Eigentümern zurückzubringen. Tut mir leid, aber das ist die Wahrheit.«
»Ich weiß!«, stieß Joshua hervor. »Er kam hierher mit den besten Absichten. Aber bevor er es richtig begriffen hatte, waren all seine schönen Pläne zunichte. Henry Lorimer war schwach. Er hat nicht nur meine schwarzen Brüder verkauft, am Ende hat er auch sich selber verkauft.«
William setzte sich wieder. »Erzählen Sie weiter.«
»Es ist vielleicht zwei Jahre her«, fuhr Joshua fort. »Er wurde unzugänglich, trank zu viel. Manchmal war er wochenlang verschwunden, danach kam er mit den Taschen voll Geld zurück. Miss Antonia machte sich Sorgen. Ihretwegen habe ich ihn begleitet, als er sich zur Miliz meldete.«
Nach einem Moment Schweigen fragte William noch einmal: »Glauben Sie, dass sie ihn vermisst?«
»Wissen Sie, er hat sie allein gelassen, als sie ihn am meisten brauchte. Nein, ich glaube, nachdem sie ihn begraben und vor der Welt betrauert hatte, war sie fertig mit ihm.«
William nickte. Weil er nichts weiter sagte, verabschiedete sich Joshua. Es war dunkel geworden. Als William die Kerzen in den Wandleuchtern entzündete, trat er überall auf Glassplitter. Er rief Néné und ließ ihn die Scherben zusammenkehren. Dann machte er sich daran, die letzten Anweisungen zu schreiben, damit Joshua und Lieutenant Farell nach der Überprüfung der Schleuse die Reispflanzungen freigeben konnten.
Es war spät, als er hinaufging. Das Nachtlicht neben dem Bett brannte. Antonia hatte auf ihn gewartet. Als er sich über sie beugte, zog sie ihn zu sich und flüsterte: »William, Liebster, komm zu mir.«
Er umarmte sie, küsste ihre Wangen, ihren Hals, ihre Brüste. Sie umschlang ihn mit ihren Beinen, zog seinen Körper an sich. Bevor sie seinem Liebesdrängen nachgab und sich von ihm überwältigen ließ, hielt sie ihn plötzlich zurück.
Er bemerkte den fragenden Ausdruck ihrer Augen. Warum sah sie ihn so an? Sie konnte nicht wissen, dass es ihre letzte Nacht war, er hatte es ihr nicht gesagt.
»Liebste, was ist?«
Sie
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