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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
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Momente erlebt, und er kannte keine Verbitterung. Ein einfaches Leben, mit eigenen Händen erarbeitet, und sein eigener Herr zu sein, das war’s, was er wollte.
    Vor dem großen Mäanderbogen des Ashley Estuary wandte sich die Dorchester Road durch die Marschen nach Osten. Auf der ebenen Straße rollte der Wagen ruhig dahin, und Quinn konnte seinen Gedanken nachhängen. Er dachte an das Mädchen; er dachte in jeder freien Minute an sie, an Zadia! Als sie ihm zum ersten Mal auffiel, hatte ihre zarte Gestalt in ihm den Wunsch geweckt, sie vor allem Ungemach zu schützen. Seit er als Aufseher die Arbeiten einteilte, wies er Zadia leichte Aufgaben zu, ließ sie in der Küche helfen oder auf den Trockenböden Tabakblätter auffädeln. Er wollte nicht, dass sie mit den Männern aufs Feld ging. Vor allem aber sollte sie nicht im Herrenhaus dienen. Er hasste den Gedanken, dass sie Crossbows Willkür ausgesetzt wäre. Die Vorstellung, der vierschrötigeMann würde sie anrühren, konnte ihn um den Verstand bringen.
    Als Javis gestorben war, kam sie zu ihm. Er war im Stall bei den Pferden gewesen, da schlüpfte sie durchs Tor herein und setzte sich auf einen Strohballen.
    »Mass’a Javis braucht mich jetzt nicht mehr«, sagte sie leise.
    Quinn ging hin und nahm sie vorsichtig in die Arme. Sie fühlte sich zart und fein an, wie er es sich vorgestellt hatte. Er schloss kurz die Augen, hielt den Atem an, dann ließ er sie los und sagte: »Ich tue nichts, was du nicht willst, Zadia.«
    Sofort sprang sie von dem Strohballen und lief hinaus. Aber sie kam wieder; wenn er allein war, sah sie ihm bei seiner Arbeit zu und redete über was auch immer. Quinn hörte ihre Stimme und genoss das glückliche Gefühl, sie nah bei sich zu haben. Er berührte sie kaum, strich ihr mal über die Wange oder hob sie kurz hoch, nur um ihr Federgewicht zu spüren. Natürlich wollte er mehr, manchmal wurde er ganz gereizt und fuhr dann nach der Arbeit zum Mad Stallion. Dennoch blieben seine Nächte unruhig, er dachte an Zadia und schlief schlecht. Nur wenn sie in der Nähe war, auf einer Leiter oder einer Futterkiste saß und belangloses Zeug redete oder albern kicherte, dann war alles gut.
    Die Leute bemerkten ihre Vertrautheit und machten sich ihren Reim darauf. Die schwarzen Frauen lachten über den Aufseher, der mit schmachtenden Blicken an dem Mädchen hing. Die weißen Pächter, die mit Crossbow auf dem Hof zusammenstanden, machten anzügliche Bemerkungen über Quinn und die kleine Sklavin. Nur Crossbow sagte nichts dazu.
    Quinn lenkte den Wagen von der Straße herunter und hielt bei einer Baumgruppe. Die Pferde mussten rasten. Er füllte ihre Trinkeimer aus dem Wasserschlauch, trank selber einen Schluck Wasser und ließ sich dann im Schatten unter einer Tamarinde nieder. Vom Ashley River, der eine halbe Meile entfernt in einer weiten Schleife vorüberströmte, wehte der salzigeMeergeruch des Gezeitenstroms. An den glatten Baumstamm gelehnt, blickte Quinn über die sonnenbeschienenen Marschen und überlegte, wie es für ihn auf Elverking weitergehen sollte. Denn wie es aussah, hatte sein Verhältnis zu Crossbow den Tiefpunkt erreicht.
    Den Tag zuvor war Quinn länger als geplant unterwegs gewesen, es wurde Abend, bis er nach Elverking zurückkehrte. Nachdem er die Pferde versorgt hatte, ging er zum Küchenschuppen. Zadia war nicht da, drum hielt er sich nicht auf und wollte sie anderweit suchen, als er eine junge Schwarze aus dem Herrenhaus kommen sah. Er fragte sie, wo Zadia sei. Das Mädchen zögerte. Als er wieder fragte, machte sie sich schnell davon. Quinn brauchte einen Moment, dann lief er los, nahm mit einem Satz die Treppe zur Veranda und trat ohne anzuklopfen in Crossbows Salon; von dort ging er weiter ins Speisezimmer, dann ins Verwalterbüro, hier fand er sie: Crossbow drückte Zadia auf den Tisch nieder und presste seinen Leib gegen ihre Schenkel. Sie hatte den Kopf abgewandt. Als sie Quinn erblickte, weiteten sich ihre Augen flehentlich.
    »So, Mädchen, hier treibst du dich also herum!«, rief Quinn. »Wieso bist du nicht bei der Arbeit?«
    Crossbow fuhr herum, sah Quinn in der Tür stehen und ließ Zadia unwillig los. Er hatte bei der Kleinen noch nichts erreicht, und nun brachte dieser übereifrige Fuhrknecht ihn um sein Vergnügen! Er wollte lospoltern, aber Quinn kam ihm zuvor.
    »Das Mädchen hat Küchendienst, Sir, sie ist heimlich fortgelaufen.« Mit strenger Miene setzte er hinzu: »Ich werde ihr beibringen, dass sie zu

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