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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
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Sie und Miss Trenton so große Stücke auf ihn halten, soll mich Mr. York in die Burg begleiten.«
    Zur verabredeten Zeit kamen William und Merryman in die Eingangshalle. Weil Ronnie noch nicht erschienen war, ging Merryman ins Casino, um ihn aus dem Kreis der Gnade, wie er den harten Kern unermüdlicher Glückssucher nannte, loszueisen. Als er wenig später mit ihm in der Halle erschien, waren dem jungen Mann noch deutliche Zeichen von Verklärung anzusehen. Doch dann blieb Merryman bei William stehen, und das Wiedersehen wirkte auf Ronnie ernüchternd wie ein Guss kalten Wassers.
    »Die Gentlemen kennen sich?«, fragte Merryman vorsichtig.
    William nickte: »Wir sind uns erst zwei Mal begegnet, doch es war immer ein Erlebnis.« Er wandte sich an Ronnie: »Was machen Ihre Fahrstunden, Mr. York?«
    »Ihre Besorgnis grenzt an Impertinenz, Sir!«, erwiderte Ronnie gekränkt.
    William merkte, sein boshaftes Spiel ging allmählich zu weit, und wollte seine zynischen Worte abmildern: »Mr. Merryman meinte, Sie haben sich erboten, mich zur Burg mitzunehmen. Doch wenn Ihnen meine Begleitung unangenehm ist, kann ich mir auch eine Droschke nehmen.«
    »Wenn Ihnen mein Fahrstil nicht passt, werde ich mich gewiss nicht aufdrängen!«
    »Großer Gott, unterstellen Sie mir nicht zu viel Subtilität, Mr. York«, versetzte William entnervt. »Doch ich respektiere durchaus, wenn Sie nichts mit mir zu tun haben wollen.«
    Merryman sah irritiert von einem zum anderen; er hätte nie vermutet, dass sein schöner Plan an solchen Petitessen scheitern könnte. William wusste selber, dass er Merryman und Ronnie für ihre Hilfe dankbar sein und seine Energien besser darauf konzentrieren sollte, in Kürze seinem Erzfeind Roscoe gegenüberzutreten.
    »Hören Sie, Mr. York, es tut mir leid«, sagte er und bemühte sich, liebenswürdig zu klingen. »Ich weiß Ihr Entgegenkommen wirklich zu schätzen und würde Ihr Angebot gerne annehmen.«
    Ronnie schien unsicher, ob er dem Friedensangebot trauen sollte. Doch nach kurzem Überlegen verneigte er sich souverän, um zu zeigen, dass er die Entschuldigung annahm.
    »Gut, Gentlemen«, sagte Merryman erleichtert. »Wie wäre es, wenn Sie sich jetzt auf den Weg machten?«
    Gibbs schob den Jungen in das Zimmer und schloss hinter ihm die Tür. Néné blieb unschlüssig stehen. Er befand sich im Hauptraum des mächtigen Donjon, des befestigten Wohnturmsder Burg. Aus dem oktogonalen Grundriss strebten, von wenigen bleiverglasten Fenstern unterbrochen, glatte graue Steinmauern empor. In den acht Ecken standen mannshohe eiserne Leuchter, der Widerschein der Kerzen warf einen tiefen Glanz auf die altertümlichen Möbel. Nach oben verlor sich das Licht und ließ das Deckengewölbe und die kunstvollen Steinmetzarbeiten im Dunkeln.
    Gut die Hälfte des Zimmers nahm, freistehend unter einem scharlachroten Himmel mit Vorhängen aus rotgoldenem Brokat, ein ausladendes Bett ein. Auf purpurnen Laken, in einer üppigen Fülle seidiger Kissen, lag Roscoe, in Hosen und Stiefeln; sein Hemd und den schönen Admiralsrock hatte er abgelegt. Er winkte Néné lässig heran. »Zieh mir die Stiefel aus!«
    Néné beeilte sich, ihm aus den hohen Stiefeln zu helfen. Roscoe sah unbewegt zu, bis der Junge die Stiefel ordentlich gegen das Bettende gestellt hatte. Nun sprang er mit einer katzenhaften Bewegung vom Bett. Überrascht wich Néné zur Raummitte zurück.
    »Keine Angst, Kleiner«, sagte Roscoe in sanft schmeichelndem Ton, als redete er mit einem scheuen Tier. So begann er sein Spiel.
    Leichtfüßig ging er um den Jungen herum. Sein muskulöser Körper war makellos, von gleichmäßig blassolivefarbenem Teint. Er bewegte sich spielerisch, mit Anmut und beunruhigend kraftvoll. Néné spürte eine unklare Bedrohung, er war auf der Hut. Roscoe indessen ging langsam zum Bett zurück und sagte einladend: »Komm mit!«
    Néné zögerte, tat zwei unentschlossene Schritte. Diesen Teil des Spiels liebte Roscoe ganz besonders. »Komm nur!«, lockte er ihn. »Komm noch näher, ganz nah zu mir!«
    Néné war Schritt um Schritt herangekommen. Er stand jetzt so dicht vor Roscoe, dass mehr Nähe ihm kaum erträglich erschien.
    Der Mann neigte sich zu ihm und sagte: »Hat dir Mr. Gibbs erklärt, was du heute Abend zu tun hast?«
    Néné blickte errötend zu Boden, nickte aber gehorsam. Roscoe war ihm jetzt so nah, dass Néné die Wärme seines Körpers spürte, seinen animalischen Geruch unter dem schweren Parfum atmete. Vor Scham wagte er

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