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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
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hatte, auf dem Rücken liegen und sah in den scharlachroten Himmel. Sein Atem ging flach, manchmal lief ein schwaches Beben durch seinen Körper.
    Roscoe hatte sich von ihm abgewendet, sobald seine Lust befriedigt war, und beachtete ihn nicht mehr, wie ein Knabe ein zerbrochenes Spielzeug fallen lässt. Er rief seinen Leibdiener, ließ sich von ihm waschen, parfümieren, die schönen Kleider anlegen, seine schwarzen Locken kämmen. Ein Lakai nahm währenddessen seine Anweisungen für den Empfang der Gäste entgegen. Roscoe entließ ihn mit dem Bescheid, er werde in Kürze zur Begrüßung in die Burghalle herunterkommen. Sein Leibdiener half ihm in den prunkvollen Rock, zupfte an Kragen und Ärmeln die Rüschen und Spitzen seines Hemdes zurecht und besprengte zuletzt sein Haar mit einem exotischen Duftöl; dann zog er sich zurück.
    In seiner fabelhaften Aufmachung kam Roscoe zum Bett und lehnte sich an einen der gedrehten Pfosten, die den Baldachin trugen. Er warf einen prüfenden Blick auf den Jungen. Néné lag zwischen den Purpurlaken hingestreckt und sah teilnahmslos zum Betthimmel. Inzwischen zeigten sich in seinem Gesicht und am Körper, wo ihn Roscoes Schläge getroffen hatten, dunkle, blutunterlaufene Male.
    »Es wird deinem Herrn gar nicht gefallen, wie du aussiehst. Was wollen wir ihm denn erzählen, wenn er kommt, hm? Er scheint dich ja sehr ins Herz geschlossen zu haben. Stell dir vor, er hat überall nach dir gesucht.«
    Er ging ums Bett herum, lehnte sich an einen anderen Bettpfosten.
    »Hat er dich wirklich noch nie angerührt? Kriegt ihn nicht mehr richtig hoch, was? Er war ja übel zugerichtet, als wir mit ihm fertig waren … Algie hat gesagt, Spencer sei tot. Warum hat er das gesagt? Warum zum Teufel hat er ihn am Leben gelassen?«
    Einen Moment blickte er Néné an, als erwartete er von ihm tatsächlich eine Antwort. Dann wandte er sich ab und machte sich an einem Schreibschrank zu schaffen.
    Néné setzte sich auf und beobachtete ihn zwischen den Bettvorhängen hindurch. Er hatte verstanden, wovon Roscoe gesprochen hatte: Roscoe und jemand, der Algie hieß, hatten seinem Herrn die schrecklichen Verletzungen zugefügt! Néné erschauerte, als ihm klar wurde, wem er in die Hände gefallen war. Er fuhr rasch in die Pluderhosen, ließ sich vom Bett gleiten, suchte am Boden Wams und Pantoffeln zusammen und zog sie an. Dann schlich er an der Wand entlang zur Tür. Er wollte fliehen. Vielleicht, überlegte er, konnte er durch den Garten entkommen und am Fluss entlang zum Hafen laufen.
    Schon fast bei der Tür, sah er, was Roscoe an dem Schreibschrank tat, und blieb wie angewurzelt stehen. Vor Roscoe auf der Schreibplatte lagen zwei neue schwarze Pistolen. Er wardabei, die erste Waffe zu laden, Pulver, Kugel, dann stellte er den Abzug nach. Er legte die Pistole beiseite, nahm die zweite, und während er sie lud, sagte er, ohne aufzusehen: »Du hast es kapiert, Spencer wird versuchen, dich hier ’rauszuholen. Wenn er heute Nacht zu unserer Party kommt, werde ich ihn erwarten und dann …« Er hob die Pistole, zielte auf Nénés Stirn und machte leise: »Pchhh!« Als er Nénés entsetztes Gesicht sah, grinste er, sicherte die Waffe und steckte sie in ein Holster, das er unter dem Admiralsrock um die Hüften geschnallt hatte. Die zweite Pistole ließ er am Abzug um einen Finger kreisen, bevor er sie in die andere Holstertasche steckte.
    »Komm, Haremsknabe!«, sagte er. »Wir haben Gäste.«

32.
    Bevor sie den Weg nach Westminster einschlugen, wollte William bei seinem Hotel am Berkeley Square halten. Während Ronnie im Wagen wartete, ging er auf sein Zimmer, um sich zu bewaffnen. Als er den Pistolengurt umschnallte, sagte er sich, er tue dies nur, um für den Ernstfall vorbereitet zu sein. Wenn er Néné gefunden hätte, wollte er ihn, ohne Aufsehen zu erregen, mitnehmen. Mit Roscoe würde er später abrechnen.
    Zurück in der Hotelhalle, fragte ihn der Concierge, ob es Neuigkeiten wegen seines Dieners gebe.
    »Keine guten, fürchte ich«, sagte William. »Néné ist womöglich denselben Schmugglern in die Quere gekommen, die schon Mr. Crawford bedroht haben. Jetzt bekam ich den Hinweis, auf der Burg von Lord DuBreille nach ihm zu suchen.«
    »Sagten Sie nicht, die Tristar würde schon morgen ablegen?«
    »So ist es, Mr. Watson. Darum muss ich den Jungen sofort … Mr. York, was zum …!« Ronnie stand im Eingang, er musste alles gehört haben. Das hatte gerade noch gefehlt. »KommenSie, Mr. York«,

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