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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
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Hemd. Sie standen auf.
    »Gut, Miguel, dann pack deine Sachen.«
    »Ist längst erledigt. Den Kleidersack hab ich in der Offiziersmesse verstaut, im Spind neben dem Eingang. Bring ihn mit, ich brauche die Sachen, hörst du? Es ist wichtig!«
    »Geht klar.« Santáneo fasste Roscoe impulsiv bei den Schultern, küsste ihn auf beide Wangen und sagte: »Morgen um die Zeit bist du ein freier Mann, Miguel.«
    Der Archipel von Bermuda war die Spitze eines Korallenriffs, das auf den Abhängen eines versunkenen Vulkans gewachsen war. Die nördliche Flanke bildete eine Lagune, im Süden ragte die Hauptinsel steil aus der Brandung, darunter fielen die Hänge des Basaltsockels in die Tiefen der Sargassosee. Seit Sonnenaufgang kreisten Sturmvögel über den Toppen der Crusader. Angelockt von den riesigen Segelschwingen, folgten sie dem Schiff eine Weile. Dann erschienen die Inseln am Horizont, und die Vögel eilten voraus.
    Die Matrosen drängten sich im Bug der Crusader, sie grüßten mit freudigen Rufen den sicheren Hafen, die Hauptstadt der nördlichen Insel Saint George. Der längste, beschwerliche Teil der Reise lag hinter ihnen, von hier aus würde das Schiff ruhigen Kurs in die Karibik nehmen.
    William stand am Schanzkleid und sah zu, wie der Anker durch das kristallklare Wasser auf den Grund der Lagune fiel. Mit der Brise trieb eine Portugiesische Galeere heran. Das durchscheinende Hautsegel der Qualle blähte sich im Wind, während ihre tödlichen Fangarme das Ankertau umspielten.
    Von krakeelenden Händlern umringt, lagen an der Hafenmole drei amerikanische Handelsschiffe vertäut, darunter der Lastensegler, der Cortés’ Lohnsklaven nach Virginia bringen sollte, dann ein Geleitschiff der Royal Navy und noch zwei einheimische Klipper aus Hamilton, der nächsten größerenAnsiedlung am Sund. Da für mehr Schiffe an der Mole kein Platz war, blieb die Crusader vorläufig auf Reede liegen. Wenn die Handelsfahrer abgefertigt und wieder in See gestochen wären, konnte sie am Hafen anlegen und ihre Fracht für Bermuda gelöscht werden.
    Der geschäftige Lärm vom Kai riss William aus seiner Betrachtung, und er begab sich in seine Kajüte. Pünktlich um zehn Uhr, wie mit dem Kapitän abgesprochen, meldete sich bei ihm der Vollmatrose Thompson. Der vormalige Marinesoldat trug eine Pistole im Holster und hatte eine Kette mit Handschellen dabei.
    Roscoe erstarrte buchstäblich, als er die Kette erblickte. William erklärte ihm ungerührt, dass er angesichts ihres Interessenkonflikts beschlossen habe, ihn für die Dauer des Aufenthalts auf Bermuda unter Arrest zu stellen.
    »Ersparen Sie uns weitere Unannehmlichkeiten und finden Sie sich mit Ihrer vorübergehenden Haft ab. Mr. Thompson hier ist für Ihre Bewachung zuständig. Ich würde es Ihnen hoch anrechnen, wenn Sie ihm keine Schwierigkeiten machen. Haben wir uns verstanden, Mr. Roscoe?«
    »Ja, Sir«, antwortete Roscoe gesenkten Hauptes, ein Fanal ungerechter Behandlung.
    William gab Thompson ein Zeichen, Roscoe die Handschellen anzulegen. »Dass wir uns richtig verstehen, Mr. Thompson: Ich möchte, dass es Mr. Roscoe an nichts fehlt. Ich komme mich später überzeugen, ob er anständig untergebracht ist.«
    »Aye, Sir. Ich werde mich darum kümmern.«
    »Gut. Nehmen Sie ihn mit.«
    William ging von Bord. Er ließ sich mit allem Gepäck zum Hafen rudern und begab sich zum Büro der Norrington Steele, um eine Passage nach Charles Town zu kaufen. Der Hafenagent meinte, die Venture, eine Barkentine des Linienverkehrs, werde innerhalb einer Woche eintreffen. William reservierte eine Kajüte für sich und seinen Diener. Danach nahm er sichein Zimmer in einem passablen Hotel und verbrachte eine ausgedehnte Siesta in einem Bett ohne Seegang. Nach einem frühen Abendessen ließ er sich zur Crusader hinausrudern, um nach Roscoe zu sehen.
    Nach starken Gewitterschauern am Nachmittag hing eine Dunstglocke über der Lagune. Kein Windhauch regte sich, auf dem spiegelglatten Wasser schwojte die Crusader gemächlich um den Anker. Als William an Bord kam, herrschte tiefe Stille, nur das Knarren und Knacken des Schiffskörpers war zu hören. Im Zwischendeck stand die Luft. Thompson, der auf einer Taurolle vor sich hin döste, raffte sich auf, als er William kommen hörte, und nahm lässig Haltung an. Auf die Frage, wie es dem Inhaftierten gehe, antwortete er lapidar: »Man hört nichts von ihm.«
    Er sperrte die Tür auf, damit William einen Blick in die Munitionskammer werfen konnte. Roscoe

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