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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
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leichten Wagen, Mr. Quinn.«
    »Ist gut, ich bringe den Tilbury zur Auffahrt«, erwiderte Quinn mit so finsterer Miene, dass Marcus den Stall schnell wieder verließ.
    Er spannte gleich an und kutschierte den Wagen vors Herrenhaus, wo er neben Crossbows Droschke anhielt. Mürrisch blieb er auf der Kutschbank sitzen in Erwartung weiterer Befehle. Reed kam mit Crossbow aus dem Haus, die beiden wechselten ein paar Worte.
    »Ich werde sie morgen herbringen lassen«, sagte Crossbow.
    Darauf meinte Reed: »Nicht nötig, Mr. Quinn wird sich darum kümmern.«
    Crossbow verbeugte sich und ging zu seiner Kutsche. Ohne Quinn zu beachten, stieg er auf und fuhr davon. Quinn sah sich unschlüssig um. Als Reed wieder hineingehen wollte, sprang er ab und lief zu ihm. »Captain, Sie wollten doch ausfahren?«
    »Nein, Mr. Quinn. Sie fahren allein.«
    »Allein, Sir?«
    »Nun, ich habe Crossbow eine Sklavin abgekauft, die in meinem Haushalt dringend gebraucht wird. Ich dachte, Sie holen das Mädchen in Elverking ab.« Er nickte kurz und ging ins Haus.
    Quinn stand wie vom Donner gerührt. Der Wechsel von Wut in Freude und Glück kam zu plötzlich. Zadia! Ihm wurde ganz heiß. Mr. Reed hatte Zadia gekauft! Er durfte sie nach Hollow Park holen, schon heute würde sie bei ihm sein! Wieso stand er hier noch rum? Er spurtete zum Wagen, war in einem Satz auf dem Kutschbock und brachte das Pferd mit Freudengeschrei auf Trab: »Yeahoo-hoo! Lauf schon, lauf zu!«
    Seine Gedanken eilten voraus zu seinem Mädchen. Roscoes Gemeinheit war vergessen, sogar die Sorge um seinen Captain.
    Es sind kurze, unerwartete Augenblicke, die Vollkommenheit in sich bergen. Als Quinn eines Abends durch die Stallgasse ging, erlebte er so einen vollkommenen Augenblick: Die Augustsonne stand noch nicht zu tief, ihre Strahlen fielen durch die Fenster in der Westseite auf eine Pyramide aus Strohballen. Oben, umflirrt von glitzerndem Staub, sah er eine grazile Gestalt – Zadia im goldenen Licht! Mit der Gewissheit, die man nur aus Träumen kennt, spürte er, dass es dieser Moment war, der seinem Leben einen Sinn gab.
    Sie kletterte herab und umarmte ihn, leicht wie der Flügel eines Vogels. Dann ließ sie sich auf den unteren Strohballen nieder, um ihm wie früher bei der Arbeit zuzusehen.
    Er betrat Furious’ Box, untersuchte die verschorften Flanken des Pferdes, zog hier und da einen Halm aus Mähne und Schweif. »Na, mein wilder Bursche«, sagte er leise. »Sieht doch wieder ganz gut aus.« Aber das stimmte nicht. Furious zeigte kein Interesse an seiner Umgebung. Den Kopf auf die Abtrennung zur Nachbarbox gelegt, dämmerte er apathisch vor sich hin. Quinn wirkte ratlos, als er das Tor schloss.
    »Ist er krank?«
    »Er war verletzt, Zadia. Jetzt sind die Wunden verheilt, aber es geht ihm trotzdem nicht besser.«
    »Was fehlt ihm denn?«
    »Ich weiß nicht. Ich glaube, er ist unglücklich. Sein Herz wurde gebrochen … Zadia?«
    Sie war verschwunden. Als er suchend um sich blickte, sah er Roscoe vom Haupttor auf sich zukommen. In seinem schnurgeraden Gang, durch Bahnen goldenen Abendlichts, durch Licht und Dunkel schritt Roscoe dahin. Quinns Miene verdüsterte sich.
    Roscoe trat neben ihn an die Box. Nach einem Blick auf den kranken Hengst fragte er: »Wird er wieder?«
    »Was geht Sie das an«, entfuhr es Quinn. Er zog das obere Torgatter zu, um Furious’ traurigen Anblick zu verbergen.
    »Immer noch wütend, Gabriel?«
    Vielleicht war es Roscoes enervierender Tonfall, der den Ausschlag gab. Jedenfalls wurde Quinn klar, dass er ihm endlich die Meinung sagen musste, wenn er sein Gesicht nicht verlieren wollte.
    »Was fällt Ihnen eigentlich ein, Roscoe?«, begann er. »Ich hielt Sie noch nie für besonders helle, aber selbst Sie müssten doch wissen, dass es Grenzen gibt. Ich meine, jedes Kind lernt zu unterscheiden, was richtig ist und was falsch, oder?«
    Roscoes Ausdruck wurde unmerklich härter, als würde er die Zähne zusammenbeißen.
    Quinn fuhr ungerührt fort: »Ich spreche nicht von Furious, ich rede davon, dass Sie die Gefühle anderer mit Füßen treten, Roscoe! Dauernd sagen Sie Gemeinheiten, sind verletzend oder auf kränkende Art gleichgültig. Wieso? Hat Ihnen niemand beigebracht, dass man so etwas nicht tut? Stellen Sie sich nur mal vor, man würde Sie ständig demütigen oder Ihr Selbstgefühl verletzen!«
    Jetzt fiel ihm auf, wie Roscoe sacht sein Gewicht verlagerte und sich kaum merklich straffte, als wäre er auf dem Sprung.
    Instinktiv wich

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