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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
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wenn wir zusammen essen? Ich muss wichtige Dinge mit Ihnen besprechen. Oder haben Sie heute Abend schon etwas vor?«
    Oh, er hatte allerdings etwas vor, er war mit Antonia verabredet. Mit welcher Begründung sollte er ihr absagen? Er brachte es nicht über sich, ihr zu eröffnen, dass Marshall zurückgekommen war; jedenfalls nicht heute, vielleicht morgen.
    »Natürlich, lassen Sie uns essen gehen, hervorragende Idee!«, sagte er. »Ich möchte mich nur noch umkleiden, dann können wir gehen.«
    William sah ihm amüsiert nach. Seine Ankunft hatte Tyler sichtlich irritiert, nachdem er noch kurz zuvor mit Siegermienein die Halle gestürmt war. William wusste, er hatte sich in Charles Town nicht viele Freunde gemacht; auch Tyler hatte Vorbehalte, allerdings aus einem anderen Grund. Doch das focht ihn nicht an, er freute sich darauf, mit Tyler zu dinieren. Schließlich war es schön, der Überbringer guter Nachrichten zu sein.
    Sie gingen ins Warwick, wie am Abend vor Williams Abreise. William übergab Tyler nach dem Essen einen Brief des Londoner Notars Clarke. Darin wurde das Bankhaus Ashley & Bolton, das die Konten des verstorbenen Longuinius verwaltete, über Antonias Erbeinsetzung in Kenntnis gesetzt und angewiesen, das gesamte geldwerte Vermögen aus dem Nachlass auf sie zu übertragen. Gleich schob Tyler Gläser und Teller zur Seite, legte sein Schreibzeug auf den Tisch und fing an, die neue Situation in Zahlen darzustellen; er summierte die Geldbeträge aus dem Erbe mit den vorhandenen Aktiva, stellte die Forderungen seiner Bank und Shaughnesseys Darlehen dagegen und brachte überschlägig die Zinsen in Anrechnung. Dann lehnte er sich zurück, nickte. »Damit kann Mrs. Lorimer die Plantage auf einen Schlag entschulden.«
    »Konnte ich etwas Besseres aus England mitbringen«, sagte William, mehr zu sich selbst. Er rief den Kellner, bestellte französischen Cognac für sie beide. Sie stießen an, tranken sich zu. Dann ergriff er wieder das Wort. »Ihr Beifall klang etwas verhalten. Man könnte meinen, der Glücksfall dieser Erbschaft käme zur Unzeit. Vielleicht sagen Sie mir, was los ist, Tyler. Gibt es Probleme mit Legacy?«
    Tyler überlegte kurz. »Ja, es gibt Probleme. Es betrifft den Verwalter.«
    »Mr. Robert? Was ist passiert?«
    »Der Mann sitzt im Gefängnis und wartet auf seinen Prozess. Er soll Sklaven zum Widerstand gegen ihren Herrn aufgerufen haben. Es wird ihm Aufwiegelei vorgeworfen, die Anklage aber lautet auf Landfriedensbruch.«
    »Gütiger Himmel!«
    »Es geht noch weiter, Roberts Frau …«
    »Er ist verheiratet? Die Antillaise !«
    »Genau. Auch sie wird man vor Gericht stellen, wegen Mordes, eine hässliche Geschichte. Vor etwa einem Vierteljahr wurde auf einer Tabakplantage am oberen Ashley River eine verstümmelte Leiche gefunden. Die Antillaise und ihre Voodoo-Anhänger werden nun beschuldigt, die Frau im Zuge einer kultischen Zusammenkunft getötet zu haben. Es sieht nicht gut aus für sie, zumal in beiden Verfahren die Nachforschungen von einflussreicher Seite vorangetrieben werden.«
    William meinte düster: »Lassen Sie mich raten: Hocksley?«
    »Wer sonst. Er hat dem Gericht eine Zeugenaussage geliefert, mit der die Voodoo-Priesterin glasklar der Tat überführt werden konnte. In Mr. Roberts Fall ist es komplizierter, hier steht Aussage gegen Aussage. Es hängt vom guten Willen des Richters ab, ob er Anklage wegen Landfriedensbruchs erhebt oder es bei einem minderschweren Deliktvorwurf bewenden lässt. Tonia, ich meine Mrs. Lorimer, hat bei Gericht vorgesprochen, um zu verhindern, dass es zum Prozess kommt. Aber Hocksley und seine Kamarilla wollen Robert hängen sehen. Auch die Voodoo-Priesterin und die Sklaven von Stratton sind schon so gut wie verurteilt.«
    »Was ist mit Legacy?«
    Tyler schüttelte den Kopf. »Es droht ein neuerlicher Ausschluss durch die Handelsvereinigungen. Das Problem ist, dass der Verwalter die Geschäfte selbstständig geführt hat. Wenn es zu einer Verurteilung Mr. Roberts käme, würden die Verkaufslizenzen für Legacy eingezogen. Was die Bank in diesem Falle wegen Mrs. Lorimers Kreditwürdigkeit beschließen würde, entscheiden die Anteilseigner. Selbst wenn sie durch die Erbschaft in der Lage wäre, sich zu entschulden – ohne Börsenzulassung ist Legacy nicht mehr viel wert.«
    Von dem Moment, da Hocksleys Name gefallen war, wirkteWilliam grimmig entschlossen. »Also gut, Tyler«, sagte er nach kurzem Überlegen, »zuerst müssen wir Mr. Robert aus

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