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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
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dieses Augenblicks in Worte zu fassen, bekam Quinn zum ersten Mal einen Eindruck von ihrer ungewöhnlichen Freundschaft. Er fühlte sich ausgeschlossen. Doch er sah, wie glücklich Reed war, und konnte es verstehen: Reed hatte Roscoe tot geglaubt. Ihr Wiedersehen konnte nur so sein und nicht anders.
    Der Tag müsse gefeiert werden, entschied Reed und ließ die besten Flaschen aus dem Weinkeller holen. Während eilends ein Festessen zubereitet wurde, tranken die Männer ein erstesGlas auf Roscoes Heimkehr. Reed bestand darauf, dass Quinn blieb und das Wiedersehen mit ihnen feierte. Zunächst musste Roscoe erzählen, wie er das Schiffsunglück überlebt hatte. Also schilderte er die Sturmfahrt der Tristar, die Havarie auf hoher See und wie er schließlich als Einziger dem Untergang entronnen war. Dass er danach ausgerechnet in der Obhut eines Geistlichen landete, erschien allen wie eine Ironie des Schicksals. Darauf tranken sie.
    Über dem Mahl und dem Reden und Trinken war es Nacht geworden. Die Diener steckten neue Kerzen auf die Leuchter und zogen sich zurück. Eine unwirkliche Atmosphäre umgab die drei und beschwor die Gefährtenschaft, die sie im Krieg verbunden hatte; die zusammen durchlebten Gefahren, den Siegestaumel und die Niederlagen, in denen das Band der Kameradschaft am stärksten war. Sie erinnerten sich an die Gefallenen, deren Tod das eigene Leben so kostbar machte, und fühlten sich noch einmal wie Helden, wurden sentimental oder lachten ausgelassen, Männer eben, die gemeinsame Abenteuer wiederaufleben ließen.
    Irgendwie kam die Rede auf die Zeit vor der Besatzung. Reed ging nicht darauf ein, als Roscoe von »ihren Nächten« sprach. Quinn, der sich darunter alles und nichts vorstellen konnte, sah fragend von einem zum andern. Da trank Reed sein Glas in einem Zug aus, meinte, es sei spät geworden, und hob die Tafel auf. Quinn begleitete ihn wie an jedem Abend bis an die Zimmertür und wünschte ihm eine gute Nacht. Als er wieder zur Halle hinunterging, begegnete er Roscoe, der sich zum Gästetrakt im ersten Stock begab. Sie nickten einander wortlos zu und gingen ihrer Wege.
    Castor sorgte wie an jedem Abend für die Bequemlichkeit seines Herrn. Er entzündete die Nachtlichter am Kamin, öffnete ein Fenster und zog die Vorhänge zu. Nachdem er Reed beim Entkleiden behilflich gewesen war, ließ er ihn allein.
    Draußen schrie eine Nachtschwalbe. Reed zog seinen grauseidenen Hausmantel über, schob den Vorhang wieder auf und blickte hinaus. Jenseits der Rasenterrassen strömte der Fluss schwarz und glitzernd im Mondlicht. Als die Zimmertür ins Schloss fiel, drehte er sich um.
    Roscoe kam auf nackten Sohlen auf ihn zu. Ganz nah trat er vor ihn hin und sah ihm in die Augen. Man konnte nie wissen. Die latente Gefahr, die von Reed ausging, war für ihn ein starker erotischer Reiz, als näherte er sich einem Raubtier mit bloßen Händen. Dabei hielt er sich für stark genug und wäre im Ernstfall auch brutal genug, einen Angriff Reeds abzuwehren. Doch daran dachte er jetzt nicht.
    »Algie, mein Liebster!«, flüsterte er, die Stimme rau vor Verlangen. Er zog ihn an sich, küsste ihn. Den seidenen Mantel streifte er ihm ab, dann drückte er ihn aufs Bett nieder und betrachtete hingerissen die vornehme Gestalt des Geliebten, seine blassen, wohlgestalten Glieder. Nach so langer Zeit endlich am Ziel seiner Sehnsucht, riss er sich die Kleider herunter und nahm Reeds makellosen Körper in Besitz. »Ich liebe dich, mein Algie, ich liebe dich so sehr!«, keuchte er und tat ihm seine Liebe an, die einzige Liebe, die er kannte.
    Reed ließ es geschehen. Seine Passivität erregte Roscoe über alle Maßen.
    »Armer Algie, mein schöner Liebling! Nie mehr werde ich dich verlassen«, beteuerte er atemlos vor Lust und Glück.
    Reed erwiderte seine Leidenschaft nicht. Natürlich machte es ihn glücklich, dass sein Freund zurückgekehrt war, endlich fühlte er sich wieder sicher und war nicht mehr allein. Anders als Quinn, der ihm vor allem aus Respekt die Treue hielt, stand ihm Roscoe auf eine besondere Art nahe, sodass ihn nicht einmal seine Bluttaten in die Flucht schlugen. Was Reed letztlich nicht überraschte, hielt er Roscoe doch für zu dekadent, um angemessenes Entsetzen zu empfinden. Wie dem auch sei, Roscoe hatte ihm gefehlt, und er hatte ihn voller Zuneigungwieder aufgenommen. Aber er verspürte kein körperliches Verlangen. Der Liebesakt löste etwas anderes bei ihm aus.
    Nah beim Haus schrie die

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