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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
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Sympathie gründlich verscherzt. Doch was bedeutete das schon? Was wog die Missbilligung einer verwöhnten jungen Frau verglichen mit dem Elend seines Lebens?
    »Warum schweigen Sie, Beatrice?«, fragte er. »Habe ich Sie erschreckt?«
    »Das trifft es nicht ganz.« Sie faltete den Fächer zusammen und sagte: »Wir waren einmal Freunde, Sie, mein Bruder Charlie und ich. Leider sind Sie nicht mehr der Mann, den ich damals kannte oder zu kennen glaubte. Man hat mir gesagt, Bill Spencer sei tot. Sein Regiment kam ohne ihn nach England zurück. Es hieß, er sei als Held gefallen – ich finde, dabei sollten wir es belassen. Wer weiß, vielleicht erlangen Sie auf diese Weise einst unsterblichen Ruhm wie unser teurer General Wolfe.«
    Williams Ausdruck wurde hart. »Was gilt mir dieser Ruhm? Mein Leben hat sich von der Straße des Ruhms weit entfernt. Doch Sie haben recht, Miss Trenton, da Sie dem Lebenden nicht verzeihen können, werden wir es bei seinem ehrenvollen Tod belassen. Ich werde Sie nicht länger belästigen.«
    Er verneigte sich, wollte sich abwenden, da stand Rossetti wie aus dem Boden gewachsen vor ihm.
    Der Manager erkannte sofort, dass der Zeitpunkt ungünstig war. »Pardon, Mr. Marshall! Madame!« Er dienerte pflichtschuldig. »Bitte, Mr. Marshall, könnten Sie einen Augenblick Ihrer Zeit erübrigen? Mr. Merryman würde Sie gern sprechen, der Inhaber des Clubs …«
    »Ich weiß, wer Merryman ist«, schnitt ihm William das Wort ab. »Sagen Sie ihm, ich komme in die Bar, wenn ich mich von Miss Trenton verabschiedet habe. Und nun entschuldigen Sie uns!«
    Gekränkt von so viel Ungeneigtheit, stürzte Rossetti davon.
    »Wieso hat er Sie ›Marshall‹ genannt?«, fragte Beatrice.
    »Das hat nichts zu bedeuten«, sagte William gereizt.
    »Ach wirklich? Ein falscher Name, dazu der düstere Aufzug – das hat nichts zu bedeuten?« Plötzlich kam ihr ein Gedanke: »Wer weiß außer mir, dass Sie wieder in London sind?«
    »Nur mein Bruder. Thomas schien erfreut, dass ich noch lebe. Kaum zu glauben, nicht?«
    »Verzeihen Sie mir, William.« Sie schlug beschämt die Augen nieder. »Ich war nicht sehr freundlich. Natürlich bin ich froh, dass Sie wohlbehalten zurück sind. Aber wie es scheint, hat es für Sie keine Eile, unter die Lebenden zurückzukehren. Schon als ich Sie kürzlich im Park wiedersah, fragte ich mich, was Sie mit dieser Verstellung bezwecken mögen. Wenn niemand wissen soll, dass Sie wieder da sind, wozu sind Sie dann überhaupt zurückgekehrt?«
    Dieselbe Frage hatte er sich, seit die Independence in See stach, immer wieder gestellt. Um die Antwort nicht schuldig zu bleiben, sagte er: »Ich bin Engländer. Ich kam zurück, weil dies meine Heimat ist. Zumindest habe ich das bis vor Kurzem geglaubt.«Ronald York sah Beatrice zurückkommen und stand auf, um ihr seinen Platz am Spieltisch anzubieten. Dann erkannte er mit Unbehagen in ihrer Begleitung den Fremden von Green Park. Um einer Konfrontation auszuweichen, kümmerte er sich umständlich um Beatrices Bequemlichkeit. Als er schließlich doch nicht umhinkam, William zu begrüßen, verneigte er sich etwas steif. William begegnete ihm mit verdächtigem Wohlwollen.
    »Guten Abend, Sir. Mein Name ist Marshall. Sie sind vermutlich Mr. York? Miss Trenton hat mir so viel von Ihnen erzählt, dass ich darauf bestand, Ihre Bekanntschaft zu machen.«
    Beatrice wurde hellhörig; sie war vor Williams Zynismus auf der Hut und wollte, dass er Ronnie in Frieden ließ.
    »Ach Mr. Marshall«, sagte sie, »Waren Sie nicht mit Mr. Merryman verabredet?«
    »Miss Trenton hat recht«, musste William zugeben. »Es wäre nicht sehr höflich, den Gentleman warten zu lassen. Nun, ich bin sicher, Mr. York, wir bekommen noch einmal Gelegenheit für einen ausführlichen Gedankenaustausch.«
    Er wünschte beiden einen guten Abend und machte sich auf den Weg in die Bar.
    Ronnie sah ihm missmutig nach. »Hat er nicht gerade gesagt, er heiße Marshall?« Weil Beatrice nicht antwortete, bemerkte er: »Als wir ihm vorgestern in Green Park begegneten, hast du gesagt, er heiße Spencer.«
    »Dann habe ich mich eben geirrt.«
    »Was meinst du damit: Du hast dich geirrt? Hast du ihn mit diesem Spencer verwechselt oder nur vergessen, dass er Marshall heißt?«
    »Um Himmels willen, Ronnie, sei nicht spitzfindig!« Schnell schwang sie ihren Fächer, um seine lästigen Fragen zu verscheuchen, und bat den Croupier um neue Karten.Der Inhaber des Cocoa Tree war ein unauffälliger Mann in

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