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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
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hielten.
    »Sind Sie auch der Ansicht, Colonel, die amerikanische Landbevölkerung hätte die Grausamkeiten der Expeditionstruppen durch ungerechtfertigten Widerstand selbst verschuldet?«
    Darauf hätte William nicht geantwortet, wenn nicht Fletcher so verzweifelt auf eine Ehrenerklärung von ihm gewartet hätte. »Der Ausdruck ›Landbevölkerung‹ trifft es nicht ganz, SeñorCortés. Ersetzen Sie ihn durch die Bezeichnung ›Miliz‹, und Sie bekommen den richtigen Eindruck von der Situation in den südlichen Provinzen.«
    »Gut, reden wir von Milizen. Was nichts an der Tatsache ändert, dass Sie ausgebildete Regulars gegen Bauernburschen und alte Männer schickten, die mit rostigen Säbeln aus den Indianerkriegen und einer Handvoll Gewehren antraten, und deren Anführer von General Washington aus gutem Grund nicht in die Reihen seiner Continentals aufgenommen wurden.«
    »Falsch, Señor Cortés: Die Milizen wurden von Hauptleuten geführt, die ihre Ausbildung in den Garnisonen unseres Kolonialheeres absolviert hatten. Die Männer der freiwilligen Landwehr waren im wehrpflichtigen Alter, darunter viele Veteranen aus dem Siebenjährigen Krieg, die durchaus imstande waren, Washingtons Kontinentalarmee mit einsatzstarken Verbänden zu unterstützen, und es auch taten. Im Übrigen, Señor, operierten die Rebellenmilizen bevorzugt aus dem Hinterhalt, wodurch sie unsere technische Überlegenheit ausglichen. Unterstützt durch die Bevölkerung und dank ihrer guten Ortskenntnisse sind einheimische Verteidiger im Vorteil gegenüber jedem noch so gut bewaffneten und gedrillten Invasionsheer.«
    Für Fletcher fügte er hinzu: »Wenn ich meine Leute zu einem bestimmten Ort schickte, waren die Rebellen meistens vor uns da und warteten in einem Versteck auf den günstigen Moment für den Überfall. Wir hatten dadurch große Verluste.«
    »Auf die Dauer machte Sie das bestimmt wütend«, sagte Cortés konziliant. »Aber reicht das als Entschuldigung für Kriegsverbrechen?«
    Fletcher sah nervös von einem zum andern. Offenbar wollte Cortés die genannten Übergriffe Spencer persönlich anlasten. William aber ließ den Vorwurf gelassen an sich abgleiten.
    »Sie tragen einen großen Namen, Señor Cortés«, sagte er mit einem Anflug von Verachtung. »Er steht als Synonym für Spaniens Unmenschlichkeit gegen andere Völker. WährendIhrer Amtszeit in Havanna wurde in diesem Ihrem Namen das Naturrecht mit Füßen getreten. Ich möchte bezweifeln, dass Sie berufen sind, meine Entscheidungen in diesem Krieg zu beurteilen.«
    Cortés konnte oder wollte darauf nichts erwidern. Er nickte stumm und blickte unter schweren Lidern in die Kerzenflamme, die Augen fahlbraune Halbmonde, das Erbe der Aztekenmädchen, die man auf Yucatan den weißen Göttern dargebracht hatte.
    Fletcher wurde das anhaltende Schweigen unangenehm. Er sah zum Stundenglas. Vielleicht würde ein Hinweis auf die fortgeschrittene Zeit die Spannung lösen? Als Williams Blick ihn streifte, ließ er den Gedanken sofort fallen.
    Ungerührt ließ William noch eine weitere Minute verstreichen. Dann nahm er sein Weinglas, trank den Rest von Kapitän Robins altem Port und bemerkte leichthin: »Wir haben zwar den Krieg verloren, Señor, aber heute Nacht eine Menge von Ihrem Geld gewonnen. Ich schlage Einsatzlimits vor, damit uns der Spaß am Ende nicht zu teuer kommt. Was halten Sie davon, Gentlemen?«
    Er wollte nicht einfach das Thema wechseln, doch er wusste, der Kapitän würde es nicht gutheißen, wenn in seinem Salon um so hohe Summen gespielt wurde.
    Cortés aber mochte nichts davon hören. »Ich bitte Sie, Colonel, wollen Sie uns um das ganze Vergnügen bringen? Oder fürchten Sie meine Revanche?«
    Das war nun das Letzte, was William zu befürchten hatte. Wenn es darauf ankam, standen ihm spielerische Möglichkeiten zu Gebote, die zwar nicht orthodox waren, aber den Faktor des Zufalls eliminierten. »Ich gebe Ihnen jederzeit Gelegenheit zur Revanche, nur fürchte ich, unser Einvernehmen könnte darunter leiden.«
    »Lassen Sie das meine Sorge sein, Colonel!«, rief Cortés stolz. »Wenn die Señores McElrond und Fletcher es vorziehen, sich inSicherheit zu bringen, bitte! Doch ich wüsste nicht, was zwei Caballeros wie uns hindern sollte, das Glück auf die Probe zu stellen.«
    William lächelte sein seltenes Lächeln und dachte, dass jeder im Leben Demut lernen musste. »Die Reise fängt an, mir Spaß zu machen!«, sagte er mit einer Verbeugung.
    So verbrachte man die

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