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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
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Mittel zu finden, um die aufständischen Provinzen zu unterwerfen. William, bisher ohne Handhabe gegen den Widerstand der Bevölkerung, passte seine Strategie den Gegebenheiten an: Er schickte seine Dragoons mit Feuer und Schwert über das Land und versetzte die Provinz in Angst und Schrecken. Er wusste, was er tat, und er wollte es so. ›Fürst der Finsternis‹, sagte Cornwallis? Zu viel der Ehre! Es genügte ihm, der berüchtigte Schlächter Bill Spencer zu sein.
    Cornwallis hatte befürchtet, Williams böser Ruhm könnte ihm den Siegeslorbeer verderben; es war ihm wahrscheinlich zupassgekommen, dass sein Colonel so glorios untergegangen war. William konnte ihm ansehen, wie wenig ihm die Vorstellung behagte, den Totgesagten wieder in allen Ehren aufzunehmen. Daher fragte er ihn ohne Umschweife: »Mylord, würden Sie mir ein Regiment anvertrauen? Bitte antworten Sie mir ehrlich, denn meine Loyalität gehört Ihnen.«
    »Ich weiß Ihre Loyalität zu schätzen, Spencer. Aber ich will nicht verschweigen, dass Ihr Engagement im letzen Krieg kritisch gewürdigt wurde«, erwiderte Cornwallis. »Nach der Kapitulation wurden einige Ihrer strategischen Entscheidungen in Zweifel gezogen; ob berechtigt oder nicht, sei dahingestellt. Jedenfalls erscheint es mir unter diesen Umständen unklug, Ihnen ein neues Kommando zu übertragen. Man würde allseits nur darauf warten, dass Sie Fehler machen, nicht wahr? Ehrlich gesagt, hielte ich es für das Beste, Colonel, Sie reichten offiziell Ihre Demission ein. Ich würde mich der Sache persönlich annehmen, dann werden keine lästigen Fragen nach Ihrem Verbleib in Amerika aufkommen. Wir wollen schließlich nicht, dass die Sache vor dem Militärgericht landet.«
    Cornwallis hatte sich geschickt aus der Affäre gezogen. William, getreu seinem Grundsatz, die eigene Position nicht zu überschätzen, blieb nur der Rückzug.
    »Also gut, Sie erhalten in Kürze mein schriftliches Entlassungsgesuch.« Er stand auf und verneigte sich. »Und danke für Ihre Geduld, Sir.«
    Cornwallis erhob sich ebenfalls, er sagte etwas atemlos: »Bitte warten Sie, Spencer, lassen Sie uns gemeinsam überlegen, welche Möglichkeiten es außerhalb der Armee für Sie gibt. Wenn Sie möchten, empfehle ich Sie dem Kolonialminister.«
    »Sir, ich habe Ihre Zeit schon zu lange in Anspruch genommen.«
    »Nun, lassen Sie es mich wissen, wenn ich etwas für Sie tun kann.«
    »Danke, Sir.« Lakonisch wie zu Anfang verabschiedete er sich: »Mylord!«
    Den Stock hart aufsetzend, verließ er den großen Saal und seine atemberaubende feudale Atmosphäre.
    Der Frühling hatte plötzlich eingesetzt. Nach den langen Wochen des Londoner Winters drängte es die Menschen hinaus, niemand wollte die ersten Sonnentage verpassen. Zwischen Spaziergängern und offenen Kutschen schritt William mit verschlossener Miene durch Green Park, er wollte zum Lunch in seinem Hotel am Berkeley Square sein. Auf dem Hauptweg zum Eingangstor in Piccadilly passierte ihn ein einspänniger Jagdwagen in rasanter Fahrt. Sein Blick folgte dem schnell dahinrollenden Gefährt, dessen Insassen, ein junger Stutzer mit seiner Dame, ohne Geste der Entschuldigung weiterfuhren – geradewegs auf eine Abteilung Horseguards zu, die in Zweierformation vom Tor in den Park einschwenkten. Dem Lenker des Jagdwagens wurde wohl klar, dass er die Garde passieren lassen musste, und er wollte sein Fahrzeug schleunigst zum Stehen bringen. Zu spät, zu hart versuchte er, das Pferd zu zügeln. Das Tier brach nach der Seite aus und zog den Jagdwagen in weitem Bogen über die Rasenfläche. Dem Fahrer gelang es kaum, das nervöse Pferd zu beruhigen. Er brachte sein Fahrzeug bis auf zehnYards an den Weg heran, dann verweigerte das Tier jeden weiteren Schritt.
    Inzwischen war William näher gekommen. Als er sah, in welch peinlicher Lage sich der junge Mann befand, ging er hin, fasste das Pferd beim Zaum und führte es entschlossen auf den Fahrweg zurück.
    Der Stutzer zog ungeduldig die Zügel an und rief: »Sir, ich denke, ich komme ganz gut alleine zurecht!«
    William überhörte den unhöflichen Ton und meinte: »Siesollten besser vor der Stadt trainieren, bevor Sie unter so vielen Passanten fahren.«
    »Ich kann selbst beurteilen, ob ein Pferd meinen Anforderungen genügt«, versetzte der Stutzer. »Wenn Sie jetzt den Zaum loslassen würden?«
    Williams Blick gefror. »Ich fürchte, Sie missverstehen mich, Sir! Ich bin überzeugt, Ihr Pferd käme allein bestens zurecht. Das

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