Die Plantage: Roman (German Edition)
bis zum nächsten Morgen. Nach dem Frühstück ging es mir viel besser. Auf meinen Wunsch ließ er mich in seinem Boot nach Charles Town bringen.«
»Warum ging es dir nicht gut? Fehlt dir etwas?«
Sie überlegte einen Augenblick. »Nein, Andy, mir fehlt nichts. Es war nur die Anstrengung, ich war lange zu Pferd unterwegs gewesen. Man sollte keine weiten Ritte unternehmen, wenn man ein Kind erwartet.«
»Du … Nein! Sag, dass das nicht wahr ist!«, rief er, fast stieß er sie von sich. »Es stimmt also, du und Reed …«
»Nein, Andrew, nein! Es ist Williams Kind.«
Verwirrt starrte er sie an, dann sagte er: »Verzeih, ich hatte keine Ahnung … Ich sollte wohl besser gehen.«
Schnell griff sie nach seiner Hand. »Nein, geh nicht weg!« Sie mochte ihn nicht fortlassen, er war so verliebt gewesen, es sollte nicht schon vorbei sein. Zärtlich schlang sie die Arme um ihn. »Andy, mein lieber, liebster Andy, bleib bei mir!«
Er zögerte, unsicher, was er jetzt tun sollte.
»Küss mich!«, verlangte sie zärtlich flüsternd. »Küss mich noch einmal, Andy, küss mich!«
Er konnte ihr nicht widerstehen, zog sie an sich, küsste sie und spürte, wie erneut die Begierde in ihm erwachte. Der Beweis von Williams Treulosigkeit ließ ihn seine eigenen Bedenken vergessen. Antonia war sein! Er gab seinen Gefühlen nach und dem erregenden Rausch von Hitze und Lust.
Herabgebeugt vor dem Spiegel ihres Frisiertischs band er sein Halstuch. Danach zupfte er sorgfältig die Spitzenmanschetten unter den Ärmelaufschlägen zurecht. Lächelnd sah Antonia seinem selbstverliebten Getue vom Bett aus zu. Nachdem er mit kritischer Akkuratesse noch ein paar Locken über der Stirn zurückgestrichen hatte, riss er sich von seinem Spiegelbild los, kam zu ihr und legte den Arm um sie. Der kühle Atlasstoff seines Rocks ließ sie kurz erschauern.
»Ich muss gehen, Tonia. Aber wir sehen uns morgen wieder. Du kommst doch zur Börseneröffnung?«
»Ehrlich gesagt, wollte ich morgen nach Hause fahren. Wenn Joshua die Preisgebote abgegeben hat, reisen wir nach Legacy zurück.«
»Du darfst jetzt nicht fort!«, rief er entrüstet. »Du sollst hier sein, bei mir. Komm schon, was willst du denn allein da draußen?«
»Ich bin dort nicht allein, Joshua und Charlene sind bei mir und all die Leute, die auf meiner Plantage leben. Legacy ist mein Zuhause, Andy. Es gibt für mich viel zu tun, wenn ich heimkomme.«
»Und was ist mit mir?«
»Du kannst mich, wann immer du willst, auf Legacy besuchen kommen. Wenn ich in der Stadt zu tun habe, werden wir uns auch sehen. Vorerst können wir uns hier bei meiner Schwester treffen.«
»Vorerst? Wie lange soll es so weitergehen? Ich meine, du wirst bald jemanden brauchen, der …«
»Der was? Der sich als Vater meines Kindes ausgibt, wolltest du das sagen?«
Er hatte es anders gemeint. »Ich denke, du wirst jemanden brauchen, der sich um dich und das Kind kümmert. Marshall ist fort, für mich ist es nur dein Kind. Es macht mir nichts aus, wenn man mich für den Vater hält.«
»Nein!«, unterbrach sie ihn, »Du musst nicht die Verantwortung für Williams Kind übernehmen. Mit uns beiden hat das nichts zu tun.«
»Tonia, ich liebe dich. Wenn du ein Kind bekommst, hat das natürlich mit uns beiden zu tun.«
Er wollte für sie einstehen, das rechnete sie ihm hoch an. Aber es änderte nichts daran, dass sie einen anderen liebte. »Andy, auch wenn du es nicht hören willst: Mein Herz gehört William. Ganz gleich, ob er fortgegangen ist, liebe ich ihn und werde auf ihn warten, bis er zurückkommt.«
Es war für ihn ein harter Schlag. Doch dieses Mal, das schwor er sich, würde er sich nicht in Zurückhaltung üben; nachdem er Antonia erobert hatte, wollte er sie behalten.
»Du glaubst doch nicht im Ernst, dass Marshall zurückkommt?« Er fasste sie an den Schultern, damit sie ihm nicht ausweichen konnte. »Auch wenn es nicht schön ist, musst du dich damit abfinden, dass er dich verlassen hat. Männer tun das, so ist es nun mal. Ich behaupte ja nicht, er hätte dich nicht geliebt. Aber jetzt ist er fort. Versuche, ihn zu vergessen.«
»Nein! Er wird zurückkommen. Ich weiß es!«
»So, du weißt es? Ohne ihn in deinen Augen herabsetzen zu wollen, obwohl er es verdient hätte: Vor seiner Abreise sagte er zu mir …«
»Hat er mit dir über mich gesprochen?«, fiel sie ihm erschrocken ins Wort. Was wusste Tyler, das sie nicht wusste? »Andy, bitte, was hat er gesagt?«
Jetzt konnte er nicht mehr
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