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Die Plastikfresser

Die Plastikfresser

Titel: Die Plastikfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kit Pedler und Gerry Davis
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Berichtsbogen vermerkt, dann wanderte der Objektträger in eine Desinfektionswanne.
    Eine dritte Gruppe von Wissenschaftlern führte Untersuchungen zur Bestimmung der antibiotischen Reaktionsfähigkeit durch. Sie arbeitete mit Schüsseln, die den anderen Kulturschüsseln ähnlich waren, nur daß hier auf jeder Schicht von frischgezüchteten Bazillen ein Ring von kleinen Filterpapierscheiben lag. Jede Scheibe war mit einem Antibiotikum präpariert. Auf diese Weise mußte jede, von dem Antibiotikum verursachte Wachstumsbeschränkung als durchsichtiger Vorhof auf den Scheiben sichtbar werden.
    In der immunologischen Abteilung saßen drei Frauen in Laborkitteln, durch eine improvisiert aufgebaute Plexiglasscheibe geschützt, vor einem Abzug für chemische Gase. Mit einer Pipette gaben sie sorgsam dosierte Tropfen reinen Serums in Hunderte von kleinen Reagenzgläsern, die auf Kupferständern aufgereiht waren. Jeder geimpfte Ständer wurde dann im danebenstehenden Wasserbad auf Körpertemperatur erhitzt.
    Über dem nervösen Treiben im Institut hing ein Geruch wie von einer abgestandenen Suppe, der von den Kulturböden herrührte. Die Luft war feucht von den Dampfsterilisationsgeräten in einem benachbarten Laboratorium. An den Fensterscheiben flossen kleine Wasserbäche herab.
    In einem Laboratorium war durch eine Glaswand ein kleinerer Raum abgeteilt worden. Hier herrschte, im Gegensatz zum tropischen Dunst der Labors, eine trockene, kühle Atmosphäre. Hier saß Professor Kendall, ein dünner, vogelähnlicher Mann mit grauem Haar. Vor ihm, auf der Schreibtischkante, saß Wright; daneben, in einem Sessel, abgearbeitet und müde, Luke Gerrard. Scanion kam herein und nahm auf einem Bürostuhl neben Kendall Platz.
    Kendall, der in unangenehmer Weise die Konsonanten überbetonte, wenn er sprach, sagte: »Wenn wir ganz ehrlich sein sollen – bis jetzt haben wir nur Nieten gezogen. Bedenken Sie: wir haben es mit allen bekannten Antibiotikas versucht. Nur einer hat eine gewisse Reaktion erzeugt, Neomycin D …«
    »Warum nehmen wir das nicht?« unterbrach ihn Wright.
    »Weil es, mein lieber Mr. Wright, auf der ganzen Welt nicht genug ›D‹ gibt, um auch nur ein paar Quadratmeter zu sterilisieren. Da müssen wir, fürchte ich, schon ein beträchtliches Mehr an Genialität aufbringen. Nein, wir haben nur Nieten gezogen, und das sollten wir ruhig zugeben. Das ist die Lage.«
    »Ich bin überzeugt, daß die Verbreitung des Erregers in Verbindung steht zu der Verbreitung der Polymere, die bei der Herstellung der biolöslichen Flasche verwendet wurden«, sagte Gerrard. »Überall wo wir da unten den Rest einer Flasche fanden, war auch eine verstärkte Aktivität der Bakterien festzustellen. Ich habe die Beweisstücke mitgebracht, Sie haben sie selbst gesehen.«
    »Was hilft uns das weiter?« sagte Wright, als ob er etwas verteidigen müßte. »Nur weil die Biester unsere Flaschen mögen, bedeutet das noch lange nicht, daß sie die Ursache sind.«
    »Das habe ich damit auch nicht sagen wollen«, erwiderte Gerrard.
    »Ich habe nur gesagt, daß da eine Verbindung besteht.«
    »Was schlagen Sie vor?« fragte Kendall.
    »Ich bin mir noch nicht ganz sicher«, sagte Gerrard nachdenklich. »Ich habe da irgendeine Idee, die sich noch nicht formulieren lassen will. Irgendeine unbestimmte Ahnung, mehr ist es im Augenblick noch nicht.« Er dachte einen Augenblick lang nach. »Warum wirken die gewöhnlichen Desinfektionsmittel nicht?«
    »Sie wirken schon – in gewisser Weise«, sagte Kendall. »Und das ist ja auch im Augenblick das einzige, womit die Entseuchungstrupps arbeiten können. Die Sache ist nur, – sie wirken lediglich auf Oberflächen. Was wir brauchen, ist eine tieferwirkende Angriffsmöglichkeit. Etwas, das dieses Zeug an der Wurzel packt. Wenn wir erfolgreich mit Desinfektionsmitteln arbeiten wollten, müßten wir ja ganz London mit Lysol oder etwas Ähnlichem überfluten. Das ist einfach unmöglich. Nein – wir müssen eine spezifischere Lösung finden. Etwas, das dem Mutanten verwandt ist.«
    »Angenommen ich hätte recht«, sagte Gerrard. »Angenommen, es hätte wirklich etwas mit dem Plastikmaterial zu tun, das unsere Gruppe hergestellt hat.« Er wandte sich an Wright: »Als Sie das Plastik-Molekül entwickelten, – was waren da Ihre Überlegungen? Wie sind Sie zu dieser Molekularstruktur gelangt?«
    »Die Hauptaufgabe war«, sagte Wright, »lange Polymer-Ketten mit instabil reagierenden Querkopplungen zu finden.

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