Die Plantage: Roman (German Edition)
kümmern?«
»Begreifst du das wirklich nicht?«, rief er enthusiastisch. »Dieser Handel mit Tyler gibt dir endlich die Möglichkeit, deinem Schwager Hocksley und seinem Planters Club die Stirn zu bieten: Indem du diesen Vertrag unterschreibst, wirst du Legacy wieder an die Börse bringen! Meinst du nicht, du solltest das eigenhändig tun?«
Beschämt nahm sie das Schriftstück und versuchte, den Inhalt, den er längst geprüft hatte, wenigstens zu überfliegen. Dann unterschrieb sie den Vertrag und gab ihn William, der ihn zusammen mit anderen Papieren in die Mappe legte. Erging ans Fenster, sah in Richtung Stallungen. »Der Wagen wird gleich kommen.«
»Wolltest du nicht morgen nach Charles Town fahren?«
»Ich habe es mir anders überlegt. Ich will, schon bevor wir morgen zum Notar gehen, die Höhe der Provision ausgehandelt haben.«
Antonia kam zu ihm, sah mit ihm hinaus zur Allee. Er legte von hinten die Arme um sie und zog sie an sich.
»Wo bist du eigentlich so lange gewesen?«, flüsterte er, küsste ihr Haar, ihre Wangen. »Ich hab überall nach dir gesucht.« Er ließ seine Hände unter ihre Bluse gleiten, umfasste ihre Brüste, presste sich erregt an ihren Körper. Er bedrängte sie, ihm nachzugeben, verlangte es mit so schamlosen Worten, dass sie errötete. Sie drehte sich zu ihm, umarmte ihn. Sie war immer noch so müde und überließ sich dem starken Halt seiner Arme. Gleich hob er sie hoch, um sie in sein Schlafzimmer zu tragen. Die Kutsche würde warten müssen.
Als er später am Bettrand saß und die Stiefelriemen festzog, sah sie ihm träumerisch zu. Sie würde nicht nach oben in ihr Zimmer gehen. Sie wollte hier in seiner Wohnung bleiben, in seinem Bett schlafen, bis er wieder zurückkäme.
Er strich zart über ihre Wange. »Alles in Ordnung mit dir, Antonia, Kleines?«
»Ja, es ist alles in Ordnung. Ich bin nur sehr müde, Will.«
Er beugte sich herab, küsste sie. »Ich komme bald zurück.«
Joshua ließ den Landauer vor der Bank an der Broad Street halten. »Ich brauche Sie heute nicht mehr, Mr. Robert«, sagte William beim Aussteigen. »Mr. Tyler hat mich als seinen Gast im Sports Club in der Church Street untergebracht. Geben Sie mein Gepäck dort ab.«
»Wann möchten Sie morgen zurückfahren?«
»Ich werde Miss Bell gegen elf Uhr in Lyndon House meine Aufwartung machen. Danach können wir aufbrechen.«
»Dann wird der Wagen morgen zu Mittag abfahrbereit sein, Sir.«
Tyler empfing William in der Eingangshalle der Bank und führte ihn in den Konferenzraum, wo Gilbert Ashley sie bereits erwartete.
»Meine Herren, bitte nehmen Sie Platz«, sagte der Bankier. Vor ihm lag eine Kopie der von Tyler entworfenen Transaktion. »Ich freue mich, dass Sie sich zu einer Ausweitung unserer Geschäftsbeziehung entschließen konnten, Mr. Marshall.«
»Mrs. Lorimer hat Ihr Angebot mit großem Interesse gelesen, Sir«, erwiderte William diplomatisch. »Sie freut sich, dass man sich bei Ashley & Bolton wieder der besonderen Verbindung mit der Familie Bell erinnert.« Das war eine kühne Eröffnung, doch er wollte Antonia nicht wie eine Bittstellerin erscheinen lassen. »Sie wird Ihr Angebot gerne annehmen, sofern Sie die Höhe Ihrer Gewinnbeteiligung noch einmal überdenken.« Ashley und Tyler sahen ihn sprachlos an, während er fortfuhr: »Sehen Sie, bei all dem drängt sich die Frage auf, wieso Ashley & Bolton sich mit einem Mal selber am Warenhandel beteiligen möchte, noch dazu in klarer Opposition zum einflussreichen Planters Club. Wenn Sie für Mrs. Lorimer Partei ergreifen, dann haben Sie mit Sicherheit etwas anderes im Blick als diese einmalige Gewinnbeteiligung aus einem noch ungewissen Ernteertrag. Welche Interessen verfolgen Sie wirklich, Gentlemen?«
Tyler wechselte einen Blick mit Ashley, dann sagte er: »Der Planters Club erscheint nur nach außen geschlossen, intern ist Hocksleys Hausmacht nicht mehr stabil. Vielen Pflanzern missfällt das anmaßende Auftreten ihres Chairman, auch gegen die Geschäftspraktiken Fowlers und der Agenten der Trader’s Bank häuft sich die Kritik. Am Fall von Mrs. Lorimer wurde für uns deutlich, dass Ashley & Bolton zu lange einer Entwicklung zugesehen hat, die den Interessen der Bewohner der Region zuwiderläuft. Nachdem unsere Bank einen nicht unbeträchtlichenTeil des Handelsaufkommens von Carolina finanziert, haben wir uns entschlossen, nun auch an der Börse eine Position anzustreben, die unserem wirtschaftlichen Gewicht entspricht.«
»Und
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