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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
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sagte William im Hinausgehen. »Wir sollten keine Zeit verlieren.«
    Auf der Fahrt schwiegen sie zunächst. Ronnie fuhr den Tilbury deutlich verhaltener als beim Aufbruch vom Cocoa Tree. Sobald er in die Allee nach Westminster eingebogen war, sagte er: »Ich denke, Sie schulden mir eine Erklärung. Von was für Schmugglern war eben die Rede?«
    William seufzte. »Na gut, hören Sie zu: Es geht um meinen Diener. Ich vermute, dass er von Leuten, die für einen Waffenschieberring arbeiten, zwangsgeheuert wurde.«
    »Und jetzt wollen Sie im Palais DuBreille nach dem Jungen suchen? Ich bitte Sie, nur weil sich Mr. Roscoe skurril benimmt, ist er doch kein Krimineller.«
    »Glauben Sie? Wonach klingt dann Ihrer Meinung dies: Als Generalagent der Starline lässt Roscoe zur Nachtzeit nicht deklarierte Ware an Bord eines seiner Schiffe bringen, das von der Hafenbehörde bereits geprüft und zur Abfahrt freigegeben wurde.«
    Ronnie runzelte die Stirn. »Mr. Roscoe genießt nicht den besten Ruf«, sagte er. »Aber Schmuggel? Waffenschieberei?«
    »Wenn ich an seine sonstigen Qualitäten denke, wäre er nur als Waffenschieber direkt sympathisch, Mr. York, das können Sie mir glauben.«
    Während sie weiterfuhren, wurden Ronnie allmählich Williams Motive für ihren gemeinsamen Ausflug klar.
    »Sie hatten das mit Merryman von Anfang an geplant!«, sagte er indigniert. »Meine Begleitung benutzen Sie nur als Entree, um Roscoe wegen dieser Waffenschiebergeschichte zur Rede stellen zu können. Ich meine, legen Sie sich an, mit wem Sie wollen, aber ziehen Sie mich da nicht mit hinein!«
    William hatte ihm unbewegt zugehört. »Halten Sie an, Mr. York. Ich möchte Ihnen etwas zeigen.«
    Widerwillig zügelte Ronnie das Pferd. William zog die beiden Pistolen aus dem Holster unter dem Rock hervor. Ronniestarrte mit offenem Mund auf die eindrucksvollen Waffen: »Glauben Sie, dass Sie die brauchen werden?«
    »Wer weiß? Sie könnten uns vielleicht nützlich sein.«
    »Uns?«
    Ronnie wich zurück, als William ihm die eine Pistole hinhielt und fragte: »Können Sie damit umgehen?«
    »Nein!«
    »Nehmen Sie sie trotzdem.« William reichte ihm die Duellpistole. »Wollen Sie mir nicht helfen?«
    Zögernd griff Ronnie nach der Waffe. Er staunte, wie gut ausgewogen sie war und nicht annähernd so schwer in der Hand lag, wie er erwartet hatte. Mit Blick auf die Pistole meinte er zweifelnd: »Ich glaube nicht, dass ich Ihnen damit von Nutzen sein kann.«
    »Unterschätzen Sie nicht die Macht des Scheins, Ronnie – ich darf Sie doch so nennen?«
    Abweisend hohe Mauern, Wehrgänge und Söller gaben dem Palais DuBreille das Gepräge einer normannischen Zwingburg. Der Urgroßvater des jetzigen Lord DuBreille hatte das Palais erbaut und auf diese Weise die Gefolgschaft seiner Familie für William the Conqueror gewürdigt, was zu Zeiten Charles I. als politische Provokation verstanden wurde. Den mächtigen Baukörper umgaben ringförmig Wall und Graben, als Zugang diente eine altertümliche Zugbrücke. So war DuBreilles Anwesen wie eine echte mittelalterliche Burg für ungebetene Besucher unzugänglich; ein unschätzbarer Vorteil auch in ruhigeren Zeiten.
    An diesem Abend war die Zugbrücke für die Gäste herabgelassen. Über dröhnende Holzbohlen lenkte Ronnie den Tilbury in den von Pechfackeln beleuchteten Torgang. Im Burghof hallte Hufgeklapper, Kutschen fuhren ein und aus, Reitpferde wurden zu den Ställen geführt. Lakaien nahmen die Gäste in Empfang und geleiteten sie zum Portal. Aus denGängen schallte fremdartige, pulsierende Musik, dazwischen gellte Gelächter: Die ruhelosen Menschen der Nacht jagten nach neuen Vergnügungen.
    William und Ronnie betraten den Bankettsaal und fanden sich in einer Gesellschaft, die nach obskuren Kriterien zusammengestellt war. Angehörige des Adels mischten sich unter Schauspieler, Stutzer und Stricher aus den Vergnügungsvierteln. Es gab kein erkennbares Protokoll, weder in der Wahl der Kleidung noch der Begleitung. Auf der Basis toleranten Inkognitos war jeder, was er sein wollte, es zählte nur der schöne falsche Schein.
    An einer langen Tafel wurde unablässig von silberschweren Platten vorgelegt, während der Saal in Bewegung blieb. Diener servierten Getränke, die Gäste flanierten, verweilten im Gespräch. Es wurde getanzt, und natürlich wurde gespielt, Vingt-et-un, Royaume, Faro. Ausgelassenheit herrschte an den Spieltischen, selbst wenn man hoch verlor; das war man dem Gastgeber schuldig.
    Beim

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