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Die Plastikfresser

Die Plastikfresser

Titel: Die Plastikfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kit Pedler und Gerry Davis
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er Betty anrufen und ihr sagen, er habe es sich anders überlegt. Sollte sie doch ihren fetten Hintern ein bißchen bewegen. Er vertiefte sich in die Zeitungen.
    Die Flugzeugkatastrophe hatte sich vor einer Woche ereignet. Er blätterte die Seiten um und suchte nach den diesbezüglichen Berichten. Er fand nichts Abschließendes über das Versagen der Isolation. Unterbeschäftigte Kommentatoren, immer auf der Suche nach einer guten Story, boten zahlreiche Ursachen an. Die Untersuchungen liefen, die Befragungen waren noch im Gang. Mit einem Gefühl der Enttäuschung legte er das letzte Blatt beiseite. Als er den Stapel zur Seite schob, fiel ihm eine andere Schlagzeile ins Auge. Die Meldung bezog sich auf den gigantischen Zusammenbruch des Verkehrs in der Stadtmitte von London.
    Er las den Bericht sorgfältig und sah dann die Zeitungen der darauffolgenden Tage durch. In einer Zeitung fand er die Wiedergabe einer Pressekonferenz, die ein Mann namens Slayter gegeben hatte, der Erfinder eines neuen Straßenkontrollsystems, und in dieser Pressekonferenz hatte er den Ausfall einer Isolation in einem Computer für die Ereignisse verantwortlich gemacht.
    Wieder ein Ausfall von Isolation! Welcher Isolation? Er betrachtete die Musterstücke an der Wand. Aminostyren wurde, in einer modifizierten Form, vielfach auch als Isolationsmaterial verwendet. Es war gewiß eine vertretbare Annahme, daß in beiden Fällen die Verdrahtungen mit diesem Zeug überzogen worden waren. Angenommen, dort hätte sich das gleiche Versagen ereignet? Aminostyren – Degron: was gab es für Strukturunterschiede zwischen beiden Plastikmaterialien?
    Was sollte er nun tun? Kramer anrufen? Gerrard hatte das Gefühl, daß der Mann sich immer mehr von ihm entfernte. Der neue Kramer stieß ihn ab. Wahrscheinlich würde er bei ihm ein ähnliches Echo haben wie bei Wright. Sie hatten nun andere, wichtigere Projekte auf dem Tisch, als wieder zurückzugehen und etwas zu überprüfen, was für sie längst Vergangenheit war. Er mußte seiner Hypothese sehr, sehr sicher sein; dazu brauchte er mehr Fakten. Er blickte wieder in die Zeitungen. Dieser Slayter war zur Zeit beurlaubt, aber offenbar immer noch beim Verkehrsministerium beschäftigt. Er griff zum Telefonbuch.
     
    * * *
     
    Slayter kam mit Verspätung. Sie hatten sich in einem Lokal in Westminster verabredet, das versteckt hinter der St. James Street lag, in der Nähe des Ministeriums. Am Telefon hatte Slayter ausweichend geantwortet; wegen Gerrards kanadischem Akzent hatte er wohl befürchtet, daß ihm nur wieder ein Journalist an den Kragen wollte. Gerrard hatte ebenfalls gezögert, seine Gedanken am Telefon offen auszusprechen. Wenn er sich irrte, dann war es unverantwortlich, wenn ausgerechnet ein Mann aus Kramers Team lauthals Zweifel am eigenen Produkt äußerte. Besser war es, Slayter erst einmal anzuhören, ohne sich zuviel zu vergeben.
    Slayter war ziemlich nervös. Ein Mann, der unter schwerem Druck stand. Gerrard bestellte ihm einen großen Whisky. Slayter füllte das Glas bis zum Rand mit Soda auf und schüttete es hinunter wie Bier.
    »Sie sehen aus, als könnten Sie es brauchen«, sagte Gerrard und deutete mit einem Kopfnicken auf das Glas. Er hatte auch einen Whisky vor sich, einen einfachen. Er wollte Slayter aushorchen, und es sollte nicht so offenkundig sein. Ein Bier gegen einen doppelten Whisky, das hätte so ausgesehen, als wollte er dem anderen die Zunge lösen.
    Slayter sagte: »Arbeiten Sie nie für große Organisationen, da gibt es immer zu viele Leute, die Angst haben.«
    Slayter trank sein Glas aus und bestand darauf, auch eine Runde auszugeben. Er wirkte nun etwas entspannter.
    Gerrard betrachtete interessiert den kleinen, untersetzten, kräftig wirkenden Mann mit dem sauberen, offenen Gesicht. Slayter gefiel ihm, und er fragte sich, wie lange er wohl in der Regierungsforschung mit all ihrer Bürokratie und Individualitätsfeindlichkeit überleben würde. Slayter schien viel zu ungeduldig, zu impulsiv und zu offen, um es lange im Behördendienst aushalten zu können. Er sprach in kurzen, stakkatohaften Ausbrüchen, offensichtlich war er ein intensiver, schneller Denker. Die zeitweilige Beurlaubung und die Bedrohung, der er sich ausgesetzt sah, gaben ihm die Haltung eines Gefangenen, ja fast eines Paranoikers. Jedesmal, wenn Gerrard sprach, war Slayters Antwort vage. Er war offensichtlich mißtrauisch.
    »Um was geht es Ihnen eigentlich?« fragte er. »Ich möchte gern wissen, mit

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