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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
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Trumpf. Nun musste der Bulle gegenüber seine Karte ablegen. Er zögerte, sah zu dem Stutzer herüber – und fing Williams Blick auf, der kaum merklich den Kopf schüttelte.
    Um den dreisten Prostituierten zu entkommen, ging Shaughnessey zum Ausschank und bestellte noch einen Whiskey. An den Schanktisch gelehnt, sah er sich im Lokal um. Neue Gäste kamen herein, vier Männer in teurer Abendgarderobe. Shaughnessey erkannte Simon Grandle, den Besitzer einer Nachbarplantage südlich von Borroughton. Grandle lotste seine Begleiter gleich an die Bar.
    »Gentlemen, darf ich bekannt machen: Mein Nachbar, Frank Shaughnessey.«
    Der Mann, der zuletzt hinzutrat, war Algernon Reed. »So trifft man sich, Mr. Shaughnessey«, sagte er und lüftete den Hut. »Sind Sie allein hier? Dann schließen Sie sich uns an, Sir, kommen Sie mit uns zu den Spieltischen.«
    Auf einen Schlag war Shaughnessey nüchtern. Bei den Spieltischen würde Reed mit Spencer zusammentreffen! Er musste sich schnell etwas einfallen lassen.
    »Bitte, meine Herren, erweisen Sie mir die Ehre, Sie auf einen echten irischen Whiskey einladen zu dürfen!«, rief er. »Der Wirt bezieht ihn von der Brennerei meines Vetters in Kilkenny. Den müssen Sie probieren!«
    Gläser wurden aufgereiht und gefüllt, Grandle brachte einen Toast aus. Als eine zweite Runde eingeschenkt wurde, entschuldigte sich Shaughnessey kurz und eilte zu den Spieltischen.
    Vor Tyler türmten sich Münzen und neue Dollarscheine. Er war bester Laune. William, den wehrhaften Stock unter dem Arm, stand gelassen dabei. Er hatte Tylers bulligen Gegenspieler während der ganzen Partie nicht aus den Augen gelassen und dessen heimliche Absprachen mit dem Stutzer vereitelt. Jetzt, in der Spielpause, flirtete er mit einer hübschen Kokotte, die an seinem Arm hing und seine Aufmerksamkeit auf ihr Dekolleté lenkte. In dem Moment trat Shaughnessey zu ihnen an den Spieltisch, seine Bedrängnis stand ihm ins Gesicht geschrieben.
    Tyler, eine Zigarre zwischen den Zähnen, fragte: »Was haben Sie denn angestellt, Shaughnessey?«
    »Gentlemen, ich muss sofort aus dem Lokal verschwinden! Wäre es zu viel verlangt, wenn ich Sie um Rückendeckung bäte?«
    William und Tyler sahen sich verblüfft an.
    »Sind Sie etwa wegen einer der Huren in Schwierigkeiten?«, fragte William belustigt, als Shaughnessey sich nervös zur Bar umwandte.
    »Wir hätten ihn nicht allein lassen sollen«, sagte Tyler und lachte. »Kommen Sie, Marshall, bringen wir ihn hier raus!« Unter den finsteren Blicken der anderen Spieler stopfte er sich den Gewinn in die Rocktaschen. »Eine Ehrensache, Gentlemen!«, erklärte er den Mitspielern seinen raschen Aufbruch.
    William befreite sich aus dem Griff der Kokotte. »Sie dürfen wieder ungestört Ihrem Broterwerb nachgehen«, sagte er zu den Falschspielern.
    Er und Tyler flankierten Shaughnessey, und zu dritt bahnten sie sich den Weg aus dem gedrängt vollen Lokal.
    Grandle hatte noch eine Runde ausschenken lassen. Während er und seine Freunde dem Whiskey zusprachen, beobachtete Reed unberührt das Kommen und Gehen in dem überfüllten Lokal. Plötzlich spannte sich seine Haltung und er blickte wie gebannt zur Tür.
    »Was ist los, Reed?«, fragte Grandle. »Sie schauen ja aus, als hätten Sie ein Gespenst gesehen!«
    Reed lächelte eigenartig. »Ich musste nur gerade an jemanden denken.«
    Tyler hielt die nächste freie Droschke an. Shaughnessey stieg ein, wünschte eine gute Nacht und fuhr in sein Hotel. William und Tyler gingen zu Fuß weiter. Als sie in die Church Street einbogen, verlangsamten sie ihren Schritt.
    »Darf ich Sie etwas Persönliches fragen, Mr. Marshall?«
    William sah Tyler kurz von der Seite an. »Nur zu.«
    »Haben Sie und Mrs. Lorimer gemeinsame Pläne? Verstehen Sie mich nicht falsch«, fuhr er rasch fort, »aber ich muss das wissen. Ich habe bemerkt, dass sie Ihnen großes Vertrauen entgegenbringt. Sie schätzt Sie sehr, und zu Recht, davon bin ich überzeugt. Doch bei allem Respekt: Antonia Lorimer ist mir nicht gleichgültig!«
    »Tatsächlich?«
    »Jeder erwartet, dass sie sich in absehbarer Zeit wieder verehelicht. Ich will damit sagen, falls Sie ernste Absichten verfolgen, Sir, werde ich aus Fairness Ihre älteren Rechte respektieren und mich nicht um die Dame bemühen.«
    Sie waren vor dem schmiedeeisernen Tor zum Sports Clubstehen geblieben. William merkte, dass Tyler nervös auf eine Antwort wartete.
    »Da Sie von Fairness sprechen«, sagte er endlich, »sollen

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