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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
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werden?«
    William hatte die Frage erwartet. »Allerdings, Mr. Roscoe. Bereiten Sie alles vor, damit unser Gepäck in kurzer Zeit gepackt ist.«
    »Sir. Ich kümmere mich drum.« Roscoe salutierte und stieg von der Brücke zum Hauptdeck hinunter.
    William sah ihm nach, wie er unter dem Achterdeck verschwand, um mit dem Quartiermeister ihre Ausschiffung vorzubereiten. Roscoe dachte an Flucht, das war William klar; seine verhaltene Spannung war auf Schritt und Tritt zu spüren, als wäre er auf dem Sprung. Sicher würde er versuchen, bei ihrem Halt auf Bermuda zu entfliehen; das musste er auch, wenn er William zuvorkommen und seinen Freund Reed vor ihm warnen wollte. Doch William würde nicht zulassen, dass Roscoe seine Rachepläne durchkreuzte, und hatte seine Vorkehrungen getroffen.
    Am Abend vor ihrer Ankunft auf Bermuda bat Kapitän Robins seine Passagiere in den Salon. Nach einer Reise von über dreitausend Seemeilen trafen sie sich ein letztes Mal in vertrauterRunde, sprachen über ihre Pläne und dankten Robins für seine Gastfreundschaft, die ihn ein Gutteil seiner Weinvorräte gekostet hatte. Man trennte sich zeitig, denn Cortés musste seine Ausschiffung vorbereiten; in Saint George wartete ein Frachtschiff, das ihn und seine Indenturos zu den Tabakplantagen Virginias bringen sollte.
    Auch William hatte sich für eine direkte Passage nach Charles Town entschieden. Da mehrere amerikanische Handelslinien Bermuda anliefen, würde er nicht lange auf die Weiterreise warten müssen. Er wünschte McElrond viel Erfolg bei der Suche nach den Smaragden Brasiliens, dann ging man auseinander.
    Wie immer machte William einen nächtlichen Spaziergang an Deck, stieg aufs Achterdeck und betrachtete den sternenübersäten Himmel. Als er sich zur Konstellation am südlichen Himmel umwandte, fiel sein Blick auf Cortés, der mittschiffs an der Backbordreling lehnte und eine Zigarre rauchte. William erwog, hinüberzugehen und sich jetzt von ihm zu verabschieden, bevor sie sich morgens beim Ausschiffen aus den Augen verlieren würden. Da sah er einen breitschultrigen Mann hinter dem Großmast hervortreten; Cortés winkte ihn ohne Überraschung heran und begann eine Unterhaltung mit ihm.
    William erkannte in dem Mann den spanischen Caudillo. Es war ungewöhnlich, dass er sich an Deck zeigte, denn die Indenturos durften den unteren Frachtraum nachts nicht verlassen. Doch hier lehnte er ganz selbstverständlich neben Cortés an der Reling und redete gestenreich, keinesfalls so, wie ein Sklave mit seinem Herrn sprechen würde. Dann zog er einen Beutel hervor und übergab ihn seinem Patrón . Der nahm daraus ein paar Münzen und ließ sie klingend in die aufgehaltene Hand des Indenturos fallen. Der Mann verneigte sich und verschwand, Cortés entfernte sich zu den Passagierskajüten.
    William, der alles von der dunklen Galerie beobachtet hatte,wunderte sich nicht, dass Cortés von den Kampfgewinnen seiner Leibeigenen profitierte. Er gestattete sich nur ein befriedigtes Lächeln, weil sich seine Meinung über den spanischen Menschenhändler in jeder Hinsicht bestätigte.
    Die Glocke läutete zum Wachwechsel, die Matrosen der ersten Hundewache kamen herauf und lösten die Bemannung an Deck ab. William stieg zum Hauptdeck hinunter, gerade als die Tür zum Passagiertrakt aufgestoßen wurde. Er blieb abwartend stehen, denn er hatte Roscoe erkannt, der in nächster Nähe an ihm vorbeiging und der Wachablösung zum Vorschiff folgte. Roscoe blieb bei der Fock stehen und sah sich suchend um. Schon trat der Caudillo auf ihn zu und begrüßte ihn mit dem rituellen Handschlag, ehe sie zur dunklen Bugspitze davongingen.
    »Faites votre jeu!« , sagte William und ging hinein.
    Santáneo und Roscoe setzten sich, um ungestört reden zu können, in eins der Beiboote vorn im Bug.
    »Alles klar, Miguel?«
    »Könnte nicht besser sein. Und, hast du dir was überlegt, Santo?«
    »Hab ich, Kleiner, hör zu: Wir warten, bis die Mannschaft Landgang hat. Außer einem Offizier und zwei Mann von der Wache bleibt keiner an Bord. Weißt du schon, wo er dich einbuchten lässt?«
    »In der Munitionskammer.«
    »Und dein Wärter?«
    »Thompson, er gehört zur Schiffsverteidigung und wird die ganze Zeit Wache schieben. Wie soll sich das Ganze eigentlich abspielen, Santo?«
    »Lass dich überraschen. Hast du das Geld?«
    »Hier. Zähl es.«
    »Ich vertraue dir, Kleiner!«
    »Ich dir aber nicht, also zähl.«
    Santáneo zählte, nickte und verstaute das Geld in seinem

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