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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
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Lydiakonnte nicht verstehen, dass ihre Schwester sich auf ihr langweiliges Landgut zurückzog, wenn ein Mann wie Andrew Tyler willens war, ihr die Stadt zu Füßen zu legen. Hätte sie doch Joshua allein zurückschicken sollen, damit er sich um die Pflanzungen kümmerte! Wofür sonst hatte Tyler ihn aus dem Gefängnis geholt? Aber Antonia ließ sich nicht umstimmen, und die Schwestern hatten sich mit einem flüchtigen Kuss verabschiedet.
    In ihrer mild gedämpften Stimmung durch das Geschimpf ihres Kutschers gestört, klappte sie das Wagenfenster herunter, um ihn seines Tons zu verweisen. Da sah sie auf dem Gehsteig einen dunkel gekleideten Mann, dessen markantes Gangbild ihr ins Auge stach, und rief: »Halt an, Nathan!« Als der Kutscher die vier Grauschimmel des Gespanns am Straßenrand zum Stehen gebracht hatte, beugte sich Lydia aus dem Wagenfenster. »Hallo, Mr. Marshall! So bleiben Sie doch stehen!«
    William wandte sich um und erkannte Lydia Bell, die ihn zu ihrer Kutsche heranwinkte. Er lüftete den Hut. »Immer eine Freude, Sie zu sehen, Madam.« Er verneigte sich und wollte sich nach ein paar höflichen Floskeln wieder verabschieden, denn er war mit Tyler im Sports Club verabredet.
    Doch so schnell ließ ihn Lydia nicht gehen. »Wie kommt es, dass Sie in der Stadt sind und sich nicht in Lyndon House blicken lassen?«
    »Vielleicht bin ich gerade erst angekommen?«
    »Seien Sie nicht albern, Marshall, kein Mensch reist nach dem Dinner an!«
    »Bestechende Logik, Madam! Sie haben mich ertappt, in der Tat bin ich bereits seit drei Tagen in Charles Town. Meine Geschäfte haben mich gehindert, früher bei Ihnen vorzusprechen. Wenn Sie gestatten, werde ich es morgen zur üblichen Zeit nachholen.«
    »Tun Sie das, mein Herr. Leider musste meine Schwester heute abreisen, es hätte sie bestimmt gefreut, Sie zu sehen.«
    »Antonia war hier?«
    »Hm, schon eine ganze Weile. Doch nun wollte sie zurück aufs Land. Ach, wenn ich heimkomme, wird das Haus so leer sein!«
    Er hörte ihr nicht mehr zu. Antonia war in Charles Town gewesen, so nah! Nun, vielleicht war es besser, dass sie sich verpasst hatten. Erst dann, wenn alles vorbei wäre, wollte er zu ihr gehen. Trotzdem störte es ihn, dass er nichts von ihrer Anwesenheit gewusst hatte. Während Lydia neben ihm über Nichtigkeiten plapperte, überlegte er, wieso Tyler ihm nicht gesagt hatte, dass Antonia in der Stadt war. Er musste es gewusst haben, gewöhnlich verband sie ihre Besuche in Charles Town mit einem Termin in der Bank. Oh Tyler! Hatte er nicht gesagt, er wolle Joshua in seinem Wagen nach Legacy bringen lassen?
    »Sagen Sie, Miss Bell, wann ist Mrs. Lorimer heute abgereist?«
    »Ach, das weiß ich nicht. Es herrschte große Aufregung wegen Joshua Robert, er war im Gefängnis, stellen Sie sich vor! Aber Mr. Tyler hat dem Richter klargemacht, dass er ihn freilassen muss, und er hat Joshua heute höchstpersönlich vom Gefängnis nach Lyndon House gebracht. Antonia kann froh sein, dass sich Mr. Tyler um alles kümmert. Sogar den großen Reisewagen von Ashley & Bolton hat er ihr für die Heimfahrt überlassen.«
    »Wie ritterlich von Mr. Tyler!«, knurrte William.
    »Nicht doch, Mr. Marshall«, ermahnte ihn Lydia. »Sie hatten mir versprochen, es nicht persönlich zu nehmen.«
    »Was soll ich Ihnen versprochen haben? Wovon reden Sie eigentlich?«
    »Das wissen Sie nicht mehr? Ich sagte Ihnen, dass sich Antonia auf dem Winterball in Mr. Tyler verliebt hat. Damals machten Sie auf mich nicht den Eindruck, dass es Sie sehr kränken würde. Nun sollten Sie die Größe besitzen, nachdem es offiziell ist, dass die beiden heiraten …«
    »Sie heiraten?« Unbeherrscht schlug er gegen den Wagenschlag.
    Der Kutscher machte gleich Anstalten herunterzusteigen, als er aber den Mann neben dem Wagen erkannte, ließ er es lieber bleiben.
    Lydia merkte zu spät, dass sie William besser nichts über Antonias Heiratspläne erzählt hätte. Um ihn zu beschwichtigen, legte sie eine Hand auf seinen Arm und sagte: »Bitte, Sie müssen meine Schwester verstehen. Vielleicht sollte ich es Ihnen nicht verraten, aber … na ja, sie war, wie man so sagt, leichtsinnig gewesen. Es wurde höchste Zeit, dass sie bekannt gab, Mr. Tyler zu heiraten, bevor die Leute angefangen hätten zu reden.«
    William fühlte, wie sich sein Herz vor Kummer und hilflosem Zorn verkrampfte. Zugleich spürte er ihre kleine Hand auf seinem Arm, das gab ihm etwas Halt und half ihm, sein Gesicht zu wahren. »Worüber

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