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Die Plastikfresser

Die Plastikfresser

Titel: Die Plastikfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kit Pedler und Gerry Davis
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Anzüge.
    Die Dame mit der Handtasche erstarrte vor Schreck, als zwischen ihren Beinen eine wabernde Blase aus schwarzem Schaum aufstieg.
    Die Stewardessen zogen sich im stummen Entsetzen langsam aus der Kombüse zurück, die nur noch ein Chaos war. Die Regale mit den Tabletts sanken zusammen, die Becher und Tassen lagen in Pfützen aus schaumigem Morast und die niedlichen Bestecke hatten sich in irre surrealistische Gebilde verformt, hingen und lagen wie farbige, schleimige Schnecken zwischen den Speiseresten.
    Übelriechender Schaum tropfte nun an vielen Stellen in den Mittelgang. Das hübsche Mädchen zog angeekelt schmierige rote Fetzen – die Reste ihres schicken PVC-Mantels von ihrem Kleid, um ihre Hüften hatte er sich zu einem kugelförmigen Gebilde aufgebläht, das immer noch das ursprüngliche Mantelmuster zeigte.
    Die meisten Passagiere saßen apathisch da, einige beteten, andere weinten. Alle paar Minuten versuchte ein Steward vergebens, Leute am Aufstehen zu hindern. Der Gasgehalt in der Kabine stieg, die Luft roch immer fauliger.
    Niemand sprach. Kramer saß zusammengekauert auf seinem Sitz. Howard steuerte das Flugzeug, und die beiden Copiloten und der Flugingenieur schienen tief in der Betrachtung ihrer Instrumentenbänke versunken. Der Wettlauf mit Mutant 50 hatte begonnen.
    Das Ende kam schnell. In einer Armatur unter der Decke berührten sich zwei blanke Drähte, Funken sprühten und das entstandene Gas-Luft-Gemisch entzündete sich.
    Weit draußen auf der eisigen See östlich von Nantucket sah der Kapitän eines kleinen Fischkutters den Lichtschein einer Explosion am Nachthimmel; Sekunden später hörte er einen Knall und sah brennende Wrackteile ins Meer stürzen.
    Er setzte sich an sein Funksprechgerät.
     

17.
     
    Als Anne aufwachte fand sie sich in einem Krankenbett auf der Privatstation des St.-Thomas-Hospitals wieder.
    Neben ihrem Bett saß geduldig Buchan, der hartnäckig allen Versuchen der Schwestern und Ärzte, ihn nach Hause zu schicken, widerstanden hatte.
    Kramers Tod war eben erst bekannt geworden und Buchan wollte es ihr schonend beibringen, ehe sie es im Radio hörte.
    Gerrard lag noch immer in einem anderen Flügel des Krankenhauses im Tiefschlaf und wußte von nichts.
    Anne reichte Buchan die Hand. Der eckige Schotte mit seinem enggeknöpften Tweedmantel und seinem dichten grauen Haar strahlte etwas verläßlich Beruhigendes aus.
    Mit seiner Hilfe rekonstruierte sie nach und nach die Ereignisse der letzten Stunden. Soldaten waren mit Rettungsgerät den Schacht am Portland Place heruntergestiegen und hatten sich bis zu Slayter und Anne vorgearbeitet. Mit Unterstützung von Eisenbahnfachleuten hatte das ganze Unternehmen kaum mehr als eine halbe Stunde gedauert. Auch der Bahnhofsvorsteher war heraufgeschafft und ins Krankenhaus gebracht worden. Purvis wurde tot in dem stillgelegten Tunnel gefunden.
    Anne erkundigte sich nach dem Ausmaß der Katastrophe, und Buchan berichtete ihr von den jüngsten Ereignissen.
    Anne begann sich Sorgen um Kramer zu machen. Warum war er nicht hier?
    Buchan schwieg noch ein paar Atemzüge lang, dann sagte er seufzend: »Da war ein Unfall …«
    »Unfall?«
    »Mit seinem Flugzeug«, fuhr Buchan fort. »Er ist gestern nach Amerika abgeflogen, und das Flugzeug ist als vermißt gemeldet. Es tut mir leid …«
    Anne richtete sich in ihrem Bett auf: »Ich verstehe nicht ganz …«
    Buchan versuchte, es langsam zu erklären. Er berichtete von Kramers Entschluß, sich dem NASA-Ausschuß persönlich zu stellen.
    Anne preßte ihre Hand auf den Mund. Sie wandte sich ab, um nicht die Beherrschung zu verlieren. »Wußte er denn nicht, daß ich …« Sie brachte den Satz nicht zu Ende.
    »Er glaubte, daß er kaum etwas unternehmen konnte«, sagte Buchan. »Er hoffte, rechtzeitig wieder zurück zu sein.«
    »Aber wie konnte er wissen, daß ich gerettet werden würde? Wie konnte er wissen, daß ich da unten nicht umgekommen war?« Sie war empört, und als Buchan versuchte, ihre Hand zu halten, stieß sie wütend seinen Arm zur Seite. Buchan gab keine Antwort.
    Anne überlegte: »Es kann doch unmöglich so wichtig gewesen sein, daß er persönlich zur NASA fliegen mußte.«
    »Er hielt es aber für so wichtig«, sagte Buchan. »Sie kennen ihn doch, wenn er sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat …«
    »Aber er wußte doch, daß ich vermißt war«, sagte sie wieder.
    »Er ist nicht nur hingeflogen, um die Firma zu verteidigen«, sagte Buchan. »Er war zutiefst

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