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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
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natürlich mitnehmen. Ich lasse Ihnen dafür meinen Stock. Zu Ihnen passt er besser.« Immer noch mit Blick auf die Waffen sagte er: »Ich werde Algernon eine geben, was meinen Sie, Spencer?«
    »Sie sind ein Paar, sie sollten nicht getrennt werden.«
    »Genau das habe ich gemeint«, antwortete Roscoe und steckte die beiden Duellpistolen in die Rocktaschen.
    »Guten Abend, Miss Hunter, Gentlemen! Es war mir ein Vergnügen.« In der Tür drehte er sich ein letztes Mal um; einGlitzern seines nachtblauen Rocks, er setzte schwungvoll den pelzverbrämten Hut auf und war fort.
    William fixierte Earnshaw quer durch den Raum, bis er die Waffe senkte. Dann verneigte er sich wortlos vor Persephone. Ohne Earnshaw noch eines Blickes zu würdigen, sagte er zu Ronnie: »Kommen Sie, mein Freund. Wir müssen Néné nach Hause bringen.«
    Die Bestürzung der Crawfords und Mr. Watsons war William unerträglich, er schloss sich in seinem Zimmer ein. Ronnie erklärte den Leuten so viel, wie nötig war. Der Tote wurde in einer leeren Wäschekammer auf ein Feldbett gelegt. Watson schickte nach einem Arzt, der die amtlichen Dokumente ausstellen sollte. Ronnie bekam in der Dienstbotenküche eine Tasse Tee. Übernächtigt saß er mit den anderen um den Tisch. Es wurde wenig gesprochen, jeder dachte an den Jungen dort in der Kammer.
    Der Arzt, Dr. Walsh, kam gegen sechs Uhr vom Nachtdienst im Orphan Hospital. Walsh, ein vierschrötiger, lauter Mann, schreckte die hohläugige Runde aus ihrem Kummer auf. Er verlangte, dass Ronnie ihm bei der Untersuchung assistierte und ihm schilderte, wie der junge Schwarze zu Tode gekommen war. Als Dr. Walsh den Befund notierte, fragte er, wer die erforderlichen Angaben zur Ausstellung des Totenscheins machen könne. Das brachte alle in Verlegenheit. Die Hotelangestellten respektierten Williams Wunsch nach ungestörter Ruhe. Dr. Walsh aber beharrte darauf, den Herrn des toten Sklaven zu sprechen. Ronnie erbot sich, ihn nach oben zu begleiten.
    Die Stirn gegen die kühle Fensterscheibe gelehnt, blickte William auf den friedlichen Berkeley Square. Das Viertel erwachte, die ersten Händler waren mit ihren Lieferwagen unterwegs. Er sah hinaus und sah doch nichts. Sein Blick war nach innengekehrt, in Trauer um den Tod eines Unschuldigen. Er hatte versagt. Spätestens als er die Leibwächter bemerkt hatte, hätte sein Verstand ihm sagen müssen, dass in der Burg nichts gegen Roscoes Plan geschah. Selbst Néné hatte ihn gewarnt, aber er hatte nicht hören wollen. Verblendet vom selbstgerechten Wahn der Rache hatte er die offene Konfrontation gesucht, wissend, dass sein Gegner nicht fair kämpfen würde. Darum war Néné jetzt tot.
    Er wollte das Pochen an der Tür nicht hören. Dann drang Ronnies Stimme gedämpft zu ihm.
    »Es ist wichtig, Sir. Die üblichen Formalitäten, es wird nicht lange dauern … Mr. Marshall?«
    William seufzte, was hätte er ohne Ronnie getan. Er ging zur Tür, öffnete und bat den Arzt herein.
    Ronnie ging müde die gewundene Treppe zur Hotelhalle hinunter. Der Concierge sprach am Empfang mit einem stattlichen Mann, der etwas ungehalten wirkte. Ronnie verstand, dass dieser mit jemandem verabredet sein sollte, den Watson im Gästebuch nicht verzeichnet fand. Als Ronnie mit einem angedeuteten Nicken vorbeiging, hörte er, wie der Concierge erklärte: »Bei der Adresse könnte ein Irrtum vorliegen, Mr. Spencer. Vielleicht meinte der Gentleman das neue Hotel in der Barkley Lane.«
    Ronnie ging zum Empfang zurück. »Sie haben nach einem Gast gefragt, Sir?«
    Der Mann bezog ihn ohne Umstände ein: »Richtig. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er mir eine falsche Adresse notiert haben soll, das sieht Billy nicht ähnlich.«
    »Billy?«
    »William Spencer, mein Bruder. Wir sind zum Lunch verabredet.«
    Ronnie nicke langsam. »Ich denke, ich kann Ihnen weiterhelfen, Mr. Spencer.«
    »Sind Sie mit meinem Bruder bekannt, Sir?«
    »Ein Gentleman mit einem auffälligen Gehstock?«
    »Das ist Billy. Wohnt er hier?«
    »Ja.«
    »Und wieso weiß der Concierge nichts davon?«
    »Nun, Ihr Bruder ist hier als Mr. Marshall abgestiegen.«
    Thomas Spencer musterte ihn streng, auch Watson schwieg abwartend. Ronnie wusste selbst nicht recht, was er davon halten sollte.
    »Hören Sie, wir hatten alle eine schlechte Nacht. Es wäre doch am einfachsten, ich bringe Sie zu Mr. Marshall und Sie entscheiden selber, ob der Gentleman Ihr Bruder ist.«
    Thomas fand den Vorschlag vernünftig und ging mit Ronnie hinauf.

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