Die Plantage: Roman (German Edition)
können Furious nicht reiten!«
»Abwarten.«
»Sie werden sich den Hals brechen!«
Roscoe zog den Rock aus und warf ihn Quinn wie einem Untergebenen zu, betrat den Korral und stieß das Gatter hinter sich zu. Er führte das Pferd zur Mitte der Bahn. Als er zum Aufsitzen herantrat, warf Furious den Kopf hoch und wollte seitlich ausbrechen. Roscoe hatte damit gerechnet. Er fasste nach dem Zaum, und bevor Furious wusste, wie ihm geschah, riss Roscoe ihm den Kopf fast bis zum Boden herab. Quinn sog scharf den Atem ein; so durfte man es nicht beginnen.
Als Roscoe sich in den Sattel hochzog und die Zügel straff aufnahm, schnaubte Furious böse, bog den Hals weit zurück, blieb aber steifbeinig am Platz. Gleich wird er losstürmen und ihn mit ein paar wilden Sprüngen abwerfen, dachte Quinn; so hatte er es selbst erlebt. Doch immer noch geschah nichts. Furious schnaubte aus geweiteten Nüstern und stemmte die Hufe in den Sand. Nun nahm Roscoe die Hände weit herab und drückte so den Kopf des Pferdes mit den Kandarenzügeln herunter. Der Hengst biss zornig auf die Kette in seinem Maul, schüttelte unwillig den Kopf. Roscoe verlagerte das Gewicht und nahm die Zügel in eine Hand. Als Furious unentschlossen zwei, drei Schritte rückwärts ging, hieb er ihm die Sporen in die Flanken. Furious schrie, stieg auf die Hinterhand und stürzte los. Auf der halben Bahn warf er sich herum, stieg erneut und drehte sich dann wie rasend im Kreis. Roscoe hielt mit ausgestrecktem Arm das Gleichgewicht und blieb sicher im Sattel. Wieder stürmte Furious quer durch den Korral. Roscoe trieb ihn mit Sporenschlägen an, zog ihn aber so stark im Zaum zurück, dass Furious im Lauf untertrat und nicht wusste, wie er sich wenden noch ausbrechen konnte.
Roscoe ließ ihn eine Runde in kurzen, steilen Galoppsprüngen laufen. Als er am Gattertor vorbeikam, griff er sich eine Gerte, die er vorher dort hingehängt hatte, damit schlug er das Pferd. Es warf sich herum und vollführte Kreissprünge, um den quälenden Reiter loszuwerden, während Roscoe es weiter schlug und ihm die Sporen in die Weichen hieb. Noch nie hatte Quinn eine so schändliche Remonte erlebt. Roscoe trug scharfe Sporenräder, die das Pferd verletzten. Blut troff von Furious’ Flanken, Speichel rann ihm in zähen Fäden vom Maul, während er sich keuchend erschöpfte. Roscoe ließ ihm keinen Bewegungsraum, trieb ihn vor, hielt ihn gleichzeitig zurück und schlug ihn hart mit der Peitsche, dass sich auf der Kruppe feuchte Striemen zeigten. Als er wieder die Sporen in Furious’ blutende Flanke schlug, brach das Pferd in der Hinterhand ein; nur mit großer Anstrengung fand es wieder Stand.
»Lassen Sie ihn endlich in Ruhe!«, brüllte Quinn. »Verdammt, Roscoe, hören Sie sofort damit auf !«
Roscoe nickte gleichgültig, nahm die Zügel auf und versammelte das abgekämpfte Pferd. Danach ging Furious gefügig im Schritt und verhielt augenblicklich, als Roscoe die Hand mit dem Kandarenzügel senkte. Er ließ Furious ein paar Runden in den Gangarten laufen, setzt auch die Sporen ein, aber schlug ihn nicht mehr. Es war vorbei, Furious wagte keinen falschen Schritt. Roscoe ritt zur Mitte des Corrals, sprang ab und ging zum Tor. Furious stand bebend, mit hängendem Kopf. In den Sand tropfte Blut.
Als Roscoe das Gatter aufzog, war er blass, von seiner Stirn rannen Schweißperlen; die Unterwerfung des Pferdes hatte seine ganze Kraft gefordert.
»Das war das Niederträchtigste, was ich je gesehen habe!«, fiel Quinn über ihn her. »Sie sind ein gemeiner Schinder, Roscoe!«
»Reg dich ab, Gabriel. Merk dir, wie man so was macht.«
»Sie haben ihn gebrochen!«
»Er war nicht zu gebrauchen, das hast du selber gesagt. Jetzt macht er, was man von ihm verlangt. Was passt dir daran nicht?«
»Begreifen Sie das wirklich nicht? Sie haben ihn verletzt, seinen Stolz zerstört.«
»Stolz? Wofür soll Stolz gut sein? Bringen Sie ihn wieder in Form, Quinn. Dann werde ich ihn reiten.« Er ging fort, ohne sich nach Furious umzusehen.
Quinn hatte das Pferd trocken gerieben, seine verletzten Flanken versorgt, mehr konnte er nicht tun. Nachdenklich betrachtete er den schönen Hengst, der mit abgewandtem Kopf an der Stallwand lehnte, um sich von dem Schock zu erholen. Quinn war ziemlich aufgewühlt, er fühlte sich in seiner eigenen Seele verletzt, als wäre die Misshandlung ihm zugedacht gewesen. So fand Marcus ihn in düstere Gedanken versunken vor Furious’ Box.
»Mr. Reed befiehlt einen
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