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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
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weit kommen lassen?«
    »Geld, die alte Geschichte«, warf Roscoe ein. »Die Armee zahlt schlecht, und Miss Hunters Capricen werden den guten Major einiges kosten, nicht wahr, Earnshaw?«
    Aber anstatt Earnshaw erwiderte William: »Lassen Sie Miss Hunter aus dem Spiel, Mr. Roscoe, ich warne Sie!«
    Roscoe hatte schon bemerkt, dass Persephone WilliamsBlick auswich. Jeder Zug ihres Gesichts verriet ihre verletzten Gefühle. Es fiel ihm nicht schwer, die richtigen Schlüsse zu ziehen, er beugte sich über den Tisch und sagte mit gesenkter Stimme: »Sollten Sie nur mir gegenüber die Spröde spielen, Madam? Oder hat Mr. Spencer bloß die älteren Rechte?«
    Jetzt war es um ihre Haltung geschehen. »Sie unverschämter Mensch, wie können Sie es wagen!«
    Roscoe lehnte sich grinsend zurück, sichtlich zufrieden, sie aus der Fassung gebracht zu haben. Da sie ihn nicht treffen konnte, wandte sie sich errötend gegen William.
    »Wieso kommst du hierher? Sagtest du nicht, ich würde dich nie wiedersehen? Warum tust du mir das an?«
    William nahm ihre Anklage schweigend hin. Es war ihm unangenehm, dass er sie in Verlegenheit brachte.
    Auch Earnshaw hatte eins und eins zusammengezählt. »Du hast dich also doch zurückgemeldet, William, bei ihr natürlich! Wie war euer Wiedersehen? Persephone hat gar nichts erzählt. War es wie früher?«
    »Ich bitte dich, Bruce«, hauchte Persephone.
    Er aber beachtete sie nicht, sondern ging William zornig an: »Du warst bei ihr, um dich zu rächen, gib es zu! Du hast mir nie verziehen, dass sie dich meinetwegen verlassen hat. So etwas kannst du nicht ertragen, William.«
    »Pass auf, was du sagst, Bruce. Während ich einen aussichtslosen Krieg führte, hast du dich an meine Frau herangemacht.«
    »Sie war nicht deine Frau!«
    »Aber ich war dein Freund, Bruce!«
    »Wirfst du mir vor, dass ich mich für Percy anstatt für dich entschieden habe?«
    »Du hast dich gegen mich entschieden. Als wäre eine schöne Frau Entschuldigung genug, seine Verpflichtungen zu vergessen.«
    »Oh-oh! Ich kenne noch jemanden, der wegen einer Frauseine Verpflichtungen vergessen hat«, mischte Roscoe sich wieder ein. »Warum waren Sie nicht bei Ihrer Truppe, Spencer, beim Abzug der Briten in Yorktown? Na?«
    William war mit zwei Schritten neben seinem Platz. »Sie wagen es, mich das zu fragen, Mr. Roscoe?« Der Dorn seines Stockes reichte gefährlich nah an Roscoes Herz. »Sie können von Glück sagen, dass Sie den Saal vorhin lebend verlassen durften!«
    »Wollten Sie wirklich mit mir abrechnen, wegen dieser Geschichte letzten Herbst?« Roscoe schob Williams Stock respektvoll zur Seite. » Dío , Colonel, was haben Sie erwartet? Es war Krieg, wir waren Gegner, keiner hat dem anderen was geschenkt. Warum tun Sie so, als wären wir besonders niederträchtig gewesen, das nimmt Ihnen doch keiner ab. Ausgerechnet Sie, Spencer, der die Milizen zum puren Vergnügen jagte, Sie mussten wissen, dass wir Sie nicht ungeschoren davonkommen lassen.«
    Es fiel William nicht leicht, bei dem enervierenden Geschwätz ruhig zu bleiben. Doch er musste sich beherrschen, durfte sein Ziel nicht aus den Augen verlieren. Nein, es ging nicht nur darum, Roscoe für Nénés Tod zu bestrafen. Williams Ziel war die Rache an seinen Folterern, und plötzlich war er diesem Ziel sehr nahe. Er hatte Roscoe gefunden, nun musste er Reed aufspüren, vor allem Reed! Um an ihn heranzukommen, musste er Roscoe zum Reden bringen.
    »Zugegeben, ich war auf manches Ungemach gefasst, als ich Ihnen und Ihrem Captain in die Hände fiel«, begann er. »Doch Sie haben meine Erwartungen weit übertroffen. Besonders die Fertigkeiten Captain Reeds haben nachhaltig Eindruck bei mir hinterlassen; wenn ich in den Spiegel schaue, werde ich stets daran erinnert.«
    »Andere hatten weniger Glück«, sagte Roscoe unbestimmt. »Seien Sie froh, dass Sie noch am Leben sind.«
    »Oh, das bin ich, denn so kann ich es ihm heimzahlen.«
    »Sie wollen zu ihm?« Roscoe wirkte jetzt weniger selbstsicher; ihn machte die Vorstellung, dass Reed in den Fokus von Williams Rachedrohung geriet, offenbar nervös.
    Was William nicht entging. »Ich will Mr. Reed an unsere Begegnung in den High Hills erinnern«, antwortete er. »Es wird Ihren Freund kaum freuen, mich wiederzusehen.«
    »Lassen Sie es bleiben, wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist.«
    »Was sollte ich befürchten? Er hätte mich schon damals töten können. Aber er hat es nicht getan, warum?«
    »Warum, warum! Woher soll ich das

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