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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
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Balustrade im Auge zu behalten; der Mann spiele falsch.
    Er pflückte vom Tischschmuck eine dunkelrote Rose, steckte sie ans Revers seines Abendanzugs und begab sich hinunter ins Casino. Durch den lärmerfüllten Saal näherte er sich Beatrices Platz von der Seite, um sie in aller Ruhe zu betrachten.Sie spielte ohne Engagement, ihr Begleiter hingegen starrte wie gebannt auf seine Karten und achtete kaum darauf, wenn sie ihm etwas zuflüsterte. Als er aufsah, um vom Croupier neue Karten entgegenzunehmen, erkannte William den Fahrer des Jagdwagens in Green Park. Beatrice Trenton war also die Dame in seiner Begleitung gewesen. Ihre Stimme war ihm gleich bekannt vorgekommen!
    Die Partie schien für den jungen Mann eine ungünstige Wendung zu nehmen, schlecht gelaunt warf er sein Blatt auf den Tisch. Bevor die Karten für das nächste Spiel ausgegeben wurden, tätschelte Beatrice ihm liebevoll den Arm, überließ ihm ihre verbliebenen Chips und ging aus dem Saal. William folgte ihr. In der Halle blieb sie vor einem Wandspiegel stehen, um eine Locke festzustecken. William hatte schräg hinter ihr Aufstellung genommen. Als sich ihre Blicke im Spiegelglas trafen, drehte sie sich geschmeidig herum.
    »Wieder in London, Mr. Spencer?«, sagte sie, indem sie seinen herausfordernden Blick erwiderte. »Ich wusste sofort, dass Sie es sind, als wir uns in Green Park begegneten.«
    »Ihr Schleier ließ mich im Zweifel, Miss Trenton. Warum haben Sie sich nicht zu erkennen gegeben?«
    »Oh, ich konnte doch nicht Ihre kleine Diskussion mit Mr. York stören.«
    »Wollten Sie lieber zusehen, wie er sich lächerlich macht?«
    »Mr. York hat sich wie ein Gentleman verhalten«, verteidigte sie ihren Freund. »Ich dulde nicht, dass Sie ihn verspotten.«
    »Gut pariert, Miss Trenton! Ich hoffe nur, der Bursche ist es wert, dass Sie so tapfer für ihn in die Bresche springen.«
    »Sie meinen, ob er es mit einem Haudegen wie Ihnen aufnehmen könnte? Nein, davon würde ich ihm wahrscheinlich abraten. Trotzdem schätze ich Ronnie als treuen, zuverlässigen Freund. Es ist nicht fair, dass Sie sich über ihn lustig machen.«
    »Sie haben recht, ich sollte nicht vorschnell urteilen. Allerdings bezweifle ich, dass dem jungen Mann an einer Vertiefungunserer Bekanntschaft gelegen ist. Ich komme nur ungern darauf zurück, aber wie Sie sich erinnern, hatten Mr. York und ich leider keinen guten Start.«
    Beatrice schüttelte missbilligend den Kopf. »Warum sind Sie bloß so überheblich?«
    »Bin ich das, Madam?«
    »Sie waren es schon immer, auch als Sie Charlie beim Cricket abkanzelten; dabei war er Ihr Freund.«
    »Ihr Bruder war nicht besonders sportlich.«
    »Sie nannten ihn einen hoffnungslosen Fall!«
    »Das war die Wahrheit.«
    »Trotzdem war es nicht nett.«
    »Nun, Miss Trenton, ich bin wahrscheinlich kein netter Mann, im Gegensatz zu Mr. York.« Fast mitleidig fügte er hinzu: »Bezüglich männlicher Tugenden setze ich andere Prioritäten.«
    »Oh, ich weiß! Alle Welt weiß es!«, rief sie. »Es gab Zeiten, da war bei Dinnerparties nur von Ihren Heldentaten die Rede. Überall traf man Kriegsheimkehrer, die von verwegenen Angriffen berichteten, von Ihrem Mut im Angesicht des Feindes.«
    »Großer Gott!«
    »Ganz recht, die Heldenverehrung drohte ermüdend zu werden.« Sie hielt inne, denn sie merkte, dass sie auf seinen ironischen Ton einging. Sie mochte diesen Ton nicht, und was sie zu sagen hatte, war nicht ironisch gemeint: »Auf einmal war es mit den Lobeshymnen vorbei. Man erfuhr unter der Hand die unschönen Details.«
    »Die hoffentlich weniger ermüdend waren.«
    »Spotten Sie nicht, Mr. Spencer!«
    »Bitte, reden Sie weiter.«
    »Es hieß, um den Widerstand der Rebellen zu brechen, seien Sie mit Ihren Reitertrupps gegen die Zivilbevölkerung zu Felde gezogen. Menschen wurden terrorisiert, Dörfer verwüstet. Offiziell wird über solche Dinge natürlich nicht gesprochen.«
    Er betrachtete sie mit neuem Interesse. Wer hatte ihr vonden Einsätzen der Dragoons berichtet? Soldaten waren loyal, er konnte sich darauf verlassen, dass die Aktionen von seinen Männern nicht öffentlich kommentiert wurden. Also kamen nur andere Offiziere in Betracht: Everett, Rutherford? Möglicherweise Bruce Earnshaw; es war ihm schon zu Ohren gekommen, dass Earnshaw das Vorgehen seiner Patrouillen kritisiert hatte.
    »Sie dürfen nicht alles glauben, was man Ihnen erzählt, Beatrice«, sagte er. »Die Leute neigen zu Übertreibung.«
    »Übertreibung, Mr.

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