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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
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Gleichzeitig erreicht die Kavallerie das Feld, in voller Angriffsgeschwindigkeit brechen die Berittenen in die Flanken der vorstürmenden Infanterie, reiten die Fußsoldaten nieder und fallen ihnen in den Rücken. Mehrere Tausend Mann treffen im Zentrum der Schlacht mit Säbel und Bajonett aufeinander. Dazu kommt das Geschützfeuer der Artillerie, Menschen und Pferde werden von Granaten zerrissen. Es ist ein Inferno!«
    William hörte den Geschützdonner, die heranzischenden Geschosse und darüber sein eigenes heiseres Gebrüll, die Männer anfeuernd zum Töten, Töten, Töten!
    Er atmete tief durch, bevor er weitersprach. »Der Angriff löst eine Welle der Gewalt aus, die im Verlauf des Gefechts immer mächtiger wird. Wenn Sie zögern, rollt diese Welle über Sie hinweg, und Sie gehen unter. Wenn Sie sich aber mitreißen lassen und kämpfen, werden Sie selber ein Teil der Unmenschlichkeit, die um Sie herum entfesselt ist. Glauben Sie mir, ich habe meine Dragoons in viele Kämpfe geführt. Ich habe gesehen, wie die Besten von ihnen zu Bestien wurden und jeden Gegner in Stücke schlugen. Ja, ich kenne den Rausch desBlutes, der uns in der Nähe des Todes überkommt … Keine Gefangenen!« Er lachte rau. »Glauben Sie wirklich, im Gefecht töten die Männer auf Befehl?«
    Longuinius konnte ihm ansehen, dass er sich nicht ohne Befriedigung an jenes Blutbad erinnerte, das ihm den bösen Ruhm eines Erzschlächters eingetragen hatte. Es ist seine dunkle Seite, dachte er bei sich, eine zerstörerische Leidenschaft, die seinen Charakter maßgeblich bestimmt. Dass er nach außen kühl und beherrscht erscheint, ist reine Disziplin.
    Erschöpft schloss er die Augen, die Unterhaltung hatte ihn angestrengt. Sofort war William bei ihm.
    »Sir, es tut mir leid!«
    »Aber nein!«, antwortete Longuinius matt. »Ihre Offenheit ehrt Sie, auch wenn es mich erschreckt, wie Sie darüber denken.« Er bedeutete William, seinen Sessel heranzuziehen. »Ich gebe zu, ich war manchmal in Sorge um Antonia, als ich Sie in Ihrer Nähe wusste.« Er hustete, musste wieder zu Atem kommen. »Nach Henrys Tod bin ich ihr nicht oft begegnet. Das Leben in der besetzten Stadt machte sie traurig, sie schien verändert, als hätte sie ihr Ziel aus den Augen verloren. Dann sah ich sie mit Ihnen zusammen im Planters Club. Ach, mir fiel sofort auf, wie sehr sie sich zu Ihnen hingezogen fühlte! Sie wirkte so zuversichtlich und dem Leben wieder zugewandt. Ich will damit sagen, was immer Sie getan haben, Mr. Spencer, es ist gut, dass Antonia Ihnen begegnet ist.«
    »Ich konnte ihr geben, was sie als Frau vermisst hat«, sagte William, »aber mehr nicht. Ich lebe mit ihr zusammen, doch ich kann sie nicht lieben. Ich weiß, es klingt abscheulich nach allem, was sie für mich getan hat, aber es lässt sich nicht ändern. Natürlich spürt sie meine Kälte, es macht sie von Tag zu Tag unglücklicher. Es ist besser, wenn ich fortgehe.«
    Longuinius nickte. Er ahnte, dass William sich den Anschein von Kaltherzigkeit gab, während er in Wahrheit unter seiner inneren Zerrissenheit litt. Wortlos reichte er ihm die Hand, umzum Ausdruck zu bringen, dass er seinen Entschluss respektierte und ihm vor allem keinen Vorwurf machte. Dann nahmen sie voneinander Abschied.
    Am nächsten Morgen machte William sich in aller Frühe auf den Rückweg. Er folgte dem Plains River und erreichte mittags das Stauwehr. Wie erwartet, traf er Farell, der die beiden Vorarbeiter von Legacy, Cole und Allan, in die Handhabung der Regulierungsmechanik einwies. Der Sachverstand des jungen Ingenieurs war beachtlich. William freute sich, mit welchem Enthusiasmus er den Männern die komplizierten technischen Abläufe vermittelte. Er sprach mit ihm noch einmal alle Details durch, die beim weiteren Betrieb der Anlage zu beachten waren, dann ritt er allein zum Hof zurück.
    Als er Joshua sein Pferd übergab, sagte er: »Ich habe etwas mit Ihnen zu besprechen, Mr. Robert. Sagen wir um fünf Uhr in meinem Büro?«
    »Ist in Ordnung, Mr. Marshall.«
    William ging über den Fahrweg zurück und war schon auf dem halben Weg zum Herrenhaus, als Antonia durch das offene Stalltor trat. Sie lehnte sich an Ghosts Schulter, während sie William nachsah.
    »Hat er es dir schon gesagt?«
    »Dass er uns verlässt?« Joshua nickte. »Anscheinend möchte er, dass ich mich als Verwalter um Ihre Plantage kümmere.«
    »Das möchte ich auch, Joshua. Wie soll ich denn alleine zurechtkommen?«
    »Na wie vorher, ehe er herkam!« Er

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