Die Plantage: Roman (German Edition)
wich seinem Blick aus.
»Nur zu, Quinn, erklären Sie es uns«, verlangte Crossbow. »Was ist mit den Sklaven los?«
»Woher soll ich das denn wissen?«, fuhr Quinn auf. »Fragen Sie Javis oder, verdammt, fragen Sie doch die Schwarzen selbst!«
Crossbow ärgerte sich über den Widerspruch, doch er wusste, dieser Fuhrknecht würde sich nicht so leicht einschüchtern lassen. Quinn war ein raubeiniger Bursche von Anfang zwanzig, der schon zwei Kriegsjahre in der Miliz gedient hatte. Er machte keinen Hehl daraus, dass ihm sein Brotherr zuwider war.
»Also was soll jetzt geschehen, Mr. Crossbow?«, fragte er. »Javis wollte die Leute morgen zum Vorsortieren des Tabaks einteilen. Sie könnten schon heute damit beginnen.«
»Na schön, Quinn, schicken Sie sie von mir aus in den Trockenschuppen, ehe noch mehr Zeit vergeudet wird.«
»In Ordnung, Sir. Wäre das alles?«
»Warten Sie, Mr. Quinn«, hielt Hocksley ihn zurück. »Sie haben auf Elverking sicher einen schwarzen Vorarbeiter?«
»Ja, Sir. Jeremy, er ist unser Caid.«
»Holen Sie ihn her.«
»Wozu wollen Sie mit meinem Vormann reden?«, fragte Crossbow, als Quinn gegangen war.
Hocksley überging die Frage und sagte beiläufig: »Ihre Pflanzungen stoßen doch an Reeds Land?«
»Stimmt, die Grenze verläuft am Lennox Flow.«
»Am Lennox Flow, wo die Leiche gefunden wurde?« Hocksley runzelte die Stirn. »Beunruhigt Sie nicht der Gedanke, dass an die zweihundert Voodoo-gläubige Sklaven von Beau Séjour hier in nächster Nähe leben, Crossbow?«
»Glauben Sie, die Voodoos haben die Frau umgebracht?«
Hocksley betrachtete ihn indigniert. »Wen kümmert es, was mit der Prostituierten passiert ist? Hier geht es um viel mehr.« Auf Crossbows begriffsstutzige Miene hin wurde er deutlicher. »Stellen Sie sich all diese Schwarzen von Hollow Park vor, die den gefährlichen Einflüsterungen ihres Anführers Raoul Mougadou folgen. Währenddessen lässt Reed den Dingen ihren Lauf, weil er die Bedrohung fahrlässig ignoriert. Sie und ich aber wissen, was geschehen kann, wenn man dem Treiben fanatischer Voodoo-Priester tatenlos zusieht.«
Crossbow nickte düster beim Gedanken an die Vorfälle auf Beau Séjour. Hocksley hatte die Frau des Klan-Oberhaupts Raoul Mougadou wegen eines ominösen Verbrechens hinrichten lassen. Danach kam es auf der Plantage zu Krawallen, in deren Verlauf ein Aufseher auf Anordnung des Voodoo-Priesters getötet wurde. Crossbow als nomineller Besitzer von Beau Séjour ließ daraufhin exemplarische Bestrafungen vornehmen, wodurch er wertvolle Arbeitskräfte verlor; auch dafür gab er dem Voodoo-Priester die Schuld.
Hocksley kannte Crossbows tief sitzenden Argwohn gegen die Mougadous und malte nun den Teufel an die Wand: »Reeds schwächliches Engagement ist erschreckend. Was, wenn die Situation auf Hollow Park außer Kontrolle gerät und seine Mougadous die übrigen Sklaven aufwiegeln, sich gemeinsam gegen ihre Herren aufzulehnen? Es wäre nicht der erste Sklavenaufstand, den wir bestehen müssten.« Er machte eine Pause, um den folgenden Worten Gewicht zu verleihen: »Wenn sich allerdings herausstellen sollte, dass diese Frau tatsächlich in einem Voodoo-Ritual ermordet wurde, dann hätte man etwas in der Hand, um sofort gegen die Anhänger des Kultes vorgehen zu können.«
Nachdem er Crossbow die Argumente in den Mund gelegt hatte, ließ er ihm etwas Zeit, damit sich der Gedankengang setzen konnte, bevor er letzte Anweisungen gab: »Wenn der Constable Sie später zu der Mordsache befragt – und das wird er, da die Leiche nun einmal auf Ihrem Grund gefunden wurde –, so sollten Sie nicht zögern, dem Mann durch Ihre Schlussfolgerungen die Aufklärung des Falles zu erleichtern.«
Elijah Crossbow nickte, er hatte verstanden. Er würde des Constables Augenmerk von Elverking auf Hollow Park lenken.
Die Hitze hatte ihren Höhepunkt überschritten. Crossbow und Hocksley verließen den licht- und luftlosen Salon und gingen auf die Veranda. Am Fuße der Treppe stand ein älterer Schwarzer.
»Komm herauf, Jeremy, der Gentleman will mit dir sprechen«, rief Crossbow. »Jeremy stammt als Einziger meiner Sklaven von Beau Séjour«, erklärte er Hocksley. »Als Caid sorgte er immer für gutes Einvernehmen unter den Schwarzen.«
Indessen war Hocksley herangetreten und fragte Jeremy: »Gehst du zu den Freitagsmessen am Ashley River?«
Jeremy zuckte nicht mit der Wimper. »Wenn’s so was geben sollte, hab ich’s nicht erfahren,
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